In dieser Serie wollen wir euch außergewöhnliche Fußballstadien und ihre Geschichte näher vorstellen. Wir machen uns auf die Suche nach einzigarten Stadionkonzepten, die sich... Außergewöhnliche Fußballstadien (3) | Estadio Hernando Siles

Stadion Bauphase Bau Unfertig_abseits.atIn dieser Serie wollen wir euch außergewöhnliche Fußballstadien und ihre Geschichte näher vorstellen. Wir machen uns auf die Suche nach einzigarten Stadionkonzepten, die sich von der Masse der übrigen Sportstätten erfrischend abheben. Der dritte Teil dieser Artikelserie verschlägt uns nach Bolivien, zu einem Stadion, das schon öfters Schlagzeilen machte. Diesmal geht es jedoch weniger um eine einzigartige architektonische Meisterleistung, sondern mehr um außergewöhnliche Lage der Sportstätte. Das Estadio Hernando Siles befindet sich nämlich in 3627 Metern Höhe über dem Meeresspiegel.

Benannt wurde das 1930 fertiggestellte Stadion nach dem gleichnamigen bolivianischen Präsidenten, der zwischen 1926 und 1930 als Staatsoberhaupt das Land regierte. Eingeweiht wurde das Stadion mit einem Spiel zwischen dem Club The Strongest und Universitario de La Paz, wobei sich die Erstgenannten mit einem 4:1-Sieg gegen den Rivalen durchsetzten. Die Bauarbeiten dauerten ganze drei Jahre lang, doch die Mühe hat sich gelohnt, denn die nicht gerade von Erfolg verwöhnte bolivianische Nationalmannschaft hat einen großen Heimvorteil, wenn sie in diesem Stadion andere Teams empfängt.

Das Sportstadion liegt nämlich auf einer Höhe von stolzen 3637 Metern und ist somit eines der höchstgelegensten Stadien weltweit, in dem Spiele von Profimannschaften ausgetragen werden. Gegnerische Teams klagten in der Vergangenheit immer wieder, dass sie sich in der kurzen Zeit nicht an die dünne Höhenluft akklimatisieren konnten und so nicht dazu im Stande waren, die volle Leistungsfähigkeit abzurufen.

Was für ein großer Vorteil diese Höhenlage dem bolivianischen Nationalteam bringt, wird mit einem Blick auf die Statistiken sofort klar. Bei der Weltmeisterschaftsqualifikation 2006 holte Bolvien aus den neun Auswärtsspielen keinen einzigen Punkt, während zu Hause immerhin 14 Punkte erkämpft wurden.

Bei der kommenden WM-Qualifikation gelang immerhin am achten Spieltag ein 0:0-Unentschieden gegen Brasilien, was jedoch die einzige Ausbeute in der Fremde bleiben sollte. In den Heimspielen holte die an die Höhenluft gewohnte Nationalmannschaft abermals 14 Zähler.

Bei der jüngsten WM-Qualifikation für das das Turnier in Brasilien trotzte die Nationalmannschaft den Argentiniern in Buenos Aires einen Punkt ab und erreichte am letzten Spieltag ein 1:1-Unentschieden im Auswärtsspiel gegen Peru. Den beiden Punkten in der Fremde stehen diesmal zehn Punkte aus den Heimspielen gegenüber.

Insgesamt holte die bolivianische Nationalmannschaft also in den letzten drei WM-Qualifikationen drei Punkte in den Auswärtsspielen und 38 in den Partien vor eigenem Publikum.

Aufgrund der zahlreichen Beschwerden der Auswärtsmannschaften beschloss die FIFA im Jahr 2007, dass künftig keine WM-Qualifikationsspiele in Stadien ausgetragen werden dürfen, die über einer Seehöhe von 2.500 Metern liegen. Der Aufschrei in Bolvien war groß, sogar Präsident Evo Morales schaltete sich ein und bekam dabei von niemand Geringerem als dem Argentinier Diego Maradona Unterstützung. Die Maßnahme wurde als diskriminierend gegenüber den südamerikanischen Nationen, die in den Anden liegen, angesehen. Die FIFA ruderte nach einem Monat einen Schritt zurück und legte die neue Grenze bei 3000 Höhenmetern fest. Kurze Zeit darauf bewilligte der Weltfußballverband eine Ausnahme für das Estadio Hernando Siles, das nun trotz der Überschreitung der maximalen Höhenlage weiterhin als Austragungsort für WM-Qualifikationsspiele zugelassen ist.

Das Estadio Hernando Siles entwickelte sich in Bolivien zu einem Symbol des Kampfes gegen die FIFA, die nach Meinung der Bolivianer großen Nationen wie Brasilien und Argentinien stets bevorzugt. Diese Schlacht wurde jedenfalls gewonnen, sodass im 41.143 Zuschauer fassendem Stadion auch weiterhin auf dem Papier nominell überlegene Gegner geärgert werden können. Auch ganz große Mannschaften können ein Lied davon singen, denn Brasilien verlor im Jahr 1993 zum ersten Mal nach 40 Jahren ein WM-Qualifikationsspiel, als Bolivien im Estadio Hernando Siles mit 2:0 triumphierte. Im Jahr 2009 erwischte es Argentinien noch schlimmer, denn die Gauchos wurden mit 6:1 nach Hause geschickt. Wenn im Estadio Hernando Siles gerade nicht Fußball gespielt wird, dann gaben sich in der jüngeren Vergangenheit auch prominente Bands wie Guns N‘ Roses (2014) die Ehre. Auch Bon Jovi spielte im Jahr 1993 in diesem Stadion sein erstes Konzert in Bolivien. Hier haben wir drei Bilder des Estadio Hernando Siles (Klick zum Vergrößern):

Stefan Karger, abseits.at

Stefan Karger

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