Der Präsident des kroatischen Serienmeisters Dinamo Zagreb ist seit zehn Jahren der 54-jährige Zdravko Mamic. Spricht man mit kroatischen Fans über den exzentrischen, aufbrausenden... Der laute Kleptokrat: Das ist Dinamo Zagrebs umstrittener Präsident Zdravko Mamic

Geldübergabe, Finanzen, BestechungDer Präsident des kroatischen Serienmeisters Dinamo Zagreb ist seit zehn Jahren der 54-jährige Zdravko Mamic. Spricht man mit kroatischen Fans über den exzentrischen, aufbrausenden Präsidenten, bekommt man schnell das Wort „Mafia“ an den Kopf geworfen. Nicht zu Unrecht, wie ein tieferer Blick in die windige Welt des Dinamo-Bosses beweist.

Mamic verfolgt einen äußerst autoritären Führungsstil – Dinamo ist praktisch als „Diktatur“ zu bezeichnen, was viele Fans nicht auf sich sitzen lassen wollen und vehement gegen Mamic protestieren. Dieser zeigt sich von der Unzufriedenheit der Fans mit seinem Stil unbeeindruckt und zieht seinen Weg durch. Auch wenn die Faninitiative „Zajedno Za Dinamo“ bis in die letzten Instanzen geht, haben sie mit ihrem Protest kaum Erfolg.

Kriegswirren

Mamic ist seit Mitte der 80er-Jahre Geschäftsmann. Einerseits verkaufte er Styroporunterlagen vor dem Stadion, die von den Fans als Sitzkissen verwendet wurden, andererseits schmuggelte er Jeans aus Italien nach Jugoslawien. Die Kriegswirren Anfang der 90er-Jahre nützte Mamic geschickt zu seinem Vorteil. Zunächst schmuggelte er Zigaretten ins Kriegsgebiet, die er teuer an die Frontsoldaten verkaufte. Die Privatisierung von jugoslawischen Staatsbetrieben nutzte Mamic, um sich eine Holzverarbeitungsfirma zu kaufen. Er bezahlte nur eine D-Mark dafür…

Einflussreiche Freunde

In Kroatien pflegt Mamic beste Kontakte, auch in die Politik oder zu Staatsanwälten. Juristisch gegen den Präsidenten vorzugehen, ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Gerüchte um Schmiergeld und Co. erscheinen mehr als logisch. Währenddessen führt Mamic Dinamo Zagreb fernab jeder rechtlichen Grundlage. Er wird nicht wiedergewählt – er ist eben der selbsternannte Mister Dinamo und niemand wird gefragt, ob man ihn noch als Präsidenten haben möchte oder nicht. Nachdem er im Jahr 2000 von einem 50-köpfigen Wahlkomitee (in dem auch ehemalige Spieler und Fans saßen) gewählt wurde, war seine erste Amtshandlung, diejenigen aus dem Komitee zu werfen, die gegen ihn stimmten. Statt ihnen setzte er Gefolgsleute ein – und die Kommission wurde um weitere 30 Plätze erweitert.

Nicht juristisch gedeckte Präsidentschaft

Mamic ist nur nach außen Präsident des größten Fußballvereins Kroatien. In Wirklichkeit ist er ein „Spielerdealer“. Dealer trifft es hier wahrlich besser als Manager oder Agent. Dinamo ist als Verein stark von Mamic abhängig, da der Klubboss private Verträge mit sämtlichen vielversprechenden Kickern aufsetzt. Die oft nichtsahnenden Spieler verpflichten sich so, einen nicht geringen Teil ihres Gehalts an Mamic zu überweisen, weil er ihre Interessen in seiner Quasi-Funktion als Spielerberater vertritt. Seine Spielervermittlungsagentur überschrieb Mamic mittlerweile an seinen Sohn, was neuen Zündstoff in die Familienakte brachte. Dadurch, dass sein Sohn ein von der FIFA lizenzierter Spielervermittler ist, ist Mamic‘ Funktion als Präsident von Dinamo Zagreb, laut dem „Croatian Sports Act“, also dem relevanten Gesetz, nicht rechtens. Dies bedeutet, dass Mamic für den Klub, den er als Präsident führt, nicht zeichnungsberechtigt sein dürfte. Er dürfte keinen Vertrag unterschreiben, er dürfte nicht über Geld verfügen. Er ist widerrechtlich Präsident des Klubs. Es ist seinen guten Kontakten gedankt, dass dies relativ wenige Leute interessieren dürfte.

Kleptokratie

Apropos Kontakte: Auch die Stadt Zagreb unterstützt den Verein Dinamo naturgemäß großzügig. Das Stadion Maksimir ist in Besitz der Stadt und Dinamo darf es kostenlos benützen. Zudem schießt die Stadt dem Verein Jahr für Jahr etwa fünf Millionen Euro für den Spielbetrieb zu. Der Verein ist durch diese Zuschüsse frei von finanziellen Sorgen und dennoch entwickelt sich der Verein nicht weiter, weil sämtliche große Einnahmen, etwa aus Spielertransfers, von niemandem überwacht und nicht selten „privat“ abgewickelt werden. Dinamo bildete in den letzten Jahren tolle Fußballer aus, verkaufte sie teuer ins Ausland – und sah als Verein nur einen Bruchteil der Einnahmen. Die Gelder fließen zum Großteil in die Tasche eines großen Kleptokraten und in die seiner Gefolgsleute. Stichwort „private Verträge“…

„Mamic-nahe Firmen“

Als im Jahr 2011 das Stadion der Stadt Zagreb, die Heimstätte von Dinamo renoviert wurde, stellte die Stadt Zagreb etwa 6,7 Millionen Euro zur Verfügung – und beauftragte Mamic-nahe Bauunternehmen mit der Umsetzung der Anforderungen. Wie viel die Renovierung wirklich kostete und wie viel des Geldes versickerte, ist nicht bekannt.

Ein explosiver Schattenmann

Schattenmänner sind weithin still und versuchen kein großes Aufsehen zu erregen. Zdravko Mamic ist anders. Er gilt als extrem hitzköpfig und schreckt vor vulgären Äußerungen und Schimpftiraden gegen ungeliebte Journalisten auch dann nicht zurück, wenn die Kameras laufen. Die folgenden Videos zeigen den Angriff Mamic‘ auf einen kritischen Journalisten und eine kleine Grußbotschaft an diejenigen, die den Dinamo-Präsidenten mit dem serbischen Mafioso Sreten Jocic, genannt Joca Amsterdam, verglichen.

Update 2015: Im Juli des Jahres wurden Zdravko Mamic und sein Bruder Zoran – aktuell Trainer von Dinamo Zagreb – wegen Steuerhinterziehung festgenommen und nach elf Tagen gegen eine Kaution von 1,6 Millionen Euro freigelassen. Am 18.November war es aber wieder soweit: Die Mamic-Brüder werden von der Justiz beschuldigt 17,3 Millionen US-$ aus Transfergeldern abgezweigt und natürlich nicht versteuert zu haben. Dinamo Zagreb hält also weiterhin als Deckmantel für die nebligen Geschäfte der Mamics her. Zudem werden den Brüdern mehrere Bestechungen vorgeworfen. Auch gegen den geschäftsführenden Präsidenten des kroatischen Fußballverbandes, Damir Vrbanovic, liegt ein Haftbefehl vor.

Als er abgeführt wurde, lächelte Zdravko Mamic. Er weiß wohl genauso gut, wie diejenigen, die ihn abführten, dass er nicht allzu lange hinter schwedischen Gardinen verweilen wird. Noch sind keine genauen Details zu den aktuellsten Anschuldigungen bekannt, aber höchstwahrscheinlich wird es wieder schlichtweg auf die Höhe der Kaution ankommen, die für den lauten, exzentrischen Dinamo-Präsidenten kein echtes Problem darstellen sollte…

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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