The Luck Of The Irish – späte Tore sichern Irlands Auftaktsieg in Kasachstan
Fußball international 8.September.2012 Georg Sander 0
Am 12. und 16. Oktober geht es für das ÖFB-Team gegen Kasachstan. Ebenjene starteten gegen Irland, einen der Hauptkonkurrenten um Platz zwei. Gegen Ende der ersten Halbzeit gingen die Kasachen durch Kayrat Nurdauletov in Führung, in einer „zachen“ Partie konnten die Iren die kasachische Passivität aber durch Robbie Keane (89.) und Kevin Doyle (91.) noch bestrafen.
Irland ohne zwei Stars
Die Kasachen traten im 4-5-1 ein. Das Land war nach Auflösung der Sowjetunion zwischen 1991 und 2002 im asiatischen Verband zu finden und ist dank fünf Prozent Europa-Zugehörigkeit seit gut zehn Jahren Mitglied der UEFA. Der einzige Legionär in den Reihen Kasachstans war gestern Heinrich Schmidtgal, der beim deutschen Bundesliga-Aufsteiger Greuther Fürth unter Vertrag steht und 1985 in Issyk im Südosten des heutigen Kasachstans in der damaligen Sowjetunion zur Welt kam, seine Familie wanderte 1987 nach Verl in Deutschland aus. Die Iren wiederum mussten hauptsächlich auf die zurückgetretenen Damien Duff und Shay Given verzichten. Giovanni Trapattonis Mannen verloren zuletzt in 30 Qualifikationsspielen lediglich einmal.
Iren starten mit Druck
Giovanni Trapattoni wusste, dass ein langes 0:0 sehr mühsam werden würde, vor allem, weil das eigene Team eben nicht mit vielen Kreativspielern gespickt war. James McCarthy von Wigan Athletic fand auch gleich nach drei Minuten eine gute Einschusschance vor, Spartak-Moskau-Legionär Aiden McGeady versuchte es in der sechsten Minute aus der Distanz. Nachdem die Kasachen auch immer wieder schnell, aber ungenau, nach vorne spielten, entwickelte sich ein munteres Spiel. Das grundsätzliche Niveau war aber nicht sehr hoch. McGeady, der es über links und die Mitte versuchte, war im Grunde genommen der einzige Gefahrenherd. Nach gut zehn Minuten nahm auch die kasachische Auswahl an dem Spiel teil, ohne richtig zwingend zu sein. Sergey Ostapenko in der Sturmzentrale zeigte sich als Unruhestifter. Das Strohfeuer wehrte nur kurz, die Gäste erarbeiteten sich wieder mehr Ballbesitz und hatten nach schöner Kombination durch Simon Cox auch eine ansprechende Chance auf den Führungstreffer (23.). Danach schlief das Spiel wieder ein. Irland versuchte es in weiterer Folge – bis zum Ende des Spiels, im Grunde genommen – mit hohen Bällen, damit hatte die Abwehr der Hausherren zunächst auch Probleme.
Schock, Jubel in Astana, spätes „Luck Of The Irish“
In der 37. Minute führte Schmidtgal tief in der gegnerischen Hälfte einen Freistoß aus. Kapitän Kayrat Nurdauletov urgierte den Ball auf sein Haupt am Fünfereck vor der ersten Stange, der Fürth-Legionär tat dies. Westwood war ohne Chance und die Iren paralysiert. Nach einer schönen Kombination musste der Schlussmann bei einem Schuss Ulan Konysbaevs noch einmal eingreifen. Der Rest des Spiels verlief bis zur 89. Minute ohne größere Aufregungen. Die Iren pfefferten die hohen Bälle zumeist direkt ins Sturmzentrum, Kasachstan seinerseits tat aber auch zu wenig für das Spiel. Erwähnenswert ist die Einwechslung von Kevin Doyle, Teamkollege von Georg Margreitter bei den Wolverhampton Wanderers, in der 58. Minute und jene von Bauyrzhan Dzholchiev in der 69. Minute. Der Kasache von Tobyl Kostanay vergab in der 77. Minute nach einem Querschläger im defensiven Mittelfeld der Iren die Riesenchance auf das 2:0. Weil aber sein Team zu passiv agierte, wurde es bestraft. Doyle gab in der 89. Minute scharf zur Mitte, Mukhtar Mukhtarov bekam das Leder an die Hand und Schiri Marius Avram gab in seinem ersten Pflichtspiel seinen ersten Pflichtspielelfmeter. Robbie Keane trat an und traf. Der „Assistgeber“ des Elfmeters machte das „Luck Of The Irish“ mit einem satten Volleyschuss zwei Minuten später perfekt. Nach einem, nona, hohen Freistoßball wurde die Kugel verlängert, Doyle ließ Andrey Sidelnikov wieder keine Chance.
Keine Angst vor Kasachstan
Die österreichischen Beobachter mussten nicht in Ehrfurcht vor dem Heimteam erstarren. Zwar schaute die Abwehrleistung der Heimmannschaft über weite Strecken sehr souverän aus, außer McGeady gab ihnen aber auch niemand so wirklich eine Aufgabe. Die Konter wurden durch Ungenauigkeit zumeist vertändelt oder zu überhastet abgeschlossen. Sergey Ostapenko ist zwar ein ständiger Unruheherd, aber nach vorne passierte außer den Schmidtgal-Freistößen herzlich wenig. Die große Aufgabe der Österreicher wird Mitte Oktober eher sein, die Kasachen aus der eigenen Passivität herauszulocken. Coach Miroslav Béranek kann zwar auf eine Auswahl fitter Spieler zurückgreifen, verordnete seiner Mannschaft aber dennoch eine reagierende Spielanlage. Dadurch ergab sich, dass Kasachstan in der Defensive viele Kräfte zur Verfügung hatte, um die Räume eng zu machen und mit Fortdauer des Spiels stellten sie auch anfängliche Unsicherheiten ab. Ohne den Elfer wären sie damit auch durchgekommen. Es wird schwierig werden, den Riegel zu durchbrechen, aber die Mannschaft wirkt keinesfalls in der Lage, einen Rückstand zu drehen. Dazu fehlt eine dominant-offensive Ausrichtung.
Die irische Chimäre
Irland wird ein Wörtchen um Platz zwei mitreden. Alleine die Masse der Bälle, die in Richtung Strafraum getragen wurden, mussten irgendwann zu einem Tor führen. Noch dazu ist die individuelle Klasse eines McGeady oder Keane unbestritten. Der Sieg war zwar mehr als schmeichelhaft, aber dennoch eben nicht unverdient. Weil man etwas dafür getan hat. Die hohen Bälle sollen nicht überdecken, dass diese Mannschaft vor allem dann, wenn der Gegner wirklich am Spiel teilnimmt, gefährlich werden kann. Nicht umsonst wurde von den letzten 30 Qualifikationsspielen nur eines verloren. Der ÖFB darf sich von diesem Spiel nicht blenden lassen, denn die Kasachen machten es den Iren auch nicht unbedingt leicht, verteidigten mit neun Feldspielern. Starres 4-4-2 hin oder her, Trapattonis Elf kann Spiele mitgestalten.
Die Iren schafften den eingeplanten Dreier zum Auftakt und zeigten dem ÖFB-Team damit auch gleichzeitig, dass es trotz aller spielgestalterischen Unzulänglichkeiten in Kasachstan sehr schwer ist, voll anzuschreiben.
Georg Sander, abseits.at
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