Fußballer und Kidnapper (1)
Gesellschaft & Ethik 23.Januar.2015 Stefan Karger 0
Fußballstars stehen im Rampenlicht der Öffentlichkeit und die Gehälter, die in den besseren Ligen gezahlt werden, sind schon lange kein wohlgehütetes Geheimnis mehr. Dies lockt natürlich leider auch immer wieder Kriminelle an, die in erster Linie Familienangehörige der Fußballer ins Visier nehmen. Insbesondere in Südamerika und Afrika kam es in der Vergangenheit zu zahlreichen Entführungen, die leider nicht immer ein gutes Ende nach sich zogen.
Robinho´s Mutter: Marina de Silva Souza
Vor etwa elf Jahren wurde der damals 20-jährige Robinho als der neue Pele gehandelt. Der Jungstar spielte beim FC Santos und die Medien spekulierten gerade mit einem Wechsel zu Real Madrid. Einen Tag nach dieser Meldung brachen maskierte Männer ins Haus seiner Mutter ein, als diese gerade mit Freunden ein Barbecue vorbereitete. Die Gäste wurden ins Badezimmer gesperrt, während die Mutter ins Fluchtauto verschleppt wurde. Robinho wandte sich an die Presse und schickte einen Appell an die Kidnapper, seine Mutter unverletzt freizulassen. Während der Fußballer damals schon immer Bodyguards um sich hatte, weigerte sich seine Mutter zuvor Hilfe anzunehmen, da sie die Gefahr entführt zu werden als überzogen ansah. Die Entführung nahm zum Glück ein gutes Ende, denn nach 41 Tagen ließen sie die Kidnapper gehen, nachdem sie umgerechnet 54.000€ Lösegeld erhielten.
Wilson Palacios´Bruder: Edwin Palacios
Die Entführung von Edwin Palacios, dem Bruder des heutigen Stoke-City-Spielers Wilson Palacios, nahm leider ein weit tragischeres Ende. Am 30.Oktober 2007 drangen in La Ceiba (Honduras) fünf bewaffnete Männer ins Haus seiner Eltern ein und entführten den damals erst 14-jährigen Bruder des Fußballers. Wilson Palacios wechselte erst zwei Monate zuvor auf Empfehlung von Arsene Wenger zu Birmingham City und bezahlte die von den Entführern geforderte Summe von 125.000 Pfund noch im November. Nach der Lösegeldzahlung berichteten Medien, dass der Junge freigelassen wurde, was sich jedoch als falsch herausstellte. Die Spur verlor sich etwa eineinhalb Jahre lang und die Kidnapper brachen nach Erhalt des Geldes jede Kommunikation ab. Als im Mai 2009 zwei Mitglieder der 18th Street Gang verhaftet wurden, gestanden sie den Mord und führten die Polizei zu den Überresten von Edwin Palacios.
Johan Cruyff und die verpasste WM 1978
Die Niederlande unterlag bei der Weltmeisterschaft 1978 erst im Finale den Argentiniern und viele Oranje-Fans schwören noch heute, dass sie mit Johan Cruyff den Titel geholt hätten. Der damalige Barcelona-Legionär absolvierte sein letztes Länderspiel am 26. Oktober 1977 und selbst Trainer Ernst Happel konnte den Spielmacher nicht zu einem Comeback überreden. Nach 30 Jahren brach der Niederländer sein Schweigen, um mit den Gerüchten aufzuräumen, die sein damaliger Mannschaftskollege Carles Rexach 2008 in seinem Buch veröffentlichte. Der Spanier schrieb nämlich, dass Cruyff auf Druck seiner Familie nicht zur Weltmeisterschaft nach Argentinien fuhr, was der Niederländer nicht auf sich sitzen lassen wollte. Cruyff beschrieb wie er Ende 1977 Opfer eines Entführungsversuchs wurde, der seine Sichtweise auf viele Dinge veränderte und die Bedeutung des Fußballsports relativierte. Mehrere Männer brachen in Barcelona in seine Villa ein, hielten ihm ein Gewehr auf den Kopf und fesselten seine Frau vor seinen Kindern. Cruyff entkam seinen Kidnappern noch bevor sie ihn ins Auto schleppen konnten und vereitelte so die Entführung. In den nächsten drei bis vier Monaten schliefen jede Nacht Polizisten im Haus der Cruyffs und die Kinder gingen nur noch mit Begleitschutz in die Schule. Auch der Barcelona-Legionär konnte sich keine Sekunde ohne einen Bodyguard in der Öffentlichkeit bewegen, was ihn wohl auch dazu veranlasste Spanien zu verlassen. Cruyff sagte später, dass er nach so einer Erfahrung dem Fußball den Rücken zuwenden musste und an der Weltmeisterschaft deshalb nicht teilnehmen konnte.
Erik Lamela´s Bruder: Alex Lamela
Hie und da kommt es vor, dass die Kidnapper nichr merken, dass sie den Verwandten eines Stars in ihren Händen halten. Dies geschah etwa Erik Lamela´s Bruder Alex, der in Argentinien mit seinem BMW ungewollte Aufmerksamkeit nach sich zog. Die Kriminellen waren nur hinter seinem Auto her, beschlossen dann aber noch Lösegeld von der Familie zu verlangen, da sie damit spekulierten, dass diese aufgrund der Automarke die Forderung bezahlen könne – sehr professionell gingen sie dabei jedoch nicht vor. Nachdem sie Alex einige Stunden gefangen hielten, riefen sie mit seinem Telefon bei seiner Familie an, um ein Lösegeld von umgerechnet etwa 700 Euro zu verlangen. Sie holten das Geld persönlich vor der Haustür der Familie ab, vergaßen dabei jedoch ihre Gesichter zu verhüllen, sodass sie von den Überwachungskameras aufgenommen wurden. Noch am selben Abend ließen sie Alex Lamela frei. Hätten sie gewusst, dass es sich um den Bruder von Erik Lamela handelt, hätten sie wohl eine andere Summe vom teuersten Einkauf der Hotspurs-Vereinsgeschichte verlangt.
Stefan Karger, www.abseits.at
Stefan Karger
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