Im Rahmen einer sechsteiligen Serie nutzen wir den Winter um einen Blick in einige der Top-10-Ligen Europas zu werfen und dort Spieler zu finden,... Aktuelle Helden der Effizienz (3) – Léo Baptistão (Rayo Vallecano)

Fußball in BrasilienIm Rahmen einer sechsteiligen Serie nutzen wir den Winter um einen Blick in einige der Top-10-Ligen Europas zu werfen und dort Spieler zu finden, die trotz einer großartigen Saison nicht im Rampenlicht der Presse stehen, aber dennoch Kandidaten für einen neuerlichen Sprung auf der Karriereleiter sind.

Heute widmen wir uns einem der Shooting Stars der spanischen Primera División – einem Spieler, den vor der Saison 2012/13 noch niemand kannte. Die Top-Leistungen des Madrider Vorortklubs Rayo Vallecano sind kein Zufall, sondern fallen unter anderem auf den Topscorer des Teams, den jungen Brasilianer Léo Baptistão zurück.

Keine typische brasilianische Kicker-Kindheit

Léo Baptistão stammt aus einer durchaus wohlhabenden Familie aus São Paulo, sein Vater ist Arzt, der Angreifer besitzt neben dem brasilianischen auch einen italienischen Reisepass. In Brasilien kickte Léo Baptistão für Portuguesa, wo er beispielsweise mit Neymar zusammenspielte und wechselte im Alter von 16 Jahren nach Spanien, wo er in der Akademie von Rayo Vallecano lernen sollte. In Brasilien machte der junge Offensivspieler auch deshalb von sich reden, weil er ein äußerst begabter Futsal-Spieler war und seine Technik am Hallenparkett schon in jungen Jahren verfeinerte.

Hepatitis und Schlüsselbeinbruch

Die ersten Jahre in Spanien verliefen für den heute 20-Jährigen schwierig. Zunächst erkrankte er an Hepatitis, musste zur Behandlung zurück nach Brasilien reisen. Im Alter von 17 Jahren wurde er für ein Jahr in die vierte Liga verliehen und mit gerade mal 18 Jahren durfte er erstmals mit der Kampfmannschaft von Rayo Vallecano an einem Trainingslager teilnehmen. Doch bereits in seinem ersten Freundschaftsspiel als Profi brach sich Léo Baptistão das Schlüsselbein und fiel monatelang aus.

Guter Techniker mit Auge für den Mitspieler

Erst im Dezember 2011 kehrte der Brasilianer, der in den bis dato drei Jahren in Spanien bereits sieben Kilogramm zulegte, wieder auf den Fußballplatz zurück und zeigte auf Anhieb gute Leistungen für das B-Team von Rayo Vallecano in Spaniens dritter Spielklasse. Leonardo Carrilho Baptistão – so sein voller Name -, dessen Vertrag bei Rayo bis Sommer 2015 läuft, bestach dabei durch seine technische Klasse, hohe Improvisationsfähigkeit und vor allem das Auge für seine Mitspieler, obwohl er fast immer als Solospitze aufgeboten wurde.

Schnell akklimatisiert und schwer auszurechnen

Léo präsentierte sich bei seinen 17 B-Elf-Auftritten in der Saison 2011/12 als sehr intelligenter, überlegter Spieler, der zwar einerseits eine aufrechte, schwer durchschaubare Körperhaltung aufweist, gleichzeitig aber sehr explosiv agieren kann. Da Rayo Vallecano zumeist in einem 4-2-3-1 oder einem 4-1-4-1 aufläuft und Léo Baptistão die offensivste Rolle innehat, hat er aufgrund seines guten Antizipationsvermögens keine Probleme sein Spiel an die jeweilige Änderung der Spielanlage zu adaptieren.

Spielermaterial im Sturm verhieß nichts Gutes

Im Sommer 2012 erkannte der neue Trainer Paco, ein ehemaliger spanischer Teamspieler, das große Talent des jungen Brasilianers und holte ihn 19-jährig fix in den Kader der Rot-Weißen. Auch wenn noch niemand den jungen Tricksler kannte, standen die Vorzeichen für eine erfolgreiche Erstsaison recht gut, da alle anderen Stürmer von Rayo Vallecano kaum Garanten für Tore waren. Die Karrieren von Alejandro Domínguez, Andrija Delibasic, aber auch José Carlos befanden sich am absteigenden Ast und gegenüber den anderen jungen Stürmern Alberto Perea und Ruben Ramiro sollte Léo Baptistão schon aufgrund seiner guten Halbsaison für Rayo Vallecanos B-Elf einen Vorteil haben.

Léo Baptistão funktioniert auf Anhieb

Doch es kam noch viel besser als man es sich bei Rayo nach dem Abgang von Michu zu Swansea City erhoffte: Léo Baptistão mischte auf Anhieb die Liga auf. Bereits bei seinem Debüt auswärts gegen Betis Sevilla erzielte er das entscheidende Tor und ab diesem Zeitpunkt war der Quasi-Eigenbauspieler nicht mehr aus dem Team zu spielen. Aktuell hält der 20-Jährige bei 6 Toren und 5 Assists aus 15 Spielen, was einem Durchschnitt von 111 Minuten pro Treffer entspricht. Somit ist Léo Baptistão einer der Garanten dafür, dass sich Rayo Vallecano derzeit eher in Richtung Europacup-Startplatz orientiert, statt zum erwarteten Kampf um den Klassenerhalt. Bessere Werte in der Scorerliste haben nur die ganz Großen der Primera División.

Umworben, aber bescheiden

Der Vertrag von Léo Baptistão beinhaltet eine Ausstiegsklausel: Um acht Millionen Euro kann ein anderer Verein den Brasilo aus seinem Kontrakt mit dem Vorstadtklub loseisen. Atlético Madrid bekundete bisher das konkreteste Interesse. Aber auch Real Madrid soll bereits vorsichtig in Richtung Léo Baptistão schielen, ebenso wie die englischen Premier-League-Klubs Sunderland und Fulham. Anders als der gestern vorgestellte Pierre-Emerick Aubameyang (AS Saint Étienne) bleibt Léo Baptistão jedoch bescheiden. In einem Interview betonte er, dass er sich bei Rayo Vallecano wohl fühle und den Verein im Jänner sicher nicht verlassen wird.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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