Ideenlos im Kombinationsspiel – Red Bull Salzburg startet mit 2:2 in die Europa League
Europa League 19.September.2014 Alexander Semeliker 0
Zum Start der UEFA Europa League empfing Red Bull Salzburg den schottischen Meister Celtic FC. Vor rund 18.000 Zuschauern in der Red Bull Arena trennten sich die beiden Teams mit einem 2:2-Unentschieden. Dabei kämpften die Gastgeber erneut mit den Problemen im Kombinationsspiel, die es seit dem Trainerwechsel im Sommer gibt.
Im Wesentlichen hatte Red Bull Salzburg die Partie die volle Spielzeit über in Griff, allerdings geriet man durch zwei Weitschusstore zweimal in Rückstand. Sowohl Mubarak Wakaso als auch Scott Brown setzten ihre Versuche von außerhalb des Strafraums volley in die Maschen. Für die Bullen trafen Alan und Jonathan Soriano.
Passives Celtic mit bärenstarkem Schlussmann
Die beiden Torschützen begannen wie gewohnt als Sturmduo in der nominellen 4-4-2-Grundformation, die auf dem Feld jedoch kaum zu sehen war. Es gab erneut einen sehr starken Fokus auf den linken offensiven Halbraum. Kevin Kampl rückte sehr weit ein und Soriano ließ sich oft zurückfallen, während Christoph Leitgeb auf der Doppelsechs deutlich höher spielte als Stefan Ilsanker.
Celtic begann in der gewohnten 4-2-3-1 und formierte sich gegen den Ball in einem 4-4-2, was aufgrund der passiven Spielanalage (42% Ballbesitz) vor allem in der ersten Halbzeit über weite Strecken zu sehen war. In der zweiten Halbzeit stellten die Gäste dann auf eine 4-3-3-Formation um und wurde aktiver. Dadurch kamen die Salzburger häufiger in Pressingsituationen und hatten mehr Platz, den sie auch gut nutzen und einige Male gut vor das Tor von Craig Gordon kamen. Dieser spielte an diesem Tag jedoch bärenstark, sorgte mit seinen Paraden dafür, dass Celtic nie zu weit aufmachen musste.
Salzburgs Probleme beim Halbraumfokus
Genau damit hatte Red Bull Salzburg nämlich die meisten Probleme. Wie in einem anderen Artikel bereits ausgeführt wurde, haben sich die Offenstrukturen unter Hütter verglichen mit der Schmidt-Ära verändert. Die Staffelung wirkt chaotischer, die Halbräume werden extremer überladen und die Außenverteidiger gehen erst spät in die Tiefe, wodurch in den hohen Zonen die Breite fehlt. So konnte man, wenn überhaupt, nur mit Vertikalpässen zwischen die Linien kommen. Dann stand man sich aufgrund der hohen Dichte im Halbraum simpel ausgedrückt aber selbst auf den Füßen.
In diesem Bild sieht man eine beispielhafte Szene dafür. Zwar gelang es den Salzburgern den Ball verhältnismäßig lange unter Kontrolle zu halten, allerdings war ein kontrolliertes Spiel in die Tiefe aufgrund der hohen Spielerdichte nicht möglich. Auch in der letzten Saison unter Roger Schmidt zogen die Bullen oft Kombinationen durch den Zwischenlinien auf und kamen so schnell hinter die gegnerische Abwehr, allerdings war man dabei strukturierter. Einzig Kampl spielte in diesem Spiel in der einen oder anderen Situation von innen nach außen, holte sich dabei aber nur den Ball und dribbelte mit diesem dann wieder in die Mitte.
Rückkehr zum Chaospressing?
Auch die leichten Unsauberkeiten im Spiel gegen den Ball konnte man im Rahmen dieser Partie wieder erkennen. Der Ballfokus war zwar auch unter Schmidt sehr markant, allerdings fällt er mittlerweile noch extremer aus. Hinzu kommt, dass sich die Salzburger nun auch noch stärker am Mann und nicht im Raum orientieren. So konnte man in einzelnen Szene Ansätze des Chaospressings sehen, welches der SV Grödig letzte Saison praktizierte.
Die Salzburger attackieren in dieser Szene zu viert den Ballführenden, können den Ball aber dennoch nicht vollständig unter Kontrolle bringen. Für Celtic reicht es, dass der Ball auf die Außenbahn gespitzelt wird und schon kann der Rechtsverteidiger in kurzer Zeit viel Raum gewinnen. Auch beim ersten Gegentor hatte man zwar eine lokale Überzahl, was auf den ersten Blick kompakt wirkte, aber aufgrund der Mannorientierungen instabil war.
Salzburg verschiebt wie auch letzte Saison stark zum aktiven Flügel, was man insbesondere am weit herübergerückten Kampl, der eine Manndeckung eingeht, erkennt. In solch einem extremen Maß sah man das in der letzten Saison allerdings nicht, weil man eben stärker im Raum verteidigte. Auch Ilsankers Rolle ist in dieser Szene interessant. Er steht hinter seinen Mitspielern – im Sinne von näher zum Tor –, was im Sinne der mannorientierten Deckung aus richtig ist. Würde einer seiner Mitspieler überspielt werden, wäre er sofort zur Stelle.
Dies ist hier jedoch nicht der Fall, denn Celtic lässt den Ball kurz prallen und verlagert dann. Aufgrund der erwähnten Faktoren – Kampl in Manndeckung, Ilsanker als Absicherung – ist dieser Weg zum ballfernen Flügel nicht verstellt und die Schotten gehen überraschend in Führung. In der Aufteilung von letzter Saison wäre Ilsanker nicht direkt hinter, sondern hätte die Zentralachse besetzt und wäre wohl zur Stelle gewesen – ebenso Kampl. Dadurch konnten individuelle Nachlässigkeiten wie jene von Soriano, der seinen Gegenspieler laufen ließ, besser korrigiert werden.
Alexander Semeliker, abseits.at
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