Effizienz entscheidet: Red Bull Salzburg scheitert am FC Basel!
Europa League 21.März.2014 Rene Maric 2
Mit viel Glück und mehr Abgezocktheit setzt sich der FC Basel gegen Red Bull Salzburg durch. Der österreichische Vertreter konnte trotz einer enormen Anzahl an Chancen und einer eigentlich überaus starken Partie das Weiterkommen vor heimischem Publikum nicht sichern.
Basel bleibt der Dreierkette treu
Ähnlich wie im Hinspiel agierten die Baseler auch dieses Mal mit einer Dreierabwehr. Ajeti, Suchy und Sauro bildeten die Dreierkette vor Torwart Sommer und sollten wie im Hinspiel die Bewegungen der beiden Stürmer und das Hereinrücken der Salzburger Flügelstürmer neutralisieren. Aus dem 3-4-1-2/3-4-2-1 wurde immer wieder ein 5-2-3/5-3-2, in welcher Stocker eine pendelnde Rolle zwischen Mittelfeld und Sturm übernahm; diese Rolle spielte in der ersten Partie Delgado auf der gleichen Position. Doch dieses Mal sollte die Dreierkette nicht die Wirkung entfalten, die sie in der ersten Begegnung hatte.
Salzburg korrigiert die eigenen Fehler
Von Beginn an erspielten sich die Bullen Chancen im Minutentakt. Vor dem 1:0 und vor dem Platzverweis für Basel hatten sie schon drei Chancen, mit denen sie durchaus hätten führen können. Dies lag auch daran, dass die einrückenden Bewegungen der Flügelstürmer besser eingebunden wurden. Einerseits war das Kombinationsspiel dynamischer und die Flügelstürmer holten sich die Bälle tiefer ab; andererseits agierten die Außenverteidiger höher und ermöglichten dadurch den Flügelstürmern das Einrücken, ohne dass sie einfach gedoppelt werden konnten. Sowohl Klein als auch Svento spielten offensiver als noch in der ersten Partie und konnten die nötige Unterstützung ganz vorne bieten.
Zusätzlich funktionierte das Pressing und Gegenpressing hervorragend in der Anfangsphase. Basel kam nie zum Kontern, Rodnei und besonders Ramalho rückten im Umschaltmoment immer wieder nach vorne und fingen viele Bälle schon vor der Mittellinie ab. Der bei den Baslern als Zielspieler für lange Bälle eingesetzte Streller als Mittelstürmer hatte selten die Möglichkeit den Ball zu behaupten und seine Mitspieler nach vorne rücken zu lassen. Zu zehnt wurden die Probleme der Schweizer noch klarer.
Die rote Karte verändert das Spiel
Nach dem Platzverweis mussten die Basler gezwungenermaßen umstellen. Zuerst schienen sie dabei mit einem 3-3-2-1/3-3-1-2 weiterzumachen, in welchem sich Sio und Stocker an den Sechsern der Salzburger zu orientieren schienen. Wirklichen Sinn ergab diese Spielweise aber nicht; Red Bull kam hervorragend in die offenen Halbräume mit Mané und Kampl, die aufrückenden Läufe der Flügelstürmer waren nun noch effektiver und Basel schien auseinander zu brechen. In dieser Phase wirkte Red Bull am stärksten und hätte vermutlich das Spiel dominiert, wenn nicht ein unangenehmer Zwischenfall alles verändert hätte.
Die Spielunterbrechung raubt der Partie die Dynamik
Die Basler Fans bewarfen Red Bulls Spieler bei Ecken und Einwürfen vor dem Gästeblock u.a. mit Plastikflaschen. Der Schiedsrichter sah sich gezwungen das Spiel für fast eine Viertelstunde zu unterbrechen, was einerseits bedeutete, dass sich die Basler sammeln und taktisch anpassen konnten; ein physischer wie strategischer Vorteil. Dank der Ausruhphase konnten sie ihre Formation ändern, sich ausruhen und mit frischem Elan ins Spiel zurückgehen.
Andererseits hieß dies aber auch, dass die Salzburger mitten in ihrer Drangphase unterbrochen wurden. Nach der Spielunterbrechung dauerte es etwas, bis sie wieder in ihren Rhythmus und generell in die Partie fanden. Von Minute 32 bis Minute 46 hatte Red Bull nur einen einzigen Abschluss, bis zur 32. Minute waren es ganze acht gewesen. Neben der Unterbrechung spielte aber auch die Anpassung Yakins eine wichtige Rolle.
Basels undefinierbare Formation
Von dem vermuteten 3-3-2-1 wich Yakin spätestens nach der Spielunterbrechung ab. Was darauf folgte, ist schwierig zu beschreiben. Lediglich die Viererkette und die Doppelsechs davor waren klar erkennbar, doch die Aufgaben der drei verbliebenen Offensivspieler waren nicht eindeutig. Stocker und Sio spielten manchmal in der Defensivphase nebeneinander vor der Doppelsechs, wodurch ein 4-2-2-1 entstand. In Ballbesitz schob Sio oftmals nach vorne, was wiederum ein 4-2-1-2 bedeutete. Manchmal bewegte sich Stocker aber auch nach hinten und unterstützte das Mittelfeld, Sio oder Streller ließen sich dabei gelegentlich vor das Mittelfeld zurückfallen. Das wiederum sah dann einem 4-3-1-1 ähnlich.
Unabhängig davon, in welchen Phasen es wie genau aussah, war die strategische Bedeutung entscheidend. Mit der fast immer sehr engen Viererkette ließ man die Flügelräume auch defensiv offen und verengte stattdessen die Mitte. Die Doppelsechs sicherte den Zwischenlinienraum und hielt sich nahezu durchgehend eng vor den Innenverteidigern auf. Diese hohe Kompaktheit drückte die Salzburger auf den Flügel und verhinderte deren gefährliche Schnellkombinationen durch die Mitte und die Halbräume. Dazu nutzten die Basler ihre Stärke nach Standards: Schon gegen Aarau am Wochenende in der Schweizer Liga erzielten sie vier Tore nach ruhenden Bällen, all ihre drei bisherigen Treffer in der Europa League hatten sie ebenfalls per Kopf erzielt. Gegen die Bullen kamen in beiden Kategorien zwei weitere Tore hinzu. Diese zwei Treffer versetzten den Bullen den Todesstoß.
Salzburg verzweifelt und Roger Schmidt reagiert
Nach dem 1:1 und dem 1:2 fielen die Salzburger in sich zusammen. Vom Ausgleichstreffer bis 18 Minuten (also eine Dauer von 27 Minuten) nach dem Rückstand hatten die Hausherren exakt vier Schüsse. Es war ihre zweite schwache Phase in dieser Partie, wo sie sich kaum nach vorne arbeiten konnten. Basel konterte mit Unterzahlkombinationen und langen Bällen, war aber letztlich keineswegs dominant oder ebenbürtig, sondern lediglich effizient. Red Bull hatte nun Probleme im Kreieren von Chancen, weil die Basler zu tief standen und zu kompakt agierten. Gleichzeitig kamen einige individueller Fehler im Kombinationsspiel hinzu.
Daran konnten auch Schmidts Änderungen und Anpassungen nicht ändern. Kampl und Mané agierten noch freier und verließen ihre Positionen noch stärker in Richtung Mitte, teilweise tauschten sie auch die Flügel oder blieben bei gegnerischen Angriffen vorne, um direkte Konter versuchen zu können. Zulj für Ilsanker als zusätzlicher Stürmer brachte keinen frischen Wind. Wenige Minuten später wurde Berisha für Soriano eingewechselt und es blieb beim 4-1-3-2 in der Offensive, in welchem Berisha aber sich immer wieder neben Leitgeb fallen ließ und sich Bälle vor der Abwehr abholte. Auch die Einwechslung von Meilinger für Svento und die totale Offensive in der Schlussphase brachte keine Änderung.
Fazit: Die Chancenverwertung entscheidet
Es war keineswegs eine schlechte Leistung der Bullen; sie waren die klar bessere Mannschaft über 90 Minuten, trotz einer schwächeren zweiten Halbzeit. Eigentlich hätten sie sich den Einzug ins Viertelfinale verdient, doch die schwache Chancenverwertung machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Beim „Expected Goals“ – eine Formel, die jeder Chance einen statistischen Erwartungswert zuschreibt – hätten die Salzburger eigentlich mit 4:1 gewonnen. Am Ende des Tages sind solche Spielereien natürlich hinfällig; die Bullen sind ausgeschieden, während der FC Basel ins Viertelfinale einzieht.
Rene Maric, abseits.at
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