Die Schweiz gilt als eines der besten Ausbildungsländer Europas und dementsprechend viele Spieler werden Jahr für Jahr von ausländischen Clubs abgeworben, so auch heuer.... Die Wintertransferbilanz der Schweizer Super League

Die Schweiz gilt als eines der besten Ausbildungsländer Europas und dementsprechend viele Spieler werden Jahr für Jahr von ausländischen Clubs abgeworben, so auch heuer. Gute Resultate, wie der Einzug des FC Basel in das Achtelfinale der Champions League, fördern das Prestige der Liga weiter, so dass mittlerweile mehr als stattliche Ablösesummen lukriert werden. Es gibt jedoch auch Schattenseiten, wie den Lizenzentzug von Xamax Neuchatel oder Sions Rechtsstreit mit FIFA und UEFA. Abseits.at beleuchtet, was sich bei den Schweizer Erstligisten im Winter getan hat. Im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Ligen endete die Transferzeit erst mit 15. Februar.

FC Basel

Der Paradeverein schlechthin hatte wenig Grund zum Handeln und beließ es daher auch bei nur einem Neuzugang. Der Vereinslose Philipp Degen, zuletzt bei Stuttgart, Liverpool und Dortmund tätig, kehrte nach sechseinhalb Jahren zu seinem Stammverein zurück. Verliehen wurden drei Jugendspieler, darunter der Bruder von Granit Xhaka, Taulant, zu den Grasshoppers. Weiters wurde der junge Liechtensteiner Sandro Wieser für eine Million Euro an Hoffenheim verkauft. Der größte Transfer wird jedoch erst im Sommer stattfinden, Bayern München sicherte sich aber bereits jetzt für mehr als zehn Millionen Euro die Dienste des Supertalents Xherdan Shaqiri.

Young Boys Bern

Deutlich mehr tat sich bei den Hauptstädtern, die den Kanadier Josh Simpson, bekannt aus Kaiserslautern und zuletzt in der Türkei bei Manisaspor tätig und Raúl Bobadilla von Borussia Mönchengladbach für die Offensive verpflichteten. Dazu kamen noch Matias Vitkieviez von Servette Genf sowie zwei venezolanische Jugendspieler. Abgeben wurden Stürmer Henri Bienvenu, der um vier Millionen zu Fenerbahçe wechselte, Emiliano Dudar (D.C. United), Marco Schneuwly (Thun) sowie der junge Innenverteidiger François Affolter, den Werder Bremen aufgrund der akuten Defensivprobleme kurzfristig auslieh. Einen Tag vor Transferschluss wurde zudem noch Scott Sutter, dessen Transfer nach England gescheitert war, an den FC Zürich verliehen.

FC Luzern

Neben mehreren Jugendspielern verpflichtete der von Murat Yakin trainierte Verein den israelischen Mittelfeldspieler Shlomi Moshe Ohayon von Legia Warschau und Darío Lezcano aus Thun. Abgeben wurden der Bruder des Coaches, Hakan Yakin, der seine Karriere in der zweiten Liga bei Bellinzona ausklingen lässt und Cristian Ianu, der nun im Wallis beim FC Sion kickt.

FC Thun

Ins Berner Oberland wechselten der brasilianische Stürmer Fabiano (nicht zu verwechseln mit dem ehemaligen Rapidler und Innsbrucker) sowie Marco Schneuwly vom Lokalrivalen Young Boys. Mauro Lustrinelli, mit dem Thun 2005 sensationell in die Champions League vorgestoßen war, beendete seine Karriere und wird dem Verein genau so wie Darío Lezcano fehlen, der nun in Luzern unter Vertrag steht.

FC Zürich

Die prominentesten Abgänge gab es beim FC Zürich, der nicht ganz unfreiwillig einen Kaderumbruch vollzog und sein Tafelsilber aufgrund eines jährlichen strukturellen Defizits in Millionenhöhe veräußerte. Ricardo Rodríguez war Wolfsburg acht Millionen Euro wert, Admir Mehmedi Dynamo Kiew vier und auch Dusan Djuric und Alexandre Alphonse, die nach Frankreich wechselten, spülten je eine halbe Million Euro in die Kassen. Zudem verließ auch noch Xavier Margairaz den Verein Richtung Sion. Die Neuzugänge lesen sich abgesehen von Scott Sutter, der von den Young Boys ausgeliehen wurde, hingegen unspektakulär; neben zwei jungen Brasilianern kam Stefan Glarner aus Sion sowie Asmir Kajevic aus Serbien.

Servette Genf

Servette machte nicht aufgrund von Transfers, lediglich der Abgang von Asmir Kajevic nach Bern ist erwähnenswert, sondern wegen akuter finanzieller Probleme von sich reden. Der von Majid Pisyhar geführte Verein (leidgeprüfte Admiraner werden hier hellhörig) schuldet Spielern und diversen Zulieferern keine unbeträchtlichen Summen, zudem konnte der Strom für das Stade de Genève seit Sommer nicht mehr bezahlt werden. Ein kürzlich eingebrachter Konkursantrag konnte abgewendet werden, dennoch scheint es aktuell mehr als fraglich, ob die Westschweizer eine Lizenz für die kommende Saison erhalten werden.

Grasshoppers Zürich

Beim kriselnden ehemaligen Serienmeister wurde Johann Vogel reaktiviert, der seine Karriere schon vor zwei Jahren beendet hatte. Dazu kamen der vereinslose Daniel Pavlovic sowie Talant Xhaka vom FC Basel. Der einzige Abgang betraf den spanischen Innenverteidiger Guillermo Vallori, der zu 1860 München wechselte.

Lausanne Sport

Obwohl man es aufgrund der Sanktionen gegen Xamax und Sion ruhig angehen lassen hätte können, verpflichtete Lausanne mehrere Spieler. Néstor Susaeta kam von Rayo Vallecano, Ibrahim Tall aus Larisa und Abdelouahed Chakhsi aus Marokko. Für das zentrale Mittelfeld wurde zudem der Franzose Peter Luccin engagiert, der auf 170 Spiele in Primera División, 100 in der Ligue 1 sowie 28 in der Champions League zurückblicken kann, zuletzt jedoch vereinslos war.

FC Sion

Den Wallisern wurden nach dem langwierigen Rechtsstreit mit nationalem und internationalem Verband insgesamt 36 Punkte abgezogen, so dass man sich wohl schon darauf einrichten kann, am Ende der Saison in der Relegation gegen den Abstieg zu spielen, sollte nicht nach Xama auch Servette die Lizenz verlieren. Dennoch oder gerade deswegen gab es rege Transferaktivität, denn so wurde Giovanni Sio um knapp sechs Millionen Euro nach Wolfsburg verkauft und zwölf weitere Spieler abgegeben oder verliehen, darunter auch Ex-Barcelona-Star Gabri. Verpflichtet wurden neun Spieler, davon vier von Xamax. Der bekannteste Neuzugang ist vermutlich Xavier Margairaz vom FC Zürich.

Xamax Neuchâtel

Was sich über die ganze Saison angedeutet hatte, wurde im Jänner Realität, Xamax wurde die Lizenz entzogen, nachdem der tschetschenische Vereinspräsident Bulat Tschagajew immer mehr Schulden angehäuft hatte und diese nicht begleichen konnte. Über den Verein, der in den 1980ern zweimal Meister wurde, wurde bereits ein Konkursverfahren eröffnet, so dass es in der kommenden Saison wohl zu einem Neuanfang in den Tiefen des Amateurfußballs kommen wird. Alle Spieler verließen mittlerweile den Club, Kalu Uche kam etwa bei Espanyol Barcelona unter, David Navarro in Levante.

OoK_PS, abseits.at

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert