Transfers erklärt: Darum wechselten Mandzukic und Douglas Costa ihre Vereine
DeutschlandItalien 7.Juli.2015 Rene Maric 0
Wie schon in der vergangenen Sommertransferperioden gehen wir in dieser Rubrik auf einzelne fixe Transfers zumeist größerer Vereine ein, wo die Hintergründe und Motive beleuchtet werden. Wieso holt eine Mannschaft diesen Spieler? Wer ist dieser Spieler überhaupt? Was erwartet sich sein neuer Verein von ihm? Kann er die Erwartungen in seinem neuen Verein erfüllen?
Diese Fragen sollen hauptsächlich beantwortet werden. Auch die taktische Perspektive soll nicht zu kurz kommen, immerhin ermöglicht ein neuer Spieler oftmals eine Vielzahl neuer Kombinationen und Synergien, die ebenfalls kurz erläutert werden sollen.
Dieses Mal geht es um zwei Transfers von Offensivspielern zu Top-Teams.
Mario Mandzukic zu Juventus
Der erste Transfer der Wechsel von Mario Mandzukic, der Atlético Madrid verließ und bei Juventus anheuerte. Bei den Spaniern hatten sich Mandzukic und Trainer Diego Simeone etwas in die Haare gekriegt; wahrscheinlich der eine Fehler, den man bei den Rojiblanco als Spieler nicht begehen sollte. Spielerisch hat es allerdings auch nicht gepasst. Mandzukic wurde geholt, weil er körperlich extrem stark ist und sehr laufintensiv agieren kann. Im Verbund mit seiner Kopfballstärke und technisch keineswegs schwachen, wenn auch nicht besonderen Anlagen, schien er ein durchaus passender Ersatz für Costa zu sein.
Später zeigte sich jedoch, dass Mandzukic dem Offensivspiel Atléticos aufgrund des Systems keinen Mehrwert brachte. Seine Spielweise war zu horizontal in jenen Zonen, wo Atlético vertikale Durchbrüche und Drehungen des Spiels benötigte. Diego Costa hatte beispielsweise nach seinen ausweichenden Läufen auf den Flügel und die dortigen Ballbehauptungen viele schnelle Ablagen und direkte Sprints hinter die Abwehr, was bei Mandzukic nicht oder deutlich behäbiger geschah.
Bei zentralen Anspielen war Diego Costa im Stande sich schnell zu drehen, den Ball zu behaupten und direkt nach vorne zu legen. Mit seiner Athletik marschierte er an Gegnern vorbei und drückte sich bis nach vorne. Das resultierte in Torchancen und Raumgewinn. Mandzukic ist hier limitiert, er konzentriert sich dann auf sehr simple Pässe und eine eher statische Positionierung in der Mitte. Kurzum: Mit Mandzukic war das Spiel deutlich undynamischer und weniger durchschlagskräftig geworden.
Die Trennung von Mandzukic ist also nur allzu logisch. Ob er bei Juventus reinpassen wird, ist allerdings fraglich. Bei den Bayern gab es – besonders unter Heynckes – das perfekte System für Mandzukic. Er rochierte auf die Seiten, öffnete Räume für Spieler wie Müller, Ribéry und Robben, legte auf Kroos und Schweinsteiger ab und war wieder bei den darauffolgenden Seitenwechseln aktiv, um Räume zu öffnen.
Seine Beteiligung und Verantwortung im Kombinationsspiel, im Angriffsaufbau mit Ball und in der Vertikalisierung ging gegen Null, dafür war er jedoch extrem wichtig beim Absichern einzelner Spielzüge, im Gegenpressing und bei der Strafraumpräsenz bei hohen Hereingaben. Diese Mischung generierte schlichtweg Mandzukics perfektes Habitat. Bei Juventus dürfte dies nicht der Fall sein.
Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Mandzukic hier auf der Bank Platz nehmen darf. Aktuell sieht es danach aus, als ob Paulo Dybala und Alvaro Morata – zwei sehr junge, polyvalente und talentierte Spieler – das Sturmduo im 4-Raute-2-System der alten Dame bilden werden. Mit Sami Khedira, Claudio Marchisio, Arturo Vidal und Paul Pogba steht eine extrem dynamische und komplette Viererzentrale dahinter. Stefano Sturaro, Kingsley Coman und Roberto Pereyra sind weitere Alternativen für das Mittelfeld.
Allerdings könnte Mandzukic, insbesondere nach möglichen Abgängen von Vidal und Pogba, eine Rolle spielen, wenn etwa Dyballa eine Ebene nach hinten rutscht. Mandzukic könnte dann mit seinen ausweichenden Läufen Räume in der Mitte für Vorstöße von Khedira und Co. öffnen, sowie als Kopfballungeheuer und Referenzpunkt für Morata fungieren. Unabhängig davon hat Mandzukic aber einmal mehr eine undankbare Aufgabe. Bei Atlético musste er Diego Costa ersetzen. Bei Juventus ist Carlos Tevez abgewandert, welcher ebenfalls Weltklasse verkörperte und trotz einer ganz anderen Spielweise jener Spieler ist, mit dem die Fans Mandzukic messen werden.
Douglas Costa zu den Münchner Bayern
Vor kurzer Zeit schrieb ich bei spielverlagerung.de einen Artikel zu möglichen Neuzugängen auf dem Flügel des FC Bayerns. Douglas Costa war nicht meine erste Wahl, doch das statistische Modell empfahl ihn durchaus für die obere Kategorie. Zur Veranschaulichung:
Dieser Radar zeigt Douglas Costas Werte im Vergleich zu einer Referenzstichprobe von Elite-Flügelstürmern. Er schneidet im Vergleich ziemlich gut ab; der Radar zeigt hohe Stabilität im Passspiel und Dribbling, passable Einbindung bei Schlüsselpässen und einige Abschlüsse. Das ist nicht Weltklasse bzw. auf dem Niveau von Ribéry und Robben, aber dennoch sehr gut mit dem Potenzial für mehr.
Mehr wird auch benötigt sein, wenn er in die Fußstapfen Robbens treten möchte. Diese Rolle sehen nämlich die meisten auf ihn zukommen. Robben hat einige Verletzungen und kommt ins fortgeschrittene Alter, weswegen der im Dribbling starke Douglas Costa ihn Schritt für Schritt ersetzen könnte.
Guardiola sprach nicht umsonst davon, dass man mit Costa einen Spieler wollte und nun geholt hat, der gut im 1-gegen-1 ist. In Guardiolas Positionsspiel werden solche Akteure bewusst in diese Situationen gebracht, um der Mannschaft Überzahl und Vorteile in den Folgeaktionen kreieren zu können. Douglas Costa ist ein solcher Spieler. Theoretisch wäre es sogar denkbar, dass er den noch häufiger verletzten Ribéry auf der linken Seite beerbt; als Linksaußen taugt Costa ebenfalls.
Eine weitere Möglichkeit wäre die des rechten Flügelverteidigers. Als Außenverteidiger in einer Viererkette taugt Costa wohl nicht, doch als inverser Flügelverteidiger – ähnlich wie Robben gegen den AS Rom – vor einer Dreierkette wäre er womöglich ein Volltreffer. Dies würde Guardiola nicht nur erlauben Robben teilweise zu schonen, sondern beide gemeinsam einzusetzen und somit noch mehr Durchschlagskraft und mehr 1-gegen-1-Spieler im Team zu haben.
Ansonsten ist Costa wohl eher als Ersatz für Robben oder Ribéry vorgesehen, beziehungsweise als Stammspieler, wenn die beiden nicht fit sind. Das passt durchaus. Costa ist ein guter Dribbler und hat ein kreatives Passspiel, auch wenn er sich teilweise häufig in Situationen verheddert und verrennt. Normalerweise sollte dies jedoch – ebenso wie das nicht immer konstante Passspiel – unter Guardiola verbessern. Sein gutes Bespielen horizontaler, flacher Staffelungen und seine starken Durchbrüche durch diese Linien könnten sich noch weiter steigern und in Guardiolas System zu einer Waffe werden. Insofern ein interessanter Transfer, mit dem die Bayern viel gewinnen und wenig verlieren können.
René Maric, www.abseits.at
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