Bekannt wurde der Franzose vor allem durch seinen Kung-Fu-Tritt im Jahr 1995, als er einen Zuschauer mit dem Fuß an die Brust trat. Eric... Eric Cantona – Der ewige Rebell (Teil 2)

Bekannt wurde der Franzose vor allem durch seinen Kung-Fu-Tritt im Jahr 1995, als er einen Zuschauer mit dem Fuß an die Brust trat. Eric Cantona war immer gut für einen Aussetzer, aber auch für ein unglaubliches Tor. Nach seiner erfolgreichen, aber auch von Skandalen geprägten, Karriere als Fußballer ist der 45-Jährige heute Schauspieler und kümmert sich um die Armut in Frankreich. Viele Fans hofften sogar auf eine Präsidentschaftskandidat Cantonas, jedoch lehnte er diese ab. „Eric the King“ wie er oft genannt wurde, ist auch mehr als 15 Jahre nach seinem Karriereende noch unglaublich populär, nicht nur in Frankreich sondern auf der ganzen Welt. Der zweite Teil dieses Artikels befasst sich mit den Entgleisungen und Tiefpunkten seiner Karriere sowie mit der aktuellen Situation rund um Eric Cantona.

Erste Eskapaden

Vor allem für seinen legendären Kung-Fu-Kick ist Eric Cantona weltweit bekannt, allerdings begannen seine Verfehlungen schon in seiner Zeit bei AJ Auxerre: Kurz nachdem Cantona 1987 nach einer zweijährigen Leihe von Martigues zu Auxerre zurückkehrte, hatte er einen heftigen Disput mit seinem Teamkollegen und Torwart Bruno Martini. Cantona beendete die Unterredung, indem er Martini einen Faustschlag ins Gesicht versetzte. Im darauffolgenden Jahr schaffte es der Franzose erneut in die Negativschlagzeilen, nachdem er für ein brutales Foul am Nantes-Spieler Michel Der Zakarian von der Fédération Française de Football, der französischen Fußballorganisation, für 3 Spiele gesperrt worden war. Im Jahr 1989 folgte kurz nach dem Wechsel zum amtierenden Champion der Ligue 1, Olympique Marseille, der nächste Skandal. Der um die damalige französische Rekordtransfersumme von rund 26 Millionen € von Auxerre geholte Spieler beschimpfte den damaligen Teamchef der französischen Nationalmannschaft, Henri Michel, in einem Interview während einer Liveübertragung im Fernsehen als „Haufen Scheiße“. Als Konsequenz dafür wurde Cantona für ein Jahr für alle internationalen Spiele gesperrt, Lehren zog der damals 23-Jährige allerdings keine aus seinem Verhalten: Kurze Zeit später rastete Cantona aus als er in einem bedeutungslosen Freundschaftsspiel gegen Torpedo Moskau ausgewechselt wurde. Der Franzose riss sich während er vom Platz ging das Trikot vom Leib und schoss den Ball wütend in die Menge. Nachdem sich Cantona bei Marseille nicht richtig einleben konnte, wurde er für 6 Monate zu Girondons Bordeaux verliehen, kurze Zeit später dann zu Montpellier. In dieser Zeit lieferte der Mittelstürmer den nächsten Skandal, als er sich abermals mit einem Teamkollegen prügelte. Dieses Mal eskalierte die Situation dadurch, dass Cantona dem Mittelfeldspieler Jean-Claude Lemoult einen Schuh ins Gesicht warf. Viele seiner Teamkollegen wollten Cantona nicht mehr im Kader sehen, allerdings gab es auch Spieler die auf Seiten des Exzentrikers waren und so wurde erhielt er nur eine milde Strafe und wurde für 10 Tage vom Trainingsgelände verwiesen.

Als Eric Cantona zu Marseille zurückkehrte, zerstritt er sich sowohl mit dem Präsidenten, als auch mit dem Trainer. Trotz seiner großartigen Leistungen wurde Cantona am Ende der Saison zu Nimes, einem mittelklassigen Verein in der Ligue 1, transferiert. Im Dezember 1991 war es wieder einmal soweit: Cantona haderte mit den Entscheidungen des Schiedsrichters und kam auf die glorreiche Idee, den Referee seinen Unmut zu zeigen indem er ihn mit dem Ball abschoss. Infolgedessen wurde der Franzose vom Disziplinarkomitee für ein Monat gesperrt, Cantonas Reaktion auf die Sperre war allerdings einzigartig: Anstatt mit dieser (relativ) milden Strafe zufrieden zu sein und sich zu entschuldigen, beschimpfte er jeden Abgeordneten des Komitees als Idiot. Logischerweise wurde die Strafe dadurch noch einmal erhöht und so erhielt Cantona eine Sperre von 2 Monaten aufgebrummt. Kurze Zeit später kündigte der Stürmer sein Karriereende an und zog sich vom Profifußball zurück.

Nachdem Eric Cantona in den Profifußball zurückkehren wollte, wurde ihm ein Engagement in England nahegelegt, da ihn in Frankreich kein etablierter Klub mehr verpflichten wollte. Jedoch scheiterte ein Transfer nach England vorerst daran, dass man auch hierzulande von Cantonas Eskapaden Bescheid wusste. So wollte der damalige Trainer des FC Liverpool, Graeme Souness, den Mittelstürmer nicht verpflichten, da er um die Harmonie in seiner Mannschaft bangte. Kurz darauf gelang dann doch der Wechsel auf die Insel zu Leeds United und Cantona kam nach langer Zeit einmal für eine volle Saison nur in die positiven Schlagzeilen. Als Manchester United den Stürmer von Leeds verpflichtete, wurde Cantona auch wieder verhaltensauffällig. Just bei seiner Rückkehr ins Stadion von Leeds United bespuckte Cantona einen Fan der Heimmannschaft und wurde von der Football Association mit einer Strafe von 1000 Pfund belegt. Auch in seiner zweiten Saison bei den Red Devils fiel Cantona negativ auf, diesmal wurde er in einer Saison gleich drei Mal mit Rot vom Platz gestellt. Vor allem die zwei aufeinanderfolgenden Platzverweise in der Premier League hatten Konsequenzen, so wurde Eric Cantona für 5 Spiele gesperrt.

Chinesische Kampfkunst

Am 25 Jänner 1995 wurde lieferte Cantona den weltweit wohl berühmtesten Kung-Fu-Tritt der Geschichte: Im Auswärtsmatch gegen Crystal Palace wurde der Mittelstürmer aufgrund einer Tätlichkeit vom Feld verwiesen. Am Weg in die Kabine reagierte Cantona auf die Beschimpfungen des Crystal-Palace-Fans Matthew Simmons damit, dass er ihm in Kung-Fu-Manier gegen die Brust trat und zusätzlich einige Schläge mit der Faust zufügte. Nur mit Gewalt konnte Cantona von der tobenden Menge ferngehalten werden und musste dann auch von der Polizei festgenommen werden. Im ersten Gerichtsspruch wurde der Franzose zu einer zweiwöchigen Gefängnisstrafe verurteilt, später wurde diese Strafe allerdings widerrufen und stattdessen musste Cantona 120 Stunden Sozialarbeit leisten. Zusätzlich musste er 20.000 Pfund an seinen Verein zahlen und wurde für die restlichen vier Monate der Saison 1995/96 gesperrt, wodurch United den erneuten Gewinn von Pokal und Meisterschaft verpasste. Die FA erhöhte die Sperre auf 8 Monate und stellte dem Stürmer weitere 10.000 Pfund in Rechnung. Die internationale Fußballorganisation FIFA erweitere das Urteil auf eine weltweite Sperre, womit Cantona auch mit einem Wechsel ins Ausland dem Rechtsspruch nicht entkommen konnte. Aufgrund dieser Aktion verlor der Mittelstürmer auch die Kapitänsschleife in der französischen Nationalmannschaft und spielte danach nie mehr für die Equipe Tricolore. In einer Pressekonferenz kurz nach der erwähnten Verfehlung vermeldete Cantona folgendes: „When the seagulls follow the trawler, it’s because they think sardines will be thrown into the sea. Thank you very much.“ Die Möwen folgen also dem Fischkutter, weil sie glauben, dass die Sardinen wieder ins Meer geworfen werden. Eine äußerst interessante Aussage nach einem Kung-Fu-Tritt gegen einen Fan. Zwei Jahre nach diesem Ausraster beendete Cantona seine Karriere im Alter von 30 Jahren.

Zwischen Hollywood, Sandstrand, Big Apple und Élysée-Palast

Aktuell präsentiert sich Cantona als Schauspieler und trat auch in der Politik in Erscheinung. Unter anderem spielte Cantona in den Filmen Elizabeth oder Ein Sommer auf dem Lande, im Jahr 2009 folgte dann der Streifen Looking for Eric mit Cantona in einer der beiden Hauptrollen. Der Film beschäftigt sich mit Cantonas Bedeutung für die Fans von Manchester United und den Problemen der britischen Arbeiterklasse. Der ehemalige Fußballer beteuert allerdings immer wieder, dass er nicht für einen Hollywood-Film vor der Kamera stehen möchte. Aktuell ist Cantona im französischen Film Switch als Polizist zu sehen, welcher einen Serienkiller jagt.

Im Jahr 2010 wurde Eric Cantona auch erstmals politisch aktiv, als er die französische Bevölkerung dazu aufforderte, all ihr Geld von den Bankkonten zu beheben um das Finanzsystem in Frankreich zum Sturz zu bringen. Cantona unterstütze damit die Aktion der Internetplattform bankrun2010.com. Zwei Jahre später, im Jänner 2012, kam der Franzose erneut in die politischen Schlagzeilen, indem er sich als Präsidentschaftskandidat präsentierte. Die Kandidatur war allerdings, wie später bekannt wurde, nur ein medialer Gag, Cantona wollte damit auf die Armut in Frankreich aufmerksam machen.
Nach seiner Karriere als Profifußballer war Cantona ab 1999 auch als Spielertrainer der französischen Beachsoccer-Nationalmannschaft aktiv. Seinen größten Erfolg im Beachsoccer erreichte der Stürmer 2005, als er mit der Nationalmannschaft in Rio de Janeiro den Weltmeistertitel holen konnte. Gleichzeitig zeigte sich Cantona aber auch von seiner exzentrischen Seite, als er dem Schweizer Nationaltrainer Jörg Stiel nach einem Streit ins Gesicht schlug.

Seit Jänner 2011 ist Eric the King auch als Sportdirektor des neuen US-amerikanischen Fußballvereins New York Cosmos am Werk. Im Big Apple kümmert sich der Franzose vor allem um das Scouting und die Verpflichtung neuer Spieler. Zusätzlich dient Cantona natürlich als Werbefigur für den Verein, der 2013 in die amerikanische Profiliga MLS einsteigen soll.

Fazit

Eric Cantona ist aktuell vielbeschäftigt und trotz seiner früheren Ausrutscher ein anerkannter und geschätzter Mann. Ob als Schauspieler, Trainer, Politiker oder Manager, Cantona ist vor allem eines, nämlich erfolgreich. Egal was der vielleicht beste Spieler Frankreichs angreift, es funktioniert. Viele Kritiker sehen Cantonas Erfolge durch seine Verfehlungen und Ausraster gemindert, allerdings sind es gerade diese Eigenschaften, die den Rebell Cantona ausmachen. Ähnlich wie etwa Paolo Di Canio prägen diese vermeintlichen Fehler diesen Menschen und machen ihn zu dem, was er ist. Andererseits wäre Cantona ohne diese Undiszipliniertheiten mit großer Wahrscheinlichkeit 1998 mit der Nationalmannschaft Frankreichs Weltmeister geworden. Nun stellt sich allerdings die Frage, ob die Karriere ohne Eskapaden den Mittelstürmer überhaupt auf die Insel zu seinem Traumklub Manchester United geführt hätte? Man könnte diese Gedanken ewig weiter spinnen, aber eines ist mit Gewissheit zu sagen: Cantona war einer der besten Fußballspieler der Welt und vielleicht der größte Rebell den der Fußball je erlebt hat. Wie bei den meisten genialen Kickern wandert auch er auf einem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn, wobei er zeitweise wohl auch komplett zum Wahnsinn übergelaufen ist.

Michael Prügl, abseits.at

Michael Prügl

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