Dinamo Zagreb hat sich in den letzten Jahren als eine der besten Talenteschmieden Europas etabliert. Luka Modric, Eduardo da Silva, Vedran Corluka, Mario Mandzukic... Bald beim FC Bayern München? Ehemaliges Red-Bull-Salzburg Talent Ante Coric steht hoch im Kurs

Kroatien - FlaggeDinamo Zagreb hat sich in den letzten Jahren als eine der besten Talenteschmieden Europas etabliert. Luka Modric, Eduardo da Silva, Vedran Corluka, Mario Mandzukic und auch die jüngere Generation wie Alen Halilovic oder Mateo Kovacic nutzten Dinamo als Sprungbrett in Europas Top-Ligen. Modric ist sogar ein Schlüsselspieler bei Real Madrid geworden und Halilovic könnte sich in den nächsten Jahren womöglich als Stammspieler beim FC Barcelona etablieren. Insofern lohnt sich ein Blick in den Kader Dinamos, da sich durchaus ein kommender Kandidat für eine CL-Mannschaft dort aufhalten könnte. Am aktuell größten Talent soll zum Beispiel der FC Bayern Interesse gemeldet haben. Sein Name: Ante Coric. In Österreich ist er kein Unbekannter.

Von Zagreb nach Salzburg und wieder zurück

Im Januar 2009 wechselte Ante Coric mit enormen Vorschusslorbeeren von NK Zagreb zu Red Bull Salzburg. Er galt bereits damals als Wunderkind, der die Scouts der Salzburger verzaubert hatte. Der 12-Jährige überzeugte in der Jugend und galt als kommender Stammspieler bei den Bullen, doch im Sommer 2013 wechselte Coric zurück in seine Heimat. Der nun 16-Jährige entschied sich zu diesem Schritt, um den internationalen Ruf von Dinamo Zagreb als Talentschmiede nutzen. Desweiteren hat er bei den Kroaten auch eher die Möglichkeit früh Stammspieler zu werden, was ebenfalls ausschlaggebend für diese Entscheidung war.

Seit 2013 konnte Coric über 20 Einsätze in der Profimannschaft verbuchen und kam letztens im Pokal sogar über fast die gesamte Spielzeit zum Zug. Zwar ist er nach wie vor eher Ersatzspieler, doch es ist zu erwarten, dass er in den nächsten zwei oder drei Jahren entweder schon frühzeitig von einem großen Verein weggekauft wird, oder sich als Stammspieler bei Dinamo etabliert. Doch wieso ist Coric aktuell so begehrt und weswegen hält Dinamo so große Stücke auf ihn?

Ein neuer polyvalenter Alleskönner für Kroatiens Mittelfeld

Milan Badelj, Mateo Kovacic, Ivan Rakitic und Luka Modric zeigen, wie kroatische zentrale Mittelfeldspieler agieren: Spielstark, spielintelligent und variabel in puncto Position und Rolle. Insbesondere Kovacic, Rakitic und Modric können absichernd, spielmachend, balancegebend, präsent oder unpräsent und auf der Sechs, Acht oder Zehn agieren. Alle drei spielten sogar schon auf dem Flügel oder auch als hängende Spitze.

Coric sollte sich ebenfalls in diese Richtung entwickeln können. Er hat bei Dinamo Zagreb und auch in der Jugend öfters als zweiter Stürmer gespielt, agierte oftmals wegen seiner Dribblingfähigkeiten auf dem Flügel, fühlt sich aber prinzipiell in einer zentralen Rolle wohler. Für die Sechs ist er defensiv noch nicht sauber und weiträumig genug, aber als Achter kann er sowohl sein durchaus ansprechendes Stellungs- und Pressingspiel, sowie seine offensiven Fähigkeiten sehr gut einbinden.

Dabei kann er bevorzugt sowohl als offensiver Achter oder Zehner, als auch als offensiverer Sechser oder tieferer Achter (in einem 4-3-3) eingesetzt werden. Diese Position entspricht seinem Eigenschaftsprofil am besten.

Bewegungsintelligenz und Dribbelstärke als primäre Stärken

Bei Coric fällt am ehesten auf, wie er sich durchgehend bewegt, versucht Gegenspieler aus ihrer Position zu ziehen oder sich freizulaufen. Hierbei kann er sogar enorm weiträumig agieren. Selbst wenn er als nomineller zentraler Mittelfeldspieler aufgestellt wird, ist er immer wieder weit vorne oder auf den Flügeln zu finden. Spielt er als Flügelstürmer, lässt er sich wiederum häufig weit in die Mitte fallen oder bewegt sich sogar in den Sechserraum vor die Innenverteidiger zurück, um sich Bälle abzuholen und Bälle zu verteilen. Seine Bewegungen sind intelligent, er zieht Gegenspieler aus ihrer Position und bespielt die geöffneten Räume oder läuft sich eben strategisch sehr gut an.

Im Gegensatz zu vielen anderen Spielgestaltern in seinem Alter ist er nicht überhastet und zu fordernd, sondern kann auch nach Ablagen erst ausweichen, um sich für spätere Folgeaktionen besser anbieten zu können. Teilweise klinkt er sich sogar kurzzeitig komplett aus dem Angriff aus, um seinen Mitspielern Räume zu öffnen.

Wenn er am Ball ist, überzeugt er ebenfalls. Er kann sich mit seinem sehr niedrigen Körperschwerpunkt gut drehen, ist technisch sauber und verfügt über eine enge Ballführung sowie einen schnellen ersten Schritt. Dadurch ist er unter Druck gut, kann sich im Dribbling durchsetzen und auch in schwierigen Situationen den Ball behaupten. Zwar zeigt er noch nicht immer die ideale Anwendung und Umsetzung seiner Fähigkeiten – so geht er in unpassenden Momenten in Dribblings oder visiert die falschen Räume an – für sein Alter ist er jedoch sehr weit und verfügt über ein außerordentlich starkes Rüstzeug.

Dennoch fehlt es ihm aktuell noch an einzelnen Fähigkeiten, um bei Dinamo – oder bei einem Wechsel zu den Bayern, wie es aktuell kolportiert wird – unumstrittener Stammspieler zu werden.

Physis und Tempohärte fehlen (noch)

Mit unter 1,70m und erst 17 Jahren ist Coric natürlich körperlich unterlegen. Das ist im modernen Fußball teilweise kein großes Problem, wenn man richtig eingebunden wird, in einer passenden Mannschaft agiert und die Defensivarbeit in Form von richtigen Positionierungen, abgefangenen Pässen und sonstigen weniger körperbetonten Defensivaktionen vollrichtet. Bei einer Mannschaft wie dem FC Bayern könnte Coric langfristig durchaus in eine passende Rolle in einem passenden System hineinwachsen.

Philipp Lahm – obgleich dieser viel spielintelligenter und individualtaktisch gegen den Gegenspieler, Ball und Raum weiter ist – spielte beispielsweise unter Guardiola eben durch diese enorm ballbesitz- und pressingorientierte Spielweise auch auf allerhöchstem Niveau problemlos und gar als alleiniger Sechser mit. Das ist zwar von Coric nicht zu erwarten, zeigt aber, dass durchaus die Möglichkeit für eine solche Rolle im Mittelfeldzentrum gegeben ist. Dennoch muss er noch athletischer werden und auch an seinen Defensivbewegungen arbeiten, um das spielen zu können.

Fazit

Coric ist ohne Zweifel ein enormes Talent, welches in den nächsten Jahren zu einem Spieler von internationalem Format heranwachsen könnte. Er hat etwas von einem strategisch schwächeren Modric oder auch undynamischeren Thiago Alcantara, doch diese Vorschusslorbeeren muss er natürlich in den nächsten Jahren rechtfertigen und seine Fähigkeiten entwickeln sowie lernen passender und konstanter einzubinden. Dann kann er durchaus in die Riege der aktuell international sehr angesehenen zentralen Mittelfeldspieler Kroatiens kommen.

Rene Maric

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