Nach nur 68 Tage als Trainer der englischen Nationalmannschaft ist Samuel „Big Sam“ Allardyce seinen selbsterklärten Traumjob schon wieder los. Die Umstände sind für... „You say it best, when you say nothing at all“

England - Flagge_abseits.at

Nach nur 68 Tage als Trainer der englischen Nationalmannschaft ist Samuel „Big Sam“ Allardyce seinen selbsterklärten Traumjob schon wieder los. Die Umstände sind für die FA mehr als peinlich.

In der Retrospektive wäre es manchmal besser gewesen, einfach mal den Mund zu halten. Diese Einsicht kommt für den ehemaligen Trainer der „Three Lions“ Sam Allardyce leider zu spät. Es braucht wohl keine tiefgründige Einblicke in das Seelenleben von Allardyce, um zu erraten, dass sich dessen Gedanken derzeit reuevoll um ein Treffen mit vermeintlichen Geschäftsleuten dreht, bei dem er den guten Ratschlag des verbalen „weniger ist mehr“ nicht berücksichtigte.

Verhängnisvoll für den 61-Jährigen wurde dieses scheinbar harmlose Business-Meeting durch die Tatsache, dass es sich bei seinen Gegenübern nicht um Vertreter einer ostasiatischen Firma, sondern um verdeckt recherchierende Journalisten handelte. Verhängnisvoll deswegen, da Allardyce den Journalisten ungeniert erklärte, wie man geltende Transferrichtlinien der FA umgeht.

Seit 2008 verbietet der englische Fußballverband, eine Teilhabe an Transferrechten von Spielern zu erwerben. Durch solche Vereinbarungen sichern sich Investoren Anteile an zukünftigen Transfersummen. Vor allem in Südamerika waren diese Art der Verträge Gang und Gebe bis auch die FIFA 2015 dieser Praxis einen Riegel vorschob.

Die englische Tageszeitung „Daily Telegraph“ veröffentlichte einen Videoausschnitt des Treffens, in dem zu hören ist, wie Allardyce Möglichkeiten aufzeigte, die bestehenden Regeln zu umgehen: „Das ist kein Problem. Das kannst du immer noch umgehen. Da liegt offenbar das große Geld“. Zusätzlich soll er sich in dem Video noch über seinen Vorgänger Roy Hodgson und FA-Präsident Prinz William lustig gemacht haben.

Überdies handelte „Big Sam“ einen Beratervertrag über umgerechnet 460.000 Euro aus. Dieser beinhaltete, dass der Fußballlehrer bei mehreren Veranstaltungen vor potenziellen ostasiatischen Investoren als Redner auftritt. Er wies jedoch darauf hin, dass es vor seiner Unterschrift der Zustimmung der FA bedürfe. Trotzdem erzürnt gerade diese Beratertätigkeit die englische Öffentlichkeit. Allardyces Vertrag als Nationaltrainer ist mit 3,5 Millionen Euro dotiert; in Zeiten wachsender sozialer Ungerechtigkeiten erntet er für seine Gier vor allem wütendes Kopfschütteln.

Am Dienstag musste Allardyce vor dem FA-Vorsitzenden Greg Clarke und Generaldirektor Martin Glenn zu den Geschehnissen Stellung beziehen. Er entschuldigte sich für seine Äußerungen und stellte klar, dass es für seine Vorschläge gegenüber den vermeintlichen Geschäftsleuten ebenfalls die Zustimmung des englischen Fußballverbands gebraucht hätte.

Eine Erkenntnis, die für die Erhaltung seines Jobs zu spät kam. Die FA bestätigte noch am selben Tag die Trennung beider Parteien im gegenseitigen Einvernehmen. Das Verhalten von Allardyce sei eines Trainers der englischen Nationalmannschaft unangemessen gewesen.

Nach dem peinlichen Aus bei der Europameisterschaft im Achtelfinale gegen Island und der anschließenden Entlassung von Roy Hodgson, sorgt die Trennung von Allardyce, der bisher erst bei einem Spiel an der Seitenlinie stand, für den nächsten großen Kratzer am eh schon beschädigten Image des Verbandes.

Für die nächsten vier Spiele wird der Trainer der U21, Gareth Southgate, das Amt des Teammanagers übernehmen.

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