Am Morgen wurden wir in Bordeaux vom stauenden Frühverkehr empfangen. Dass es an diesem Tag schlimmer als üblich war, lag vor allem am Streik... EM-Tagebuch aus Bordeaux und Nizza (23): Von der EM-Enttäuschung auf Kärntner Sportplätze

_Frankreich EM 2016 KarteAm Morgen wurden wir in Bordeaux vom stauenden Frühverkehr empfangen. Dass es an diesem Tag schlimmer als üblich war, lag vor allem am Streik der Verkehrsbetriebe, die trotz des heutigen EURO-Spiels nur eingeschränkt operierten. Im Hotel angelangt, wurde uns schon früher das Zimmer zur Verfügung gestellt und ein Kaffee im Frühstücksraum angeboten. Dort kam es auch zum ersten Aufeinandertreffen mit ungarischen Fans. Nach dem Fachsimpeln über die Qualifikation, die Vorbereitung und die Ausgangslage des heutigen Spiels ging es gemeinsam per Bus in die Innenstadt von Bordeaux.

Österreich – Ungarn 0:2 (0:0)

Im Zentrum war logischerweise Rot die tonangebende Farbe, zumal dies die Farbe der Heimtrikots beider Teams ist. In den Straßen traf man auch auf einige bekannte Gesichter, jedoch wurde ich von ungarischen Fans aufgrund meines Österreich-T-Shirts viel öfters angesprochen. Meistens waren sie perplex, dass ich ihnen in ihrer Landessprache antworten konnte, aber das brach auch meistens das Eis und es entwickelte sich eine nette Unterhaltung.

So auch vor dem Stadion. Dort ist die Stimmung ausgelassen, beide Fangruppen sind sich siegessicher und es wird zusammen getanzt, getrunken und für gemeinsame Fotos posiert. Mein Dank gilt hierbei auch an jene Ungarn, die ihren selbstgebrannten Barackpálinka (= Marillenschnaps) mit uns teilten.

Im Stade Bordeaux-Atlantique wurde dann die Anspannung schon etwas größer. Der Anpfiff zu diesem Spiel, auf das viele in unserem Land schon mit großer Vorfreude warteten, rückte näher und näher. Da wir über den ungarischen Verband unsere Tickets bezogen, saßen wir am Rand der ungarischen Kurve und hatten so einen guten Blick auf die Choreographie im Sektor der Österreicher. Auch bei der Hymne wurde stolz mitgesungen, selbst wenn man von ungarischen Zuschauern umgeben war.

Nach gerade einmal 31 Sekunden hatten wir den Torschrei bereits auf den Lippen, als Alabas Weitschuss an die Innenstange ging und der Ball von dorthin wieder ins Feld zurücksprang. Leider ging das österreichische Spiel danach nicht so druckvoll weiter. Österreich fand keine spielerischen Mittel um gegen ein kompaktstehendes und hart spielendes Ungarn anzukommen. Somit war der Pausenstand von 0:0 eine logische Konsequenz. Da sich auch nach dem Seitenwechsel wenig am Charakter dieses Spieles änderte, kamen erstmals die Gedanken auf, dass man diesen fix eingeplanten Sieg gegen ein bieder spielendes Ungarn doch nicht einfahren wird können und man sich wohl mit einem Punkt zufrieden geben muss.

Doch wenn man glaubt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann, passiert meistens das Gegenteil. Ungarn, das bislang nicht wirklich durch Offensivbemühungen auffiel, schloss einen Konter zum 1:0 ab. Das wäre auch noch nicht so schlimm gewesen, denn im Gegenzug zappelte der Ball im Netz der Ungarn. Doch der Schiedsrichter verwehrte die Anerkennung dieses Treffers und schickte Dragovic aufgrund einen vorangegangen Fouls vom Feld.

Immerhin stemmte sich das Team sogar mit 10 Mann noch gegen die drohende Niederlage und hatte weiterhin mehr Spielanteile. Allerdings agierte man vor dem Tor ideenlos und so brachte eine Unachtsamkeit den Ungarn drei Minuten vor dem Spielende einen weiteren Konter, den sie ebenso eiskalt verwerteten. Das Spiel war entschieden und in Mitten von tausenden ungarischen Fans, die freudentaumelnd mit ihrer Mannschaft feierten, blickte ich rauf in den Abendhimmel. Mit dem Gedanken daran, dass ich Mühen und Strapazen auf mich genommen habe, damit ich sehe, wie meine Nationalmannschaft vollkommen versagt, kullerten mir einige Tränen über die Wange.

Ich gratulierte meinen Sitznachbarn zum Erfolg, denn Ungarn hat mit dem zu erwarteten Spielstil und mit wirklich einfachen Mitteln dieses Spiel für sich entschieden. Auf dem Heimweg war man natürlich niedergeschlagen. Die eigene Vermutung, dass der Ausgang dieses Spiel ausschlaggebend für den Weiterverbleib im Turnier ist, wurde von anderen Österreichern in der Straßenbahn ebenfalls geteilt. Sie meinten trocken: „Das war´s, da kommt nichts mehr. Immerhin sparen wir durch das Ausscheiden in der Vorrunde eine Woche Urlaub.“  Apropos Straßenbahn. Diese fuhr am Abend nicht mehr bis zu unserem Hotel an den Stadtrand, genauso wenig wie der am Vormittag verwendete Bus. Immerhin brachte uns ein Bus in die Nähe des Hotels. Doch es sollten noch fünf Kilometer zurückzulegen sein, bis man körperlich geschlaucht und leer im Geiste ins Bett fallen konnte.

Spanien – Türkei 3:0 (2:0)

Die nächsten beiden Tage wurden fußballfrei verbracht. Nach einem Ausflug an die Atlantikküste und die Bucht von Arcachon ging es rund 400 Kilometer gegen Westen, um in Carcassonne Halt zu machen und die größte Festungsanlage Europas besichtigen zu können. Am Freitagmorgen ging es dann weitere 400 Kilometer westwärts, wo wir am frühen Nachmittag Nizza erreichten.

Wie auch schon Lyon wurde das sich am Stadtrand befindliche Stadion zeitig angefahren und nachdem ein Parkplatz gefunden war, wurde ein Snack im Supermarkt gekauft und die Abendstunden unter der Sonne der Côte d´Azur auf einer Parkbank verbracht.

Doch diese Idylle währte nicht lange, denn schon bald kamen aus allen Himmelsrichtungen die Zuschauer zum heutigen Spiel. Das war auch für uns auch das Zeichen zum Aufbruch um uns in das Allianz Riveria, das während der EURO einfach den Namen Stade de Nice trägt, zu begeben. Wie auch schon bei all den anderen von uns besuchten Spielen dieser Europameisterschaft lief vor und im Stadion unter den Fans alles friedlich ab. Sowohl die Spanier als auch die Türken waren vor dem Spiel in bester Feierlaune und vertrieben sich gemeinsam die Zeit bis zum Anpfiff.

Der amtierende Europameister aus Spanien ging als Favorit in dieses Spiel, aber auch die Türkei durfte sich an diesem Abend nicht verstecken, denn nach ihrer Auftaktniederlage gegen Kroatien war man diesmal schon zum Punkten verdammt, wollte man die Aufstiegschancen wahren. Allerdings sollte dieses Spiel ganz nach der Papierform verlaufen. Spanien kontrollierte das Geschehen auf dem Rasen und schlug bereits vor dem Seitenwechsel zweimal zu. Da der dritte spanische Treffer kurz nach der Pause fiel, konnten die Iberer einen Gang zurückschalten und das Ergebnis verwalten.

Die türkischen Fans waren aufgrund der schwachen Leistung ihrer Mannschaft erbost und so wurden Kapitän Arda Turan und Hakan Çalhanoğlu als Sündenböcke auserkoren. Sie wurden bei jedem Ballkontakt mit Pfiffen bedacht. Doch gegen Ende der Partie zeigten sich die türkischen Fans wieder von ihrer besseren Seite und machten bei der vom spanischen Fansektor gestarteten La-Ola-Welle mit. Nach dem Schlusspfiff feierten sie zumindest ihr Land und sich selbst mit bengalischen Feuern und Gesängen.

Der Schlusspfiff in Nizza war zugleich der Schlusspfiff unserer EURO-Tour. Es stand aber noch die dritte Nachtfahrt, auf der Italien durchquert wurde, auf dem Programm. Aber selbst wenn die Spielbesuche bei EURO abgeschlossen waren, hörte der Ball nicht auf zu rollen, denn wenige Stunden später ging es weiter zum nächsten Spiel. Doch statt einem EURO-Stadion in Frankreich wartete ein Sportplatz auf uns, denn um 14:00 Uhr war im Kärntner Weitersfeld Anstoß. Was für ein Kontrastprogramm zu den Spielen der vergangenen Woche.

Heffridge, abseits.at

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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