Eden Hazard gilt als einer der besten Spieler der Welt. Der belgische Flügelspieler begann seine Karriere in der Jugend des AFC Tubize, woraufhin es... In Depth Analyse: Das ist Superdribbler Eden Hazard!

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Eden Hazard gilt als einer der besten Spieler der Welt. Der belgische Flügelspieler begann seine Karriere in der Jugend des AFC Tubize, woraufhin es ihn über den OSC Lille nach London zum FC Chelsea zog. Doch was genau zeichnet ihn aus? Und warum war ihm seine gesamte Karriere über ganz Europa auf den Fersen?

Einbindung

_franz1Seine Spielweise hat Eden Hazard über die Jahre verfeinert und leicht verändert, seine jeweiligen Trainer haben ebenfalls unterschiedliche Einbindungen gesucht und seine Rolle dementsprechend angepasst. War er in seinen ersten Saisonen in Frankreich klar als Flügelspieler mit vereinzelten, freien Läufen in den Zwischenlinienraum weitaus dribblingfokussierter, so zeigten sich gerade in der Saison 2011/12 vermehrt seine Spielmacherqualitäten. Hazard besetzte hier oftmals den Achter- und Sechserraum, konnte flexibel die Halbräume überladen und spielte in seinen Ballaktionen als eine Art freies Radikal.

Mit zunehmendem Alter und spielerischer Reife nahm dementsprechend seine Präsenz und Bedeutung für das Spiel seiner Mannschaft zu. War bereits früh auffällig, dass er durch ballfordernde, aktive Aktionen Gefahr erzeugen konnte, zeigte sich nun mehr und mehr, wie sich Hazards Strukturgefühl verbesserte.

_franz3Mit seinem Wechsel zu Chelsea wurde seine Entwicklung als frei durch das Mittelfeld driftender Spielmacher weniger forciert. Unter Roberto di Matteo spielte er an der Seite von Juan Mata und Oscar im offensiven Mittelfeld, meist in einer Art 4-3-3/4-2-3-1. Hazard besetzte hierbei variabel den linken Halbraum und agierte stark einrückend, wodurch er gerade in der ersten Halbserie seine Qualitäten in Engendribblings und kleinräumigen Kombinationen zeigen konnte.

Unter Rafael Benitez wich dies einem eher klarer strukturierten 4-2-3-1, in welchem Hazard als dribblingfokussierter Flügelspieler ebenfalls die linke Seite besetzte, allerdings weniger frei agierte. Seine Rolle änderte sich auch unter José Mourinho nur geringfügig, dafür wurde sein Strukturgefühl mit Fortdauer der Zeit wichtiger. Hazard wurde gerade im Spielaufbau im Achterraum gesucht und konnte im letzten Drittel überladend agieren. Dabei waren auch seine ballfernen Läufe interessant, zeigte er sich doch teilweise passiv und band dadurch Gegenspieler.

_eng3Die wohl weitreichendste systemische Veränderung nahm Antonio Conte in der Hinserie 2016/17 vor, wobei sich Hazards Rolle nur in wenigen – dafür entscheidenden – Details unterschied. In Contes 3-4-3 ist er klarer als offensiver Halbspieler im linken Halbraum positioniert, wobei er durch die strukturelle Änderung tororientierter spielen kann. Seine Torgefahr entsteht hierbei weniger durch selbst eingeleitete, dynamische Vorstöße, sondern mehr durch ganzheitliche Angriffe der Offensivkräfte. Der Gegner kann sich in der Verteidigung somit nicht nur auf Hazard konzentrieren, was ihm gerade in der letzten Saison unter Mourinho Probleme bereitete, wo er sich meist bei der Ballannahme mit mehreren Gegenspielern – meist Außenverteidiger und ballnahe Sechser –  konfrontiert sah.

Gerade durch die Raumaufteilung im 3-4-3 findet sich Hazard öfter in direkten Duellen gegen einen einzelnen Gegenspieler wieder; dies kommt ihm hinsichtlich seiner Einbindung sehr zugute, weshalb die Saison 2016/17 spielerisch als eine seiner besten gilt. Dabei vereint Hazard viele Eigenschaften, welche ihn zu einem gefragten Weltklassespieler machen, wobei die Kombination dieser Fähigkeiten wohl einzigartig und schwer mit etwas Vorherigem vergleichbar ist.

Betrachtet man seinen spielerischen Werdegang, stechen verschiedene Dinge ins Auge. Einerseits sein hohes Spielverständnis, seine Entscheidungsfindung und Passsicherheit. Darüber hinaus eine gewisse Cleverness im Abschluss, wobei gerade in der Chancenerarbeitung seine Stärken zum Tragen kommen.

_newcastle

„Szene gegen Newcastle 2013/14 (Premier League) . Hazard erhält den Ball auf dem linken Flügel, dribbelt in Richtung des Sechzehners, Willians ausweichender Lauf bindet einen Gegenspieler. Hazard spielt auf engem Raum einen Doppelpass mit Eto’o, verwertet diesen direkt zum erfolgreichen Torabschluss.“

Die wohl auffälligste Eigenschaft liegt allerdings im Dribbling begründet, wobei die Art und Weise sehr unorthodox erscheint. Gerade seine körperlichen Voraussetzungen und die daran geknüpften Vorteile, sowie die Ausnutzung dieser, machen ihn zu diesem unvergleichlichen Spieler, der er heute ist. Damit ist in erster Linie seine Robustheit, Balance und Dynamik gemeint, welche ihn im Ballbesitz zu einem durchschlagskräftigen Spieler machen.

Bewegungen mit dem Oberkörper, Beschleunigung und Tempowechsel, all dies springt ins Auge, wenn man den Dribblingstil Hazards charakterisieren möchte. Dabei sind seine Bewegungen technisch betrachtet auf einem sehr hohen Level, allerdings verglichen mit anderen Größen dieses Fachs nicht außergewöhnlich oder gar nie dagewesen – hier sei zum Beispiel Messi genannt. Auch ist seine Methodik zur Gegnerüberwindung nicht grundlegend neu oder komplex. Darüber hinaus gibt es ebenfalls weitaus spielintelligentere Spieler, wenn man etwa Andres Iniesta betrachtet. Als außergewöhnlich torgefährlich, wie zum Beispiel Cristiano Ronaldo, wird er ebenfalls nicht in Erinnerung bleiben. Schließlich gibt es auch einige bessere Passspieler.

Was beim Blick auf die genannten Namen allerdings auffällt, ist, dass sie alle sehr unterschiedliche Spielertypen sind. Und mit all diesen hat Eden Hazard etwas gemeinsam. Er vereint in seinem Fähigkeitsprofil viele unterschiedliche Aspekte, die ihn zu einem kompletten Offensivspieler machen. Insbesondere der Blick auf die eingangs erwähnten körperlichen Merkmale seines Spiels ist interessant. Seine extreme Balance und seine Fähigkeit, aus statischen Situationen und in engen Räumen Dynamik zu entwickeln, bieten in Kombination mit seiner Spielintelligenz ein seltenes, wenn nicht sogar einzigartiges Bild eines Dribblers, der doch so viel mehr ist.

Der beste Dribbler der Welt?

Die wohl auffälligste Fähigkeit Eden Hazards liegt im Dribbling. Was nach einer einfachen Betrachtung klingen mag, wenn man sich lediglich seine zahlreichen Tore nach erfolgreichen Dribblings anschaut. Dies ist jedoch weitaus komplexer als es auf den ersten Blick scheint. So gibt es viele Spieler, welche man im Bereich „Dribbler“ einordnen würde, wobei allerdings die genaue Umsetzung sehr weite Unterschiede und Facetten aufweist. Verhält sich beispielsweise Neymar gegnerschlagend und eröffnet somit Torchancen, so bewegt sich Sergio Busquets eher balancierend und sichert der eigenen Mannschaft in Drucksituationen den Ballbesitz. Hazard hingegen bietet ein sehr weitreichendes Fähigkeitsprofil im Dribbling, welches sich gerade hinsichtlich einer Kategorisierung einzigartig – und somit schwierig – zeigt. Dabei spielt der dargestellte Punkt der Dynamik eine entscheidende Rolle, ist sie doch das ausschlaggebende Merkmal, das ihn momentan so einzigartig und erfolgreich macht.

Eden Hazard weist mit 74 Kilogramm bei 173cm Körpergröße einen sehr muskulösen Körperbau und einen niedrigen Körperschwerpunkt auf. Besonders auffällig sind dabei seine kraftvollen Beine, wobei speziell die Oberschenkel unproportional zu seinem Oberkörper erscheinen, welcher vergleichsweise weitaus weniger austrainiert ist. Seit seinem Debüt im Herrenfußball für den LOSC Lille im Jahre 2007 hat sich seine Statur weitergehend stabilisiert. Während er zu seiner Zeit in Frankreich anfangs noch wesentlich schmächtiger wirkte, hat sich dies gerade in der letzten Halbserie für Lille und seit seinem Wechsel zum FC Chelsea im Sommer 2012 verändert. Herauszuheben ist dabei, dass er trotz seines damals eher geringeren Gewichts keinen Nachteil gegenüber den Verteidigern aufwies. Dank seines Laufstils und seines sehr dynamischen Bewegungsapparats schaffte es Hazard, in den direkten Zweikämpfen oftmals die Oberhand zu behalten, worauf im Weiteren genauer eingegangen wird.

Am Ball erfasst Hazard die Dynamik einer Situation in den meisten Fällen sehr passend und wählt seine entsprechende Herangehensweise bewusst. Dies bringt ihn nur selten in Unterzahlsituationen, welche er allerdings aufgrund seiner Physis und dem cleveren Einsetzen seines Körpers erfolgsstabil lösen kann. Generell ist dies ein wichtiges Element seines Spiels, welches von seinen Mitspielern bewusst forciert und eingebunden wird.

Hazard besitzt mit 77% gewonnenen „Take ons“ (squawka.com) eine herausragende Quote im gegnerschlagenden Dribbling, wobei diese Statistiken relativ sind und nicht die genaue Spielsituation wiedergeben können. Er bewegt sich vornehmlich in den Halbräumen oder auf den Flügeln, wobei er die meiste Zeit links zu finden ist. Meist erhält er den Ball in isolierten Situationen gegen einen oder mehrere Gegenspieler, wobei er je nach Dynamik der Situation entscheidet, ob eine Verlagerung oder ein schneller Angriffsvortrag gewinnbringender ist. Das Dribbling wählt er demnach meist, um ins Zentrum vorzustoßen und geeignete Passwinkel zu schaffen. Dabei fühlt Hazard sich tendenziell wohler, wenn er den Ball weiter mittig erhält, da er hier mehr direkte Passoptionen oder Räume, in welche er vorstoßen kann, vorfindet.

Er erlaubt es seiner Mannschaft zum einen, den Ballbesitz gegen mehrere Gegner auf engem Raum zu sichern, aber kreiert zum anderen vielversprechende Möglichkeiten für seine Mitspieler. So geschieht es oftmals, dass sich der Belgier gegen mehrere Gegner behaupten kann und erst danach offensive Passoptionen freiwerden, welche einen gefährlichen Angriffsvortrag erlauben. Dabei ist seine Entscheidungsfindung konstant gut, was zu vielen hochprozentigen Torchancen führt.

Technik

Bereits als Jugendspieler war die Ballbehandlung und -kontrolle im höchsten Tempo eine herausragende Eigenschaft Hazards, weshalb er schnell in den Fokus der ersten Mannschaft und anderer Vereine rückte. Dabei greift er auf vergleichsweise einfache Finten zurück, welche er aber sehr dynamisch einsetzt, was es schwierig macht, ihn zu verteidigen. Darüber hinaus ist ein differenzierter Blick auf seinen Variantenreichtum in der Ballbehandlung interessant, da er in diesem Bereich einen eher ungewöhnlichen Stil an den Tag legt. Schon früh wurden Vergleiche mit Lionel Messi gezogen, welche einerseits angesichts der Größe des vielleicht besten Spielers aller Zeiten, aber andererseits auch angesichts der Individualität Hazards nicht gerechtfertigt sind.

Bei niedrigem Tempo

Anders als Messi verwendet Hazard im niedrigen Tempo und bei der Ballannahme weitaus öfter die Innenseite seines Fußes, um den Ball zu führen. Diese Art der Ballführung ist weniger sensibel und kleinteilig als jene mit der Außensohle, weswegen der Fokus eher auf Dynamik und einer Tempoaufnahme liegt. Der Ball befindet sich tendenziell mittiger unter seinem Körperschwerpunkt, was passend für seinen Laufstil ist. Bereits in niedrigem Tempo senkt Hazard seinen Oberkörper über den Ball, was seinen Schwerpunkt weiter nach unten verlagert. Gleichzeitig profitiert er von der Statur seiner Beine, wobei er sich minimal breitbeinig bewegt.

Typisch ist ein Schleppen des Balles in langsamen Sidestep-Schritten. Als Folge kann er die Dynamik der Situation am Leben halten, da er in jedem Moment das Tempo erhöhen könnte.

Typisch sind auch zwei mögliche Folgeaktionen. Einerseits könnte Hazard die linke Schulter absenken und den Ball mit der Innenseite nach links, also nach außen vom Gegner wegziehen. Andererseits könnte er die rechte Schulter absenken und den Ball mit der Außenseite nach rechts beschleunigen. Dabei bringt er seinen Körper zwischen Ball und Gegner, kann in den anschließenden Aktionen entscheiden, ob er die Richtung beibehält, oder mittels eines Kontakts mit der Innenseite um den Gegner herumgeht.

Darüber hinaus war gerade in den Anfängen seiner Karriere das Arbeiten mit der Fußsohle ein wichtiger Bestandteil seines Repertoires, wobei er dies auch heutzutage vereinzelt benutzt, um in statischen Situationen schnell die Richtung zu ändern. Dabei stoppt er den Ball tot, schätzt die Dynamik um sich herum ein und arbeitet mit seinem Oberkörper und Täuschungsmanövern, um dem Gegner eine Entscheidung aufzuzwingen, in welche Richtung er sich bewegen soll.

_Moskau

„Szene gegen ZSKA Moskau 2012/13 (Champions League). Hazard erhält den Ball auf dem linken Flügel an der Auslinie. Er nutzt langsame Sidesteps, um zwei Gegenspieler zu locken, erhöht das Tempo und dribbelt zwischen diesen hindurch. Ashley Coles raumschaffende Bewegung öffnet den Kanal in den Halbraum, sodass der Doppelpass mit Mata gespielt werden kann. Der Abschluss wurde allerdings vom Keeper gehalten.“

Bei hohem Tempo

Nach der Tempoaufnahme oder bei Erhalten des Balles in höherem Lauftempo zeichnen sich ähnliche Stile in der Ballbehandlung ab. Die dargestellten Varianten der Anschlussbewegungen zeigen sich nun abwechselnd, Hazard wechselt zwischen Außen- und Innenseite des Fußes, je nach Richtung, in welche er sich bewegen will. Dabei fällt auf, dass er gerade in den Anfängen seiner Zeit in England zum schnellen Tempowechsel oder zur direkten Gegnerüberwindung einen leicht raumgreifenden Touch verwendet, um seine Vorteile in Reaktion und Antritt auszuspielen.

Befindet sich Hazard im Dribbling auf hohem Tempo, so ist er nur schwer aufzuhalten, da seine Körperlichkeit und insbesondere sein Laufstil eine faire Verteidigung nahezu ausschließen. Versucht ein Gegenspieler, ihn mittels Körpereinsatz aus der Balance zu bringen, scheitert er oftmals an Hazards niedrigem Schwerpunkt. Gegen Tacklings und Bodychecks benutzt er breitbeinige Stellschritte, wodurch er den Ball auf die gegnerferne Seite abschirmt und seine Körperfläche vergrößert. Der Gegenspieler prallt entweder ab oder bringt Hazard zu Fall, was zum Foulspiel führt.

Dank seiner hohen Schrittfrequenz kann er – ähnlich wie Messi – intuitiv auf die Bewegungen seines Gegners reagieren. Auffällig ist hier die nun erhöhte Verwendung des Außenspanns, wobei dies der Natur seiner Spielweise zugrunde liegt, wenn er sich von seiner angestammten linken Seite Richtung Tor bewegt. Dennoch zeichnet ihn gerade der ständige Wechsel zwischen beiden Varianten der Ballführung aus, da dies sehr intuitiv erfolgt und frei an die Situation und ihre Erfordernisse angepasst erfolgt.

Weiters ist auch das Spielverständnis in diesem Punkt ein wichtiger Aspekt. So liest Hazard geschickt die Bewegungen seiner Gegner und antizipiert deren Folgehandlungen, um sich gegen ihre Bewegungsrichtung zu positionieren oder gegen diese anzudribbeln. Dies ist gerade im hohen Tempo ein sehr durchschlagskräftiges Stilmittel, da der Gegner gezwungen ist, in den Zweikampf zu gehen, um Hazard von einer Toraktion abzuhalten. Dieses selbstbewusste Spiel mit der erzwungenen gegnerischen Reaktion und die intuitive Umsetzung und Antizipation dieser Situation zeichnen sein Dribbling besonders aus. Interessant ist in diesem Bereich, wie Hazard genau während einer Gegnerbewegung sein Tempo und seine Laufrichtung variiert, um diesen aus seiner Balance zu bringen. Dies gelingt ihm sehr erfolgsstabil, wodurch es gleichzeitig so wirkt, als würde er an den Gegenspielern vorbei gleiten.

_Goal

„Auf seinem Weg zum Tor dribbelt Hazard an insgesamt sieben Verteidigern vorbei, wobei er mittels Tempovariation und Bewegung entgegen der Laufrichtung seiner Gegner den offenen Raum ansteuert, um schließlich frei zum Abschluss am Sechzehner zu kommen.“

Anfänge in Frankreich

Rückblickend betrachtet fallen besonders die radikalen Bewegungsabläufe und der Fokus auf Dribblings auf, welcher sich verglichen mit heute gewandelt hat. Hazard konnte bereits in seinen ersten Auftritten die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, so zeigte er in diesen bereits spektakuläre und selbstbewusste Einzelleistungen und Läufe gegen mehrere Gegenspieler. Generell war sein Verhalten auf dem Platz atypisch, wenn man es in Beziehung zu „typischen“ Auftritten von Jugendspielern setzt. Mit 16 Jahren kam Hazard zu seinem Debüt in der Ligue 1 gegen AS Nancy. Von da an sollte er fest dem Profikader angehören und einige Einsätze auf höchstem Niveau sammeln.

Sein Wachstum war gerade in seinen ersten beiden Saisonen noch nicht abgeschlossen, so war er noch ein wenig kleiner als heute. Verbunden mit seinem Laufstil und seiner Art zu dribbeln und den Ball zu führen, stellte dies aber keinen Nachteil dar. Neben einer schnellen und engen Ballführung bestach sein Spiel besonders durch die vielen Tempowechsel. Die Entscheidungsfindung war dabei noch wenig konstant, allerdings konnte er in statischen Situationen Geschwindigkeit erzeugen und die Struktur des Gegners desorganisieren. Übersteiger, riskante Manöver und sehr häufige Richtungswechsel im direkten Duell mit Gegenspielern waren vermehrte Stilmittel.

Dabei zeigte sich Hazard bereits sehr bestimmt, welche Räume er ansteuern konnte, um Gefahr zu erzeugen. Der flankenfokussierte Stil Lilles kam ihm insofern entgegen, als dass seine Aktionen in jedweder Ausrichtung gut eingebunden werden konnten. Suchte Hazard den Raum außerhalb, beziehungsweise hinter den gegnerischen Außenverteidigern, so war die Folgeaktion eine Hereingabe, wobei die mannschaftliche Struktur entsprechend darauf ausgerichtet war.

Versuchte der Gegner als Reaktion, diese Zonen durch Doppeln zu versperren, konnte Hazard den nun einfacher zu bespielenden Weg durch die Mitte wählen. Durch seine bereits damals vergleichsweise hohe Erfolgsquote im Dribbling war dies ein bewusst eingesetztes Stilmittel im Offensivspiel von Lille. Hazard sammelte so bereits früh viele Scorerpunkte und konnte sich als Kernelement der Offensive etablieren. Seine freie Art und variable Lösungsmöglichkeiten für direkte Offensivzweikämpfe machten ihn zu einem gefragten Spieler.

Heutige Spielweise

Im Laufe der Zeit sind einige Veränderungen in Eden Hazards Spiel, aber speziell im Dribbling zu beobachten gewesen. Grundlegend wäre die Entscheidungsqualität zu nennen. Während er sich gerade in seinen ersten Saisonen oft in Unterzahldribblings begab oder in unpassende Räume für Folgeaktionen dribbelte, ist die Bewertung der Ausgangslage und das Abschätzen der Erfolgswahrscheinlichkeit seiner Möglichkeiten weitaus abgeklärter und stabiler. Dazu gehört auch, dass die Varianz an Finten und die Häufigkeit der Einsetzung dieser abgenommen hat. Sein Spiel ist geradliniger und mannschaftsdienlicher geworden. Im Zuge dessen hat auch sein Fokus auf gegnerschlagende Dribblings abgenommen. Er weist nach wie vor eine sehr hohe Quote auf, welche sich allerdings vermehrt aus ballsichernden Aktionen oder Ballschleppen im zweiten und letzten Drittel zusammensetzt. Dabei kombiniert er Tempowechsel und raumschaffende Bewegungen, wobei er meist aus den Halbräumen driftet. So erhält Hazard den Ball beispielsweise auf halblinks und sieht sich mit dem ballnahen Außenverteidiger und Sechser des Gegners konfrontiert; er verringert das Tempo der Aktion, bringt seinen Körper zwischen Ball und Gegner und bewegt sich mit dem Ball nach außen. Der Gegner drängt ihn somit zwar aus der gefährlichen Zone, allerdings gelingt dies meist nur in Überzahl, weshalb die Folgeaktion entscheidender für die Effektivität dieser Art Dribblings ist: Während Hazard sich entlang der Seitenauslinie Richtung eigenes Tor bewegt, bieten seine Mitspieler Läufe an. Entscheidet sich nun einer seiner Gegenspieler, diese Läufe zu verfolgen, kann Hazard das Tempo erhöhen und Richtung Mitte ziehen. Lässt man die Läufe ungedeckt, kann Hazard gefährliche Bälle in geöffnete Zonen spielen. Verteidigt der Gegner nun durch verfolgende Läufe ballferner Spieler, werden Verlagerungsoptionen geöffnet, in welche Hazard Diagonalbälle spielen kann.

Dieses Stilmittel wird gerade von Antonio Conte in der Saison 2016/17 gezielt eingebunden, wobei den Wingbacks und dem ballnahen Sechser eine Rolle als Verlagerungsoptionen zukommt. Diego Costa und der ballferne Halbspieler bieten Läufe in die Tiefe an, wobei sich gerade Costa im Zusammenspiel als passende Option zeigt. Auch Ablagen oder direkte Weiterleitungen als Reaktion auf Läufe seiner Mitspieler werden vermehrt forciert.

_Everton

„Szene gegen Everton 2016/17 (Premier League). Nemanja Matic spielt einen Pass in den Halbraum auf den entgegenkommenden Hazard, welcher diesen mit dem ersten Kontakt weiterleitet; der Verteidiger ist herausgerückt und öffnet den Raum hinter sich, in welchen Marcos Alonso einstartet. Hazard erkennt die mögliche Dynamik der Situation.“

Diese Variante, welche vermehrt seit der Rückserie 2014/15 auftritt, kommt Hazard insofern zugute, als dass er seine spielmachenden, aber auch körperlichen Möglichkeiten besser entfalten und dosieren kann. Da er verglichen mit der Anfangszeit im Jugendalter seltener anstrengende, weite Läufe mit Ball unternehmen kann, bieten sich die dargestellten Varianten zur Sicherung des Ballbesitzes an. Gleichzeitig ist es für den Gegner schwerer vorauszusagen, wann Hazard seine gefürchteten Tempodribblings ansetzt. Diese sind nach wie vor ein prägendes Element seines Spiels und gerade in einer anderen Dosierung womöglich effizienter, was ein Blick auf seine Erfolgsquote von 77% zeigt.

Besonderheiten und Charakteristika

Neben der angesprochenen Dynamik direkten Offensivzweikampf ist auch sein Gefühl für Räume und Struktur hervorzuheben. So versteht sich Hazard exzellent darauf, den eigenen Angriff zu verlangsamen, sich von mehreren Gegenspielern stellen zu lassen, nur um kurz darauf mit einem schnellen Pass oder einer Erhöhung seines Lauftempos in freie Räume vorstoßen zu können. Dies nutzt er vorzugsweise nahe der Seitenauslinie, wo er bewusst enge Situationen provoziert; dem Gegner wird so das Gefühl vermittelt, eine gute Chance auf eine Balleroberung zu haben, wodurch dieser sich aus der Verteidigungsformation bewegt und Räume öffnet. Sollte sich so eine passende Gelegenheit für einen  in den Raum startenden Mitspieler ergeben, kann Hazard diesen mit einem Lupfer- oder Hackepass erfolgsstabil bedienen.

Außerdem sei erneut auf seine Fähigkeit, gefährliche Zonen des Gegners instinktiv anzulaufen, verwiesen. Auch ohne großen Laufaufwand abseits seiner Ballaktionen bewegt sich Hazard klug zwischen den Linien, um direkt anspielbar zu sein oder den übernächsten Pass seines Mitspielers empfangen zu können. Auch gegen direkte Mannorientierungen des Gegners kann er sich mittels kurzer Antritte befreien oder gegen die Verschiebebewegung der Ketten Ablagen spielen.

Finten

Eden Hazard verfügt weiters über eine Reihe von Finten, um seine Gegenspieler zu überwinden. Scheinen manche auf den ersten Blick weniger spektakulär, sind sie doch im gleichen Zuge sehr effektiv. Dabei verzichtet er weitgehend auf Showeinlagen, vereinzelte Übersteiger sind doch eher im Zeichen des Erfolges einzuordnen.

Betrachtet man die folgende Auflistung seiner häufig genutzten Finten, so fällt insbesondere auf, dass sie in hohem Tempo und vielfältigen Situationen zum Einsatz kommen können; eine spezielle Vorbereitung der Aktion ist kaum notwendig. Dies passt zum bereits beschriebenen intuitiven Spiel- und Dribblingstil. Es zeigt sich, dass zur Durchführung weniger der Ball, denn der eigene Körper im Mittelpunkt steht. Ist der Verteidiger primär auf Beobachtung, Einschätzung und Reaktion auf Körperbewegungen des Angreifers ausgerichtet, so ist ein ausgeführtes Manöver ungleich effektiv, da es eine bestimmte Bewegungsabsicht suggeriert und dem Angreifer einen entscheidenden Aktionsvorteil verschafft.

Körpertäuschung…

Die Körpertäuschung fasst viele verschiedene Aktionen zusammen, welche nicht zwingend eine Berührung des Balles erfordern. So gibt es mehrere Varianten, welche Hazard häufiger verwendet.

…mit dem Rücken zum Gegner

Hazard wird von hinten gestellt und der Verteidiger versucht, den Ball zu erobern. Dabei bewegt sich Hazard von ihm weg und deutet eine Richtung an, zum Beispiel die rechte Seite. Der Ball befindet sich frontal vor ihm, er verlagert das Gewicht auf sein rechtes Bein und lehnt den Oberkörper in die Richtung, in welche er sich angeblich gleich bewegen wird. Der Verteidiger registriert die Bewegungen und richtet sich danach aus, um den Ball zu erobern oder ihn erneut zu stellen. Hazard zieht nun sein linkes Bein nach, bevor er allerdings den Schritt vollendet und das Bein absetzt, macht er einen schnellen Schritt nach links und ändert somit seine Richtung. Das Gewicht lastet nun auf dem linken Bein und Hazard hat bereits Geschwindigkeit aufgenommen. Mit der Innenseite des rechten Fußes zieht er nun den Ball nach und erhöht das Tempo. Der Verteidiger hat einerseits den Nachteil, seine Bewegung nach der Hazards ausgerichtet zu haben, aber andererseits auch den Nachteil, nur reagieren zu können, weshalb sich Hazard einen Vorteil erarbeiten konnte.

Schritt über den Ball

Hazard befindet sich ebenfalls mit dem Rücken zum Gegner, der Ball befindet sich dieses Mal leicht rechts von ihm. Es ist unerheblich, ob er sich in einem langsamen oder schnellen Lauftempo befindet. Diese Körpertäuschung ist ebenfalls dazu geeignet, die eigene Richtung zu ändern, allerdings nur sekundär dazu, den Gegner auf dem falschen Fuß zu erwischen und entkommen zu können. Hazard führt den Ball mit seinem rechten Fuß nach links, der Gegner ist leicht links hinter seinem Rücken und macht unmittelbar Druck. Hazard steigt mit dem rechten Bein über den Ball, während er seinen Oberkörper absenkt; daraufhin neigt er seine rechte Schulter nach rechts und verlagert das Gewicht auf sein rechtes Bein. Er ändert somit leicht seine Richtung, bevor er beschleunigt. Nun spielt er den Ball mit seinem linken Fuß nach rechts und nimmt über sein rechtes Bein Tempo auf.

…frontal auf den Gegner zulaufend

Hazard befindet sich im Lauf und bewegt sich auf einen Gegner zu. Ohne den Ball zu berühren, kappt er mit einer seiner Schultern ab und stellt das Bein zur entsprechenden Seite leicht heraus. Er suggeriert dem Gegner somit, dass er sich in diese Richtung bewegen will. Der Gegner kann nun die Bewegung verfolgen oder stehenbleiben. Hazard erkennt die Reaktion und bewegt sich in die freigewordene Richtung.

Chop

Der Chop ist eine effektive Möglichkeit zur Richtungsänderung im vollen Lauf, wobei der Ball mit dem starken Fuß hinter dem eigenen Körper her gespielt wird. Dabei vollführt Hazard die Bewegung zum Beispiel mit dem rechten Fuß, mit welchem er den Ball zuvor führt; nun springt, beziehungsweise steigt er im Lauf leicht über den Ball und spielt diesen mit der Innenseite seines rechten Fußes hinter dem linken Sprungbein her, um nach links weiterzulaufen. Diese Finte kann gegen einen im hohen Tempo angreifenden Gegenspieler sehr effektiv sein, da dieser ins Leere läuft und Hazard seine Folgeaktion in dem nun geöffneten Raum starten kann. Während seiner Zeit in Lille und seiner ersten Saison in London war dies auch vergleichsweise oft zu sehen, wobei es inzwischen weitaus seltener geworden ist.

Panna

Der Panna oder auch Tunnler zählt ebenfalls zu den Finten, die Hazard inzwischen seltener einsetzt. Dem Gegner den Ball durch die Beine zu spielen zeugt von einer guten Technik und Antizipation für die gegebene Situation, so ist es doch manchmal die einzige gewinnbringende Möglichkeit in einer Situation. Allerdings ist das Risiko den Ball zu verlieren vergleichsweise hoch, da der Gegner es prinzipiell leicht hat, die Aktion zu verteidigen – sofern er damit rechnet und/oder schnell genug reagieren kann. Alles in allem ist der Panna gerade zu seiner Zeit bei Lille und seinen Anfängen bei Chelsea ein von Hazard sehr oft genutztes Stilmittel, welches einerseits zur Zurschaustellung der eigenen Fähigkeiten, aber auch zum effektiven Auflösen enger Situationen dient.

Antäuschen

Die Schuss- bzw. Passbewegung anzutäuschen, ist ein sowohl einfaches, als auch effektives Manöver. Der Gegner kann und muss auf die Bewegungen des Angreifers reagieren und muss schnell genug erkennen, dass der Ball nicht gespielt wurde, um nicht aus der eigenen Balance zu fallen oder aus seiner Verteidigungsposition gelockt zu werden. Gerade angetäuschte Schüsse im Lauf nutzt Hazard oftmals, um sich einen (positionellen) Vorteil zu verschaffen. Der Gegenspieler versucht sich in den Schuss zu werfen, um diesen abzublocken, während Hazard an ihm vorbeidribbeln kann, um den geöffneten Raum zu bespielen. Auch ein Antäuschmanöver auf dem Flügel im Zuge eines Flankenversuchs ist sehr effektiv. Hazard stoppt damit seinen Lauf ab und wechselt die Richtung, der Gegner grätscht oder springt hoch, wodurch er Zeit verliert. Hazard kann dies nutzen, um vorbeizuziehen oder eine Flanke ohne Bedrängnis zu schlagen.

Rabona

Im Zuge des Antäuschens ist der Rabona eine beliebte Folgeaktion. So ist Hazard bereits öfter durch Rabona-Flanken aufgefallen, was schlichtweg eine Flanke hinter dem Standbein bezeichnet. Dabei wird der Ball mit dem starken Fuß gespielt, welcher allerdings hinter dem Standbein her geschwungen wird. Über die Effektivität dieser Technik lässt sich streiten, allerdings ist sie ansehnlich und bei den Fans, sowie Hazard selbst, sehr beliebt. Einmal hat er solch eine Rabona-Flanke sogar angetäuscht, was technisch sehr anspruchsvoll ist.

Entscheidungsfindung und Passspiel

Eine weitere Stärke Hazards befindet sich im Passspiel. Dabei ist seine spielmachende Funktion im Offensiv- und generellen Ballbesitzspiel prägend. Er kann sich durch hohe Präsenz einbringen, ohne weiträumig zu agieren. Dabei ist ein auffälliges Stilmittel, dass Hazard Aktionen, welche direkt von ihm initiiert werden, meist aus einem ruhigen Tempo oder aus dem Stand beginnt. Er lockt somit einen Gegenspieler zu sich und aus dessen Position, während sich in dessen Deckungsschatten ein Mitspieler Hazards bewegt. Diesen spielt er an und nimmt selbst Tempo auf; er erhält den Doppelpass und hat einen Gegenspieler überwunden, woraufhin nun verschiedene Optionen naheliegen. Einerseits bieten sich weitere Doppelpässe in engen Situationen am Strafraum an, oder aber eine weiträumige Verlagerung. Die Dynamik des Angriffs ist dabei entscheidend und kann von Hazard erfolgsstabil bespielt werden.

Generell bereitet Hazard seine Pässe gewählt vor. So spielt er diese größtenteils mit dem rechten Fuß, wobei er sich während der Ausführung leicht nach hinten lehnt und dem Ball einen minimalen Drall gibt. Diese Technik nutzt er meist, um nach vorne gerichtete Pässe um Gegenspieler herumspielen zu können, welche auf eine Balleroberung spekulieren. Dabei gibt Hazard durch seine Körperstellung bereits in etwa vor, in welche Richtung er den Pass spielen möchte, allerdings ermöglicht seine Ausführung, dass er diese konstant erreicht und gleichzeitig einen Gegner aus seiner Position lockt.

Generell ist dies ein prägendes Element seines Spiels. Durch seine Tempoveränderungen und Vorgabe einer „schlechten“ Entscheidung gibt er dem Gegner das trügerische Gefühl einer möglichen Balleroberung. Letzten Endes kann er diesen aber erfolgsstabil umspielen und nutzt die sich ergebenden Strukturen für einen dynamischen Angriffsvortrag. Gegen kompakte Mannschaften ist auch die weiträumige Verlagerung ein öfter genutztes Mittel. Dabei ist die Präzision der Bälle sehr hoch, was auch eine einfache Verarbeitung ermöglicht. So spielt Hazard seine Verlagerungen mit dem Spann und leichtem Unterschnitt, wodurch sich der Ball rückwärts dreht, was die Ballannahme erleichtert. Auch diese Verlagerungen spielt er meist aus engeren Situationen heraus, wenn der Gegner auf die ballnahe Seite geschoben hat, um einen Raumgewinn für seinen Mitspieler zu erzielen.

Ferserlpässe

Auffällig ist auch, wie oft und konstant Eden Hazard seinen Mitspieler mit einem „Ferserlpass“ in Szene setzt. Dabei ist herauszuheben, dass es sich nicht um eine überflüssige Showeinlage handelt, sondern einen Vorteil bietet und in der Art und Weise der Ausführung bewundernswert. Damit ist in erster Linie gemeint, dass er in schwierig zu bespielenden Situationen eine abstrakte Lösung wählt, welche aber logisch betrachtet die einzig mögliche darstellt. Gerade wenn er einem Pass entgegenkommt und von einem Gegenspieler im Tempo verfolgt wird, kann er den freiwerdenden Raum hinter diesem mit einem Pass mit der „Hacke“ bespielen. Ähnliche Szenen sind nahezu in jedem zweiten Spiel zu finden, wobei der Erfolgsquote konstant hoch ist.

_Gala

„Szene gegen Galatasaray Istanbul 2013/14 (Champions League). Hazards Sichtfeld ist Richtung Tor und Verteidiger orientiert. Er erkennt Torres‘ Laufweg in seinem Rücken und bedient diesen mit der Hacke; Torres kommt ungestört zum Abschluss.“

_tottenham

„Szene gegen Tottenham Hotspur 2012/13 (Premier League). Ramires befördert den Ball nach einer gegnerischen Ecke halbhoch aus der Gefahrenzone, Hazard leitet im Sprung per Hacke weiter und überspielt die aufrückenden Verteidiger. Mata ist durch.“

Quo vadis, Eden Hazard? Wo bleibt die Torgefahr?

Die Saison 2011/12 schloss Eden Hazard mit 20 Toren und 18 Torvorbereitungen in 38 Ligaspielen als Torschützenkönig ab. Dazu kamen zwei Vorlagen in der Champions League und ein Tor im Ligapokal. Scorertechnisch gesehen stellt dies bis heute seine beste Saison dar. Auch bei Chelsea zeichnete sich Hazard durch viele Torbeteiligungen aus, wenngleich es bisher nicht für eine ähnliche Quote reichte. So zeigte er sich 2012/13 eher fokussiert auf Torvorbereitungen und konnte in allen Wettbewerben insgesamt 24 Assists verzeichnen. Bisher kam er in der Premier League allerdings nie auf mehr als 14 Tore, was gerade medial oftmals als Kritikpunkt ausgemacht wurde. Dabei wird dies seiner Rolle nicht gerecht. Verglichen mit seiner Zeit in Frankreich agiert er nun weniger tororientiert und leicht tiefer, wobei er sich durch eine höhere Präsenz auszeichnet. Trotzdem hat er in seiner Karriere bereits 115 Tore in 428 Spielen geschossen und zeigte sich gerade in der Verteilung der Art der Treffer variabel.

Einen Teil nehmen Treffer per Elfmeter ein, wobei sich Hazard sich hier variantenreich zeigt. Neben hart in die Mitte geschossenen Strafstößen ist der Großteil mit einem verzögernden Element geschossen. Er läuft dabei langsam an und schaut auf die Bewegung des Torwarts, um den Ball in die andere Ecke zu schieben. In der Premier League weist er einen Wert von 83,3% verwandelter Elfmeter auf.

Auch Weitschüsse sind ein Stilmittel des belgischen Teamspielers. Auffällig ist jedoch, dass sein Schussverhalten weitaus reduzierter und gewählter ist. Schoss Hazard in seiner letzten Saison in Frankreich noch durchschnittlich dreimal pro Spiel auf das gegnerische Tor, so ist der Wert drei Jahre später auf 2,2 Schüsse gesunken. Allerdings ist es weniger so, dass er seine Abschlusssituationen klarer vorbereitet, sondern dass er generell weniger in solche gelangt. Dies ist einerseits darauf zurückzuführen, dass die gegnerischen Verteidiger vermehrt auf Hazard fokussiert sind, aber auch darauf, dass er sich selbst in einer tieferen Rolle wiederfindet.

Medial wurde der viel kritisiert, da sein Einfluss auf das Spiel somit geringer sei als der eines Messi oder Cristiano Ronaldo, wobei dies natürlich nur die halbe Wahrheit darstellt. Dass seine Statistiken nie in ähnliche Bereiche vordringen werden, liegt auf der Hand. Dennoch besitzt er einen prägenden Spielstil und eine vergleichbare Präsenz auf dem Spielfeld.

Dass es eines Tages zu einem Titel als Weltfußballer reichen könnte, ist sehr fraglich. Eden Hazard ist weniger die strahlende Persönlichkeit, welche medial eine ähnliche Popularität verkörpert, was sinnbildlich für sein Spiel steht. Ebenfalls fehlt eine endgültige Konstanz in seinen Leistungen über eine oder mehrere Saisonen hinweg. Es befinden sich zu viele unauffälligere Leistungen in seinem Spiel, als dass es für den finalen Sprung auf die Stufe eines Weltfußballers reichen könnte. Aber letzten Endes sind es eben nicht nur die Titel und Statistiken, welche in Erinnerung bleiben werden, sondern die Begeisterung, welche sein Spiel verkörpert und ausgelöst hat.

Malte Mönnig, abseits.at

Malte Mönnig

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