In einer mehrteiligen Serie bringen wir euch einige (noch) unbekannte Namen aus der europäischen Fußballwelt näher, welche in Zukunft für viel Furore sorgen werden.... Die größten Nachwuchstalente der Welt (13) – Torres, Deulofeu, Jesé Rodriguez

In einer mehrteiligen Serie bringen wir euch einige (noch) unbekannte Namen aus der europäischen Fußballwelt näher, welche in Zukunft für viel Furore sorgen werden. Dieses Mal zeigen wir drei spanische Juwelen der Topvereine, welche in diesem Sommer die U19-Europameisterschaft gewannen.

Oliver Torres – ein Xavi außerhalb Kataloniens

Die spanische Fußballausbildung setzt auf Spielintelligenz, Ballkontrolle und Präzision. Nur wenige besitzen diese Attribute in einer solchen Ausprägung, wie Oliver Torres von Atlético Madrid. Der 18-Jährige gilt als das größte Mittelfeldtalent Spaniens und gewann in diesem Sommer mit der U19-Nationalmannschaft die Europameisterschaft. Bereits im April 2012 wurde er in den Profikader einberufen, blieb aber ohne Einsatz. Dennoch war es ein verstecktes Lob von Trainer Diego Simeone, welches überraschend kam: Torres hatte noch nicht einmal für die zweite Mannschaft gespielt, in der er erst seit der Hinrunde 2012/13 Stammspieler ist.

Mit 13 Jahren kam er in die Jugendabteilung Atléticos und konnte seitdem durchgehend überzeugen. Seine Stärken liegen insbesondere im Passspiel. Nur wenige Akteure besitzen in seinem Alter ein solches Auge, können schnelle Pässe auf kurze Distanzen oder lange Seitenwechsel konstant sicher schlagen und auch das Tempo im Angriffsspiel variieren. In diesem Aspekt ähnelt er dem großen Xavi vom FC Barcelona sehr, auch er ist auf der Sechs „verschwendet“ und sollte weiter vorne platziert werden. Torres ist ebenfalls nicht der schnellste, verfügt aber über einen guten Antritt und im Verbund mit seiner Dribbelstärke kann ihm der Ball kaum abgenommen werden.

Wann er sich bei den Rojiblanco durchsetzten kann, steht aber noch in den Sternen. Die Mannschaft Diego Simeones spielt aktuell wenig auf Ballbesitz und kommt eher über schnelle Konter. Torres dürfte diese zwar sicherlich hervorragend einleiten können, aber defensiv und körperlich ist er noch nicht auf dem Level, um einen Angriff auf die erste Mannschaft starten zu können, obwohl er bereits einen Kurzeinsatz erhielt. Als Ergänzungsspieler dürfte er aber wohl bald in eine solche Rolle hineinwachsen können. Mit erst 18 Jahren besteht auch kein Grund zur Eile.

Gerard Deulofeu – ein Dribbler für die Ballbesitzmannschaft Barcelona?

Schon im Alter von neun Jahren kam Gerard Deulofeu zur Jugendabteilung des FC Barcelona. Der 18-Jährige spielt aktuell für die zweite Mannschaft und konnte in 50 Einsätzen schon beachtliche 19 Treffer erzielen. Davon traf er zehn Mal in den 15 Partien in dieser Saison – für sein Alter und seine Position ein hervorragender Wert, wenn man alle 105 Minuten (11mal ein- oder ausgewechselt) trifft.

Bei der Europameisterschaft der U19 zeigte er sich ebenfalls effektiv: zwei Tore und drei Vorlagen in fünf Spielen. Interessant ist dabei, dass Deulofeu über den Flügel kommt und zumeist als inverser Flügelstürmer auf der linken Seite spielt. In Fankreisen des FC Barcelona wird deswegen schon vom katalanischen Cristiano Ronaldo gesprochen, da Deulofeu nicht nur seine Position und Variabilität mitbringt (er kann auch als Mittelstürmer oder auf rechts spielen), sondern sich enorm dribbelstark und dynamisch präsentiert.

Allerdings werden bei diesen Vergleichen auch kritische Stimmen laut. Deulofeu gilt bei einigen als zu eigensinnig und zu verspielt, um in die Spielphilosophie des FC Barcelona als Flügelstürmer neben den dominanten Lionel Messi zu passen. Desweiteren braucht er noch den ein oder anderen Ballkontakt zu viel, was auf höherem Niveau und im Spiel mit einer Ballberührung beim FC Barcelona bestraft werden könnte. Sein Talent steht allerdings außer Frage und die Anpassung sollte mit seinem Reifungsprozess einhergehen. Der zum besten Spieler der U19-EM gewählte Deulofeu könnte sogar eine neue Komponente ins Spiel miteinbringen, die aktuell nur Lionel Messi sein Eigen nennen darf: die Verbindung von intelligenter Bewegung, schnellem Passspiel und effektiven Dribblings. Sein herausragender Antritt und seine Effektivität in der zweiten Mannschaft scheinen diese Möglichkeit realisierbar zu machen.

Jesé Rodriguez – Reals Jungstar

Obwohl Oliver Torres das Spiel am stärksten beeinflusste und Gerard Deulofeu zum Spieler des Turniers gewählt wurde, waren viele Experten von Jesé Rodriguez am meisten beeindruckt. In vier Spielen erzielte er fünf Tore und verdrängte sogar Deulofeu auf die andere Seite, denn auch Jesé spielt am liebsten als inverser Flügelstürmer auf links. Seine Erfolge gingen auch nach der EM weiter, aktuell ist er in der zweiten Mannschaft von Real Madrid überaus erfolgreich – 16 Spiele, zehn Tore, vier Vorlagen. Wie bei Deulofeu beeindruckende Werte für einen Jungstar in seiner ersten professionellen Saison als Stammspieler.

Es gibt weitere Parallelen: der Flügelstürmer wird ebenfalls mit Cristiano Ronaldo verglichen, was allerdings weniger kritisch gesehen wird. Immerhin hatte der Portugiese bei Real bislang durchschlagenden Erfolg und hervorragende Statistiken – umso besser, wenn ein spanischer Ersatz aus der eigenen Jugend als Nachfolger in den Startlöchern steht. 2011/12 erhielt Jesé sogar zwei Einsätze in der ersten Mannschaft im Alter von nur 17 Jahren. Bei seinem Debüt wurde er – fast schon symbolisch – für Cristiano Ronaldo in der Schlussviertelstunde der Copa del Rey eingewechselt.

Langfristig dürfte er einer der wenigen Castilla-Spieler werden, die den Sprung nach ganz oben schaffen. José Mourinho kritisierte vor kurzem, dass die Castilla zu viele ältere Spieler einsetzt, woraufhin der Trainer der zweiten Mannschaft konterte, dass es den jüngeren Akteuren an Qualität und Reife mangelt; Jesé ist die löbliche Ausnahme.

Er gilt als sehr dribbelstark, ungemein athletisch und stark im Passspiel. Mit seiner Technik kann er sich selbst Raum schaffen, Gegner aussteigen lassen oder gar selbst den tödlichen Pass spielen. Im Gegensatz zu Deulofeu scheint er nicht ganz so fokussiert auf das Dribbling zu sein, im Gegensatz zu Ronaldo nicht so fixiert auf den eigenen Torerfolg. Und wer weiß, in Anbetracht der Wechselgerüchte um Cristiano Ronaldo könnte seine Stunde früher schlagen, als erwartet.

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

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