Dass im kroatischen Ligaalltag nicht alles Gold ist, was glänzt, sondern seit nunmehr über 20 Jahren überwiegend die Farbe Blau dominiert, dürfte dem fußballinteressierten... Groundhoppen im leeren "Maksimir" – Dinamo Zagreb und der brasilianisch-kroatische Fußball

Dass im kroatischen Ligaalltag nicht alles Gold ist, was glänzt, sondern seit nunmehr über 20 Jahren überwiegend die Farbe Blau dominiert, dürfte dem fußballinteressierten Abseits.at-Leser hinlänglich bekannt sein.
So scheint es auch nicht weiter verwunderlich, dass es an diesem lauschigen Sommerabend des 12.08.2011 für die rund 50 Kilometer von Zagreb beheimatete Mannschaft aus Karlovac in der nahen Ferne nichts zu ernten gab. Statt sich auf der Rückreise am süßen Nektar des Sieges zu berauschen, blieb den Karlstädtern angesicht der 0:5-Klatsche wohl nichts anderes übrig, als ihren Kummer und Sorgen im vollmundig-herben Pivo „Karlovacko“ aus der Heimatstadt zu ertränken.

Mehr zu feiern gab es hingegen für die „Plavi“, die nach vier Runden weiterhin mit dem Punktemaximum unterwegs sind und sich somit momentan auf Platz 1 der 1.HNL wiederfinden.

Auch wenn die Bezeichnung der Kroaten bzw. der Zagreber als „Fußballerische Brasilianer des Balkans“ übertrieben erscheinen mag – zumal die Hauptstadt auch am Medvednica – und nicht am Balkan-Gebirge liegt – so fällt dem kundigen, durch zahlreiche Matchbesuche verschiedener Länder- und Spielklassen geschulten Beobachterauge dennoch sehr schnell auf, dass in der kroatischen Fußballschule scheinbar viel Wert auf ein technisch versiertes und trickreiches Offensivspiel gelegt wird, während Defensivtraining eher stiefmütterlich behandelt werden dürfte. Vor diesem Hintergrund erscheint es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich die Spieler von Dinamo ab dem 3:0 vor allem darauf konzentrierten, die Zuseher via Ferserl, Gurkerl und Übersteiger zu unterhalten, was diese auch zu honorieren wussten. Ebenfalls ihren Beitrag zur Unterhaltung der anwesenden Fans leisteten die Spieler aus Karlovac, die speziell in den ersten Hälfte des Spieles bei jedem noch so kleinen Foul den sterbenden Schwan gaben und mit einem gar herzzerreißenden Wehlaut zu Boden gingen. Wurde dies von den Zusehern die ersten Male noch mit stoischer Miene zur Kenntnis genommen, so kommentierte der Dinamo-Anhang mit Fortdauer des Spieles jeglichen intensiveren Körperkontakt mit lautstarken „Au“ und „Oh“ und „Simulacia“-Rufen!

Falls sich der Support-technisch-interessierte Abseits.at-Leser darüber hinaus ob des klaren 5:0 Endstands an dieser Stelle nun eine ausführliche Beschreibung der überbordenden Siegesfeier der berühmt berüchtigten „Blue Boys“ im ausverkauften Maksimir-Stadion erwartet, muss an dieser Stelle leider bitter enttäuscht werden:
Gerade einmal geschätzte 2000 Besucher verloren sich in die fast 39 000 Zuschauer fassende, durchaus beeindruckende und absolut sehenswerte Spielstätte. Vielleicht lags ja daran, dass ein Großteil der Zagreber während der Sommermonate die Hauptstadt Richtung Küste verlässt, oder lieber den zeitgleich spielenden Stadtrivalen NK Zagreb aufsucht oder lieber im gegenüberliegenden riesigen Maksimir-Park (316 Hektar!) etwas Schatten unter einer der zahlreichen Eichen sucht, anstatt in der prallen Sonne des unüberdachten Stadions zu vergehen oder der Gegner schlicht und einfach zu wenig attraktiv war – der wahre Grund konnte im Zuge dieses Besuches leider nicht in Erfahrung gebracht werden.

Was hingegen sehr wohl herausgefunden wurde:

– Eintrittpreis: 20-60 Kuna (1 Euro = ca. 7 Kuna)
– Bierpreis: 15 Kuna
– Wurstpreis: 12 Kuna
– Frauen im Stadion: wenn man zufällig eine gefunden hat, hübsch zum anzusehen, dass weiß aber auch ihr 190cm-Freund nebenan
– Sonstiges: Hvala heißt Danke; den Rasen ohne Presseakkreditierung zu betreten führt zu einer kroatischen Schimpftirade und zum Verweis auf die Tribüne; das Stadion wird spätestens acht Minuten nach Abpfiff rigoros geräumt.

Auch wenn das Match Fußballerisch zwar eine einseitige aber durchaus sehenswerte Angelegenheit war, so gab es Punkto Stimmung noch durchaus Luft nach oben, hat dennoch Spaß gemacht.

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1: sag mir wo die Zagreber sind
2: Zagreber Fußball von seiner schönsten Seite
3: wie der Vater so der Sohn

Bilder gibt’s hier

Flaumic, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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