Der Broterwerb eines Weltklassefussballers gestaltet sich mitunter mühselig und durchaus schmerzhaft, was Cristiano Ronaldo im Champions League-Auswärtsspiel von Real Madrid bei Dinamo Zagreb am... Pfosten der Woche (KW 38) – Cristiano Ronaldo

Der Broterwerb eines Weltklassefussballers gestaltet sich mitunter mühselig und durchaus schmerzhaft, was Cristiano Ronaldo im Champions League-Auswärtsspiel von Real Madrid bei Dinamo Zagreb am eigenen Leib zu spüren bekam. Überharte Fouls und Häme von den Rängen können einem Mann wie ihm aber nichts anhaben, was er in einem Interview mit der spanischen “Marca” auch deutlich zum Ausdruck brachte.

Nach dem 1:0-Auftaktsieg der Königlichen in der gleichnamigen Klasse war Cristiano Ronaldo von den vorangangenen 90 Minuten schwer gezeichnet: sein blutender Knöchel musste in der Kabine genäht werden, die Dinamo-Fans hatten ihn über weite Strecken des Spiels gnadenlos ausgepfiffen und als Draufgabe mehrmals hämische “Messi, Messi!”-Rufe durch das Stadion hallen lassen. Nun steht Cristiano Ronaldo im Ruf, in Sachen Ego seinem derzeitigen Chef Jose Mourinho, der Kritik an seiner Person vor einiger Zeit mit den Worten “Jesus wurde auch nicht von allen geliebt” abtat, kaum nachzustehen – wer hätte also gedacht, dass sich der Portugiese angesichts der soeben erfahrenen Blutgrätschen und Schmähungen nicht in eitlen Gefechten verzetteln, sondern zu einer glasklaren und messerscharfen Analyse der Gesamtsituation anheben würde?

“Die Dinamo-Spieler haben ununterbrochen getreten und der Schiedsrichter hat nichts dagegen unternommen. Ich denke, weil ich reich, gutaussehend und ein großartiger Spieler bin. Sie beneiden mich, eine andere Erklärung habe ich nicht.”

Das zeugt von Klasse, zeugt von Stil und genau diese Art von subtiler Bescheidenheit nötigt selbst dem widerständigsten Kritiker Respekt ab. Bleibt zu hoffen, dass sich nicht nur die Dinamo-Kicker Cristiano Ronaldos Worte zu Herzen nehmen und ihn im Rückspiel ohne die im Fussball mittlerweile leider alltäglich gewordenen Unsitten in Form von Zweikämpfen, Tacklings und Arbeit gegen den Ball gewähren lassen, sondern generelle Selbstreflexion bei Balltretern aus aller Welt einsetzt. Jemanden nur aufgrund von sozialem Status, Aussehen und großteils angeborener Eigenschaften auf dem Spielfeld zu schikanieren ist schließlich diskriminierend, niederträchtig und eines fairen Sportskameraden nicht würdig.

Eine Schwachstelle hat die Theorie bei genauerem Hinsehen aber doch: die Erklärung, wieso andererseits Spieler vom Schlage eines Andreas Dober im Laufe ihrer verdienstvollen Karrieren überhaupt jemals Opfer von Foulspiel und Schmähgesängen werden, bleibt uns Ronaldo schuldig. Schade, aber vielleicht greifen andere große Talente mit ebensogroßen Egos den Faden auf und bringen eines Tages den tiefschürfenden Gedankengang zu Ende, den Cristiano Ronaldo begonnen hat. Marko Arnautovic vielleicht, dem wäre das ohne weiteres zuzutrauen.

(Lichtgestalt)

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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