Den Freitagabend verschönerten wir uns mit einem Spiel der Gebietsliga in Leopoldsdorf bei Wien. Da es sehr unterhaltsam war, lud es auch zu einem... Groundhopper’s Diary | Vom Allgäuer Alcatraz in die italienische Schweiz

Den Freitagabend verschönerten wir uns mit einem Spiel der Gebietsliga in Leopoldsdorf bei Wien. Da es sehr unterhaltsam war, lud es auch zu einem längeren Zusammensitzen nach dem Spiel ein, wodurch es logischerweise auch etwas länger als geplant geworden ist. Spätestens wenn am Samstag in der Früh der Wecker läutet, wurde dies einem gnadenlos bewusst. Immerhin schafft ein schneller Kaffee bei diesem Problem Abhilfe, sodass man wach genug ist, um sich hinters Steuer setzen zu können. Mit gesprächigen Mitfahrern vergeht die Zeit dann auch wie im Fluge und zur Mittagzeit haben wir bereits Memmingen im Allgäu erreicht.

Da das Regionalligaspiel des FC Memmingen gegen die SG Großaspach erst um 14.00 Uhr begann, blieb noch Zeit, Reiseproviant zu besorgen und die mittelalterliche Altstadt zu besichtigen. Selbst wenn diese nicht besonders groß ist, so hatte sie mit dem Dom, einer Stadtmauer und einem Hauptplatz, doch etwas mehr als gedacht zu bieten. Mit dem Aufstieg der Memminger in der Regionalliga Süd, gab es auch ein „Facelifting“ für das Stadion an der Bodenseestraße. Neben dem Bau einer modernen Haupttribüne wurden auch die Stehplätze generalsaniert. Um den Regionalligaanforderungen gerecht zu werden, mussten die fünf durchgehenden Stehplatzreihen mit ordentlich vielen Gitterzäunen von allem Möglichen – d.h. voneinander, dem Spielfeld und den Trainingsplätzen – getrennt werden. Das sieht jetzt nicht unbedingt einladend aus, aber beim DFB geht halt Sicherheit vor und er toleriert hierbei auch keine Ausnahmen. Durch den Umbau wurde das Stadion in Arena umbenannt und gleicht nun einem Hochsicherheitsgefängnis. Mit fanfreundlicher Stadionarchitektur hat das Ganze leider wenig am Hut.

Immerhin kamen 982 Zuschauer ins Allgäuer Alcatraz und diese bekamen dort – wie es in einem Gefängnis nun mal so üblich ist – auch nur fußballerische Schmalkost vorgesetzt. Die Partie war ein absoluter Langeweiler, sodass ich den Endstand mit 0:0 bereits vorweg nehmen kann. Apropos Schmalkost. Beim bewährten Kantinentest wurden wir auch bitter enttäuscht. Eine Lebekäsesemmel bestand aus zwei Scheiben kaltem (!) Leberkäse und einem Gurkerl. Beim zweiten Versuch gab es wohl auch noch die langweiligste Bratwurst, die ich jemals aß. Das Ergebnis des Kantinentests lautet also:  Ein glattes „Nicht Genügend“, das es bei einem solchen Test erst selten gab. Einzig die eigentlich nicht erwähnenswerten „Fanblöcke“ sorgten für ein wenig Unterhaltung. Während Großaspach von vier Mann begleitet wurde, die schon ziemlich „bedient“ waren und nicht mehr als ab und an etwas Unverständliches grölen konnten, bestand der Block der Memminger aus einem Haufen junger Teenies! Eigentlich waren die pubertierenden Jugendlichen ein großes Kino für die Lachmuskeln. Irgendwann heißt es aber immer Abschied nehmen. Nur: Memmingen werde ich wohl nicht so sehr vermissen, unter anderem auch weil es endlich zum eigentlichen Ziel unserer Reise, dem Tessin weiterging. Über Vorarlberg und Graubünden mussten wird über den San-Bernardino-Pass, um in den italienischen Teil der Schweiz zu gelangen. Dass dieser Pass wenigstens teilweise untertunnelt ist, erspart auf alle Fälle einiges an Fahrtzeit.

Die Sonne ging gerade unter, als wir das Stadion Cornaredo in Lugano erreichten. So wie dieser Ground, der einst ein Austragungsort bei der WM 1954 war, hat auch der FC Lugano schon bessere Zeiten erlebt. Die Tessiner spielen bereits seit einem Jahrzehnt durchgehend zweitklassig und sind zuletzt sogar innerhalb des Kantons zur Nummer zwei degradiert worden. Hier wurden sie vom AC Bellinzona abgelöst, der durch seine Auftritte in der AXPO Super League nun der populärste Tessiner Fußballklub ist. Andererseits ist in Lugano ganz klar Eishockey die Sportart Nummer eins. Offiziell waren an diesem Samstag zwar 2.460 Besucher im Stadion, wobei aber jeder mit freiem Auge sehen konnte, dass sich bestenfalls 1.000 Besucher ins Oval verirrten. Der Gegner hieß an diesem Abend übrigens SC Kriens aus dem Kanton Luzern. Ein solider Zweitligist, der aber in diesem Jahr der Reduktion der Challenge League zum Opfer fallen wird und sich in der kommenden Saison wohl in der neugeschaffenen und eingleisigen dritten Liga der Schweiz, der 1. Liga Promotion, wiederfinden wird. Auf diese neue, zwölf Vereine umfassende Liga bin ich schon sehr gespannt zumal auch schon in Österreich mit der Einführung einer eingleisigen dritten Liga spekuliert wurde. In der Schweiz reagiert man damit einerseits auf das bei sechzehn Teams doch zu hohe Leistungsgefälle in der Challenge League, andererseits gibt man den ambitionierten Vereinen der 1. Liga (die 1. Liga der Schweiz ist dreigleisig und wird nach dem selben Modus wie die österreichischen Regionalligen gespielt) in Zukunft auch die Chance, sich in Ruhe auf die Strukturen des Profigeschäfts vorzubereiten. Sicherlich ist das ein interessanter Ansatz der Eidgenossen. Ein positiver Nebeneffekt ist es, dass der Direktaufstieg gewahrt bleibt. Alle ambitionierten Vereine können überregional spielen und es gibt mehr Fernsehgeld für die Vereine der Challenge League. Die 3. Liga wird zwar weiterhin als Amateurliga geführt, jedoch sind die Vereine dort sportlich mehr gefordert, als wenn es – wie derzeit – gegen die zahlreichen infrastrukturschwachen Dorfklubs zu spielen haben. Ob es ein Erfolg oder Flop wird, entscheidet letztendlich sowieso das Publikum. Von der Idee scheint es aber, eine gut durchdachte Ligareform zu sein.

Der zuvor angesprochene Klassenunterschied innerhalb der Challenge League war auch an diesem Abend offensichtlich. Lugano ging nach fünf Minuten in Führung und spielte die Partie dann italienisch – also gewohnt defensiv agierend – nach Hause. Von Kriens kam eigentlich so gut wie gar nichts und wenn es einmal eine der wenigen Ausgleichschancen gab, wurde sie kläglich vergeben. Lugano ließ sich aber in der zweiten Halbzeit dennoch nicht bitten, um die Entscheidung herbeizuführen. Ein verwandelter Elfmeter in der Mitte der zweiten Halbzeit beendete alle Spekulationen, an wen die heute zu vergebenden Punkte gehen sollen. Wir fuhren nach dem Schlusspfiff noch 40 Minuten in den Süden weiter, denn im italienischen Varese gab eine feine Übernachtungsmöglichkeit. Durch die Innenstadtlage, die gute Ausstattung und dem um einiges günstigeren Preis als in der Schweiz wusste diese zu überzeugen. Nebenbei wurden mit italienischen Städten Varese und Como, sowie dem im Grenzgebiet zu Italien liegenden Chiasso auch neue Ziele für künftige Fahrten in die engere Auswahl genommen.

Auch wenn uns durch die Zeitumstellung wieder eine Stunde Schlaf geraubt wurde, ging es diesmal ausgeschlafener als am Vortag in den Tessin zurück. Bei der Wiedereinreise in die Schweiz fallen einem sofort die zahlreichen Tankstellen auf. Wenn man es auch nicht glauben mag, selbst in der teuren Schweiz sind die Spritpreise noch wesentlich billiger als in Italien!

Angefahren wurde an diesem Tag zuerst erneut Lugano. Diesmal aber bei Tageslicht, sodass man die schönen Eindrücke der Stadt und des Luganer Sees genießen konnte. Das Wetter war sehr frühlingshaft und die Kombination von alpiner und mediterraner Landschaft kommt in der größten Stadt des Tessins, die gleichzeitig auch drittgrößtes Finanzzentrum der Schweiz ist, besonders gut zur Geltung. Das versprach uns eine schöne Kulisse für unsere Weiterfahrt und den nächsten Stadionbesuch. Gegen Mittag ging es nämlich weiter in die offizielle Hauptstadt des Tessins, nach Bellinzona. Hier befinden sich die kantonalen Verwaltungsbehörden und ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Schweiz. Auch wenn Bellinzona um einiges kleiner als Lugano ist, so ist die Stadt – und hierbei insbesondere die „tre castelli di Bellinzona“, die auch UNESCO-Weltkulturerbestatus haben, – sehenswert. Wir bestiegen immerhin eine der drei Burgen und spazierten über den mittelalterlichen Stadtkern zum Stadio Communale, wo wir eine halbe Stunde vor Anpfiff eintrafen. Trotz des Abstiegs in der letzten Saison, ist Bellinzona bei der Gunst der Zuschauer die Nummer eins im Tessin geblieben. Durch die immerhin drei Saisonen in der Super League und einer UEFA-Cup-Teilnahme im Jahr 2008  – man qualifizierte sich als Pokalfinalist – lief man auch sportlich dem Erzrivalen aus Lugano eindeutig den Rang ab. Auch in der heurigen Saison steht die „Granata“ in der Tabelle, wenn auch nur knapp, vor den „Bianconeri“. Am heutigen Tag war mit dem FC Locarno ebenfalls ein Verein aus dem Tessin in Bellinzona zu Gast. Während die Gäste vom Lago Maggiore um den Klassenerhalt kämpfen, peilt Bellinzona nach wie vor den Wiederaufstieg an. Dabei scheint zumindest der Barrage-Platz noch in Reichweite zu sein.

Im Stadion sorgten 2.410 Zuschauer für eine gute Fußballatmosphäre und selbst auf dem Rasen wurde unterhaltsamer Fußball geboten. Die meisten Spielvorteile erarbeite sich die Mannschaft aus Bellinzona, sodass sie zur Pause bereits 2:0 führte. In der zweiten Spielhälfte verflachte das Spiel etwas und so kam Locarno ebenfalls zu einigen Chancen. Trotz dieses Aufbäumens von Locarno muss aber erwähnt werden, dass Bellinzona auch im zweiten Spielabschnitt eindeutig besser war. Was hier jedoch fehlte, war es, die optische Überlegenheit in Tore umzusetzen. Dennoch blieb es bei einem ungefährdeten und verdienten Favoritensieg. Wir machten uns nach dem Schlusspfiff wieder auf den Heimweg und genossen bei schöner Abendstimmung die beeindruckende Landschaftskulisse am San Bernardino und im Hinterrhein. Wieder einmal war die Schweiz absolut eine Reise wert.

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Heffridge

Philipp Karesch alias Heffridge wurde 1979 in Wien geboren und hatte von Kindesbeinen an die Lust am Reisen und Fußball zu spielen. Durch diese Kombination bedingt, zieht es ihn nach wie vor auf die Fußballplätze dieser Welt. Die dort gesammelten Eindrücke sind ein fixer Bestandteil der abseits.at-Kolumne Groundhopper's Diary.

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