Am 5.April war es soweit. Vier Jahre nach dem Zwangsabstieg und der damit verbundenen Neugründung sind die Glasgow Rangers zurück im schottischen Oberhaus. Das... Phoenix ohne Asche – Die Rückkehr der Glasgow Rangers in die schottische Premier League

Schottland Flagge_abseits.atAm 5.April war es soweit. Vier Jahre nach dem Zwangsabstieg und der damit verbundenen Neugründung sind die Glasgow Rangers zurück im schottischen Oberhaus. Das Team von Trainer Mark Warburton liegt nach einem 1:0-Sieg gegen Dumbarton vier Spieltage vor Saisonende uneinholbar auf Platz eins der schottischen Championship. Das entscheidende Tor erzielte James Tavernier. Der europäische Fußball erhält mit der Partie Celtic gegen Rangers, dem sogenannten „Old Firm“, eines der brisantesten Derbys zurück.

Trotz dieser Aussichten auf mehr Spannung und gesteigertem Wettbewerb stehen längst nicht alle Parteien im schottischen Profi-Fußball der Rückkehr der Rangers wohlgesonnen gegenüber. Die Umstände der Insolvenz und dem damit verbundenen Zwangsabstieg hinterließen ein „Gschmäckle“ und vermittelten den Eindruck, dass aufgrund des Prestiges der Rangers mit zweierlei Maß gemessen wird und wurde.

Freilich hat der Verein, der nun in die erste schottische Liga aufgestiegen ist, mit dem Weltrekordmeister (54 Meistertitel) nichts mehr gemein. Dieser Club existiert nach der Insolvenz von 2012 schlicht und ergreifend nicht mehr. Aufgrund von Misswirtschaft und anderer finanzieller Ungereimtheiten häuften die Rangers Schulden um Schulden an. 2012 beliefen sich die Ausstände bereits auf 167 Millionen Euro! Zu viel, meinten die restlichen schottischen Erstligaclubs und entschieden, die Rangers dürfen am Spielbetrieb nicht mehr teilnehmen. Daraufhin beschloss auch die Vereinigung der schottischen Clubs, dass der Traditionsverein in die 4. Liga zwangsversetzt wird.

Diese Maßnahme stieß jedoch einigen sauer auf, denn eigentlich muss ein neugegründeter Verein in Schottland in der 7. Liga starten. Zudem durfte die Nachfolgefirma „The Rangers Football Club Limited“ von allen finanziellen Lasten befreit den Neuanfang angehen. Andere Pleiteclubs, wie Dundee United oder der FC Motherwell, wurden zur Kassa gebeten. Wenn es hingegen um die Rangers geht, wirkt der Elan der Steuerbehörden, die allein 116 Millionen Euro betragenden Ausstände für Steuern und Sozialabgaben einzutreiben, doch arg gebremst. Zudem durfte der zu Beginn als Vorsitzende der neuen Gesellschaft fungierende Engländer Charles Green die Filetstücke (Stadion und Trainingsgelände) aus der Konkursmasse zu einem Ramschpreis kaufen. Für beide Objekte zahlte Green einen Preis von insgesamt 6,9 Millionen Euro. Im aktuellen Geschäftsbericht wird das Trainingsgelände jedoch mit 16,2 Millionen Euro und das Stadion „Ibrox Park“ mit 77 Millionen Euro ausgewiesen, wie der kicker berichtete.

Diverse Gruppen setzen sich bereits seit längerer Zeit für die Aberkennung der fünf Meistertitel der Rangers im Zeitraum 2001 – 2010 ein. Aufgrund der vielen Ungereimtheiten plädieren sie wohl zu Recht auf den Tatbestand der Wettbewerbsverzerrung. Bisher jedoch ohne Erfolg.

Natürlich ist die Rückkehr der Rangers Gold wert für Ansehen und Vermarktungsmöglichkeiten der schottischen Beletage. Allein in dieser Zweitligasaison verkauften die Rangers über 34.000 Dauerkarten.

Trotz allem scheinen auch die „neuen“ Rangers nichts aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Der ehemalige Trainer Stuart McCall forderte in einem Interview bereits dazu auf, ordentlich Geld in die Hand zu nehmen, um „richtige Cracks zu holen“. Obwohl die letzte Geschäftsbilanz bei den Personalkosten wieder ein Minus von 9,4 Millionen auswies, wird dieser Appell wohl Gehör finden. Viel zu wichtig für Ehre und Prestige ist die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Erzrivale Celtic.

Die anhaltende Misswirtschaft scheint jedoch in Schottland nur eine kleine Minderheit zu kümmern. Es erweckt den Anschein, dass die Rückkehr des Zugpferdes Glasgow Rangers wichtiger ist, als scheinbar abstrakte Werte wie Moral oder Fairness. Diese füllen nun mal keine Bankkonten.

Hier offenbart sich mal wieder, dass der Fußball durchaus als Spiegelbild der Gesellschaft fungiert, in der alle Menschen qua Grundgesetz eigentlich gleich sein sollten. Traurige Gewissheit ist allerdings: manche sind gleicher als andere.

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