Spielzug der Woche: Valencias Umschaltspiel gegen den FC Barcelona
Spanien 5.Februar.2014 Alexander Semeliker 0
In dieser Rubrik nehmen wir regelmäßig interessante Spielzüge unter die Lupe und wollen diese im Detail analysieren. Dabei wollen wir uns nicht ausschließlich auf Tore und Offensivaktionen beschränken, sondern auch gelungenen Defensivaktionen die gebührende Aufmerksamkeit schenken. In diesem Artikel sehen wir uns das Umschaltspiel von Valencia gegen den FC Barcelona an.
Erstmals seit April 2012 verlor der FC Barcelona wieder ein Heimspiel. Bei der 2:3-Niederlage gegen Valencia lieferten die Katalanen beileibe nicht ihr bestes Spiel ab, blieben im Abschluss unter den Erwartungen und machten ein paar leichtfertige Fehler in der Defensive. Nichtsdestotrotz war auch das Auftreten der Gäste taktisch interessant, insbesondere das Umschaltspiel wusste zu gefallen. Dementsprechend wollen wir uns eine derartige Szene genauer ansehen.
Der Spielzug im Überblick
Die Spielszene stammt aus der dritten Minute. Barca hat gerade einen Einwurf zugesprochen bekommen, Valencia erobert danach den Ball und kombiniert dann nach vorne. Die Aktion wird aber nicht sauber zu Ende gespielt, sodass der Torhüter die Flanke problemlos herunterfangen kann.
Hervorstechend und besonders wichtig in dieser Aktion ist das Tempo, mit dem sich Valencia löst, sowie der erstaunlich große Abstand von Verteidigung und Mittelfeld beim FC Barcelona. Wir wollen den Spielzug nun wieder in einzelne Schritte unterteilen und diese analysieren.
1.) Die Balleroberung
Im unteren Bild sehen wir die Ausgangsposition für die Balleroberung. Ein Barca-Spieler hat sich im Rücken seines Gegenspielers gelöst und lässt den Ball zum Einwerfer – hier: Dani Alves – zurückprallen. Dieser spielt anschließend den entscheidenden Fehlpass, der zwar nicht hundertprozentig erzwungen wird, dennoch erkennt man, dass Valencia geordnet verteidigt.
Die Gäste praktizieren hier ein mannorientiertes Pressing, besonders in naher Umgebung des Balls erkennt man dies gut. Alle drei Katalanen spüren unmittelbar den Druck der Gegenspieler. Alves muss daher sein Sichtfeld nach hinten drehen. Dort orientieren sich zwei Valencia-Akteure ebenfalls zu ihren Gegenspielern. Ein Pass würde zwar Risiko mit sich bringen, jedoch scheint es niedriger zu sein als, wie hier, nochmal in den engen Raum zu spielen – zumal im erstgenannten Fall mit Sergio Busqeuts ein sehr ballsicherer Spieler dort ist.
2.) Umspielen des Gegenpressings
Es kommt erwartungsgemäß zum Ballverlust und Barca schaltet wie gewohnt sofort ins Gegenpressing um. Der wichtigste Spieler dabei ist Busquets, der ein unglaubliches Gefühl dafür hat, wo er sich positionieren muss um den Druck auf den Gegner zu maximieren. Auch hier sieht man, wie fokussiert er bei der Sache ist.
Je höher er spielt, umso schwerer ist es im Allgemeinen für den Gegner den Ball zu halten. Barca spielt aber generell ein außerordentlich gutes Gegenpressing. Umso wichtiger ist es für den Gegner schnell zu spielen. Hier kommt der zweite Schlüsselspieler ins Spiel: Valencias Dani Parejo. Er ist hier an der Spitze des Passdreiecks und spielt, obwohl er sofort von Busquets attackiert wird, mit dem ersten Ballkontakt einen sauberen Pass zum Mitspieler. Danach löst er sich nach vorne.
3.) Erster Schlüsselmoment
Zwar hält Parejo die Kombination seines Teams im Fluss, allerdings agiert sein Mitspieler beim Zuspiel weniger sauber. Er will den Ball annehmen, dabei springt ihm der Ball zu weit vom Fuß. Gegen Barcas Gegenpressing ist das meist gleichbedeutend mit einem Ballverlust. Im nachstehenden Bild erkennt man, dass der Druck auf den Ballführenden schon kurz nach der Ballannahme sehr groß.
Es ist dies der erste Schlüsselmoment. Der Valencia-Spieler muss nicht nur vor seinem Gegenspieler am Ball sein, sondern diesen aufgrund der guten Absicherung von Barca, auch so kontrolliert wie möglich zu einem Gegenspieler bringen. Genau das gelingt hier.
Hinter Busquets steht die Abwehr extrem tief, weswegen es reicht, den Ball einfach in den Raum dazwischen zu spielen. Der Stürmer ist schneller am Ball, da der Verteidiger auf seine Bewegungen reagieren muss und zudem noch wegrutscht. Da der Linksverteidiger umgehend nach der Balleroberung aufrückt hat Valencia kurzfristig eine Überzahl.
4.) Zweiter Schlüsselmoment
Diese ist jedoch nur von kurzer Dauer, da Barcelona erneut gut und schnell auf die Situation reagiert. Busquets kommt schnell in Kontakt mit dem ballführenden Linksverteidiger, die beiden anderen Zentrumspieler schieben ebenso schnell nach. Es kommt daher zum zweiten Schlüsselmoment, erneut ein Zweikampf, der zugunsten Valencias ausfällt.
Aufgrund des Drucks von Busquets entschließt sich der Linksverteidiger dazu, den Ball zurückzuziehen und das Tempo aus dem Angriff herauszunehmen. Viele derartige Szenen enden damit, dass der verteidigende Spieler noch mit der Fußspitze an den Ball kommt und dieser anschließend über die Seitenlinie kullert. Hier geschieht dies nicht, sondern Valencia gelingt es in Ballbesitz zu bleiben und das Tempo umgehend wieder anzuziehen. Busquets wird ausgespielt, der ballnahe Zentrumspieler schiebt zum Ball, weswegen sich Parejo in dessen Rücken lösen kann und anspielbar ist.
5.) Auseinanderziehen der Verteidigung
Begünstigt wird er dabei auch von der Bewegung des Stürmers, der nach dem Zurückfallen sofort wieder nach vorne sprintet und den Innenverteidiger mitzieht. Den gleichen Ablauf erkennt man auch im letzten Schritt.
Die beiden Angreifer bewegen sich von innen nach außen und ziehen die drei Abwehrspieler auseinander. Der linke Angreifer hat zudem den Vorteil, dass sich sein Gegenspieler auch am Ballführenden orientieren muss, weswegen dieser sich nach dem Pass erst drehen muss und so zusätzlich Raum einbüßt. Da die anschließende Flanke allerdings misslingt, bleibt dieser Spielzug ohne zählbaren Erfolg.
Fazit
Diese Szene zeigt, dass man gegen den FC Barcelona einerseits selbst taktisch einwandfrei agieren muss und andererseits auch in engen Momenten das nötige Glück haben muss. Symbolisch dafür stehen das Duell zwischen Busquets und Parejo, das der Valencianer für sich entschied, sowie die beiden 50:50-Momente im Auflösen von engen Situationen. Während man das eine weitestgehend in der eigenen Hand hat, wird der zweite Punkt auch von äußeren Faktoren beeinflusst.
Alexander Semeliker, abseits.at
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