Dribblings und wie man sie bewerten sollte (2) – Die Top20-Spieler in den jeweiligen Kategorien
Taktik & Theorie 8.Januar.2014 Rene Maric 1
Das Dribbling ist eine der spektakulärsten, aber auch umstrittensten Fähigkeiten eines Fußballspielers. Dribbler werden oftmals als ineffektive Schönspieler bezeichnet. Andererseits gelten ihre Fähigkeiten auch als einmalig, schwer zu kopieren und für viele gehören solche Einzelspieler in jede gute Mannschaft. Allerdings ist es schwierig das Dribbling zu messen.
Eben wegen dieser vielen, in gewisser Weise emotionalen Bindungen zum Dribbling, dem relativ seltenen Vorkommen in einer Partie im modernen Fußball, sowie der schwierigen Beurteilung werden Dribbler untereinander oftmals nicht richtig eingeschätzt. Manche Akteure kommen auf viele Ballverluste, sind dabei aber spektakulär und es wird ihnen kaum negativ ausgelegt. Bei anderen wiederum werden kurze intelligente Dribblings nur dann bemerkt, wenn der Ball verloren geht.
Bei Dribblings trügt uns die Wahrnehmung gerne. Darum konzentrieren wir uns in dieser kurzen Serie auf die Statistik. Welche Spieler gehören zu den besten Dribblern? Mit mehreren unterschiedlichen Maßeinheiten möchten wir uns dieser Frage annähern. Im zweiten Teil besprechen wir die Ergebnisse der jeweiligen Kategorien. Dazu präsentieren wir die Berechnungsformel, ein Histogramm mit Standardabweichung und Mittelwert und daraufhin die Top20 in der jeweiligen Kategorie.
Dribblingerfolgsquote
Bei der Dribblingerfolgsquote wurde (Dribblings + Fouls) / (Dribblings + Fouls + Ballverlust + Stockfehler) gerechnet.
Bei einem Standardfehler von ,0098 liegt der Mittelwert bei 0,5626 (=56,26%). Die Daten sind linksschief (-,285), was wohl an der Datenerfassung liegt; es wurden primär nur die besten Dribbler genommen, aber durch einige zusätzliche schwächere Spieler ergänzt. Das Minimum liegt bei 29%, das Maximum bei 77%.
Das Konfidenzintervall erstreckt sich von 54,3% bis 58,19%.
Auf Platz 1 liegt etwas überraschend Diego Perotti. Seinen tollen Wert muss man aber vorsichtig betrachten. Er war diese und letzte Saison kein Stammspieler und womöglich würde sein Wert bei einer größeren Stichprobe abfallen. Beeindruckend ist natürlich der Wert Lionel Messis, dessen zweite Saison in der Datenbank die Top20 nur knapp verfehlte. Persönlich sind auch die Werte von Mateo Kovacic unglaublich – der kroatische Jungstar hat für seine Einsatzzeit relativ viele Dribblings und ist sowohl letztes Jahr als auch dieses Jahr mit sehr hohen Werten weit oben. Auch Diego ist gleich doppelt in der Top20 vertreten.
Die Jungstars Fede, Neymar, Max Meyer, Isco, Shaqiri, Draxler und Ross Barkley sind in dieser Liste zu erwarten gewesen. Fede und Barkley dürften hierzulande noch unbekannt sein, doch insbesondere Barkley gilt in seiner Heimat als Riesentalent und hat sich in dieser Saison bei Everton gar einen Stammplatz im Mittelfeld erobern können.
Modric und Iniesta sind wie Toni Kroos Mittelfeldspieler, die sich über ihre Pressingresistenz definieren und darum in dieser Liste ebenfalls keine Überraschung darstellen. Unerwartet kommt aber Alberto Moreno in diese Liste; Der Spanier ist ein Linksverteidiger und spielte bei der vergangenen U21-Europameisterschaft ein tolles Turnier und war maßgeblich am Titelgewinn beteiligt.
Sehen wir uns nun die anderen drei Kategorien an, um herauszufinden, ob es Abweichungen bei der Top20 gibt und wie sich die statistischen Kennwerte verändern.
Dribblingerfolgsquote ohne Fouls
Hier wurden die Fouls aus der Wertung genommen. Der Mittelwert fällt um fast 13 Prozentpunkte auf 0,4325 (43,25%) ab. Die Standardabweichung liegt bei 0,11192, das Konfidenzintervall erstreckt sich von 40,99% bis 45%. Die Schiefe ist schwächer (0,16), dafür ist die Kurve aber flachgipflig (Kurtosis = -,154). 14% und 71% stellen die jeweiligen Extremwerte dar.
Es finden sich außerdem sechs neue Spieler in den Top20: Kruse, Biabiany, Townsend, Ribéry, Robben, Choupo-Moting. An der Spitze verändert sich aber relativ wenig. Diego Perotti, Lionel Messi und Mateo Kovacic bilden noch immer in der gleichen Reihenfolge die Top3. Beeindruckend ist aber, dass nur noch acht Akteure eine Erfolgsquote über 60% haben und die Werte danach relativ rapide abfallen.
Theoretisch ließe sich mit dieser Kategorie messen, wie „sauber“ die Dribblings der Akteure sind und wie wenig sie sich auf das Ziehen von Fouls verlassen. Insbesondere ein Max Kruse oder ein Lionel Messi sind Akteure, die sich sehr oft bemühen den Ball zu behalten und weiter zu dribbeln, anstatt den Kontakt zu suchen und das Foul zu ziehen. Was letztlich effektiver für das Gesamtwerk ist, lässt sich jedoch mit diesen Daten nicht eruieren.
Dribblingerfolgsquote ohne Stockfehler ohne Fouls
Wie im ersten Artikel streichen wir nun die Stockfehler aus der Wertung. Der Mittelwert erhöht sich nun auf ,5627 (56,27%) und die Daten sind jetzt sowohl sehr linksschief (-,349) als auch spitzgipflig (,440). Die Standardabweichung liegt bei 0,11354, das Konfidenzintervall erstreckt sich von 53,98% bis 58,56%. Der Minimalwert liegt bei 18%, der Maximalwert bei 85%.
Neue Akteure finden sich in den Top20 dieses Mal nicht. Guarin und Lamela verpassen sie knapp auf den Plätzen 21 und 22. Einige andere Spieler steigern sich aber teilweise drastisch. Bei Andros Townsend, Raffael von Borussia Mönchengladbach und auch beim abermals Führenden Diego Perotti lässt sich darum vermuten, dass sie im Dribbling herausragend sind und bei der Ballannahme ihre meisten Ballverluste haben. Die Statistik zeigt auch, wie stark das Sturmduo der Gladbacher Kruse und Raffael spielerisch sowie in Unterzahlsituationen sein sollte, was womöglich den Erfolgslauf der Borussen diese Saison teilweise erklärt.
Gleichzeitig zeigt die Differenz von Perottis 13/14er-Saison zu seiner 12/13er-Saison womöglich jeweilige Extremwerte bei ihm. Entweder er hat sich stark verbessert, oder spielt in einer anderen Rolle, oder sein Wert diese Saison ist etwas glücklich zustande gekommen.
Dribblingerfolgsquote ohne Stockfehler mit Fouls
Abschließend sehen wir uns an, was passiert, wenn die Stockfehler drinnen bleiben und die Fouls draußen gelassen werden. Die Kurve wird nun enorm flachgipflig (,851) und sehr linksschief (-,637), die Werte variieren von 38% bis 88%. Sie sind natürlich die höchsten von allen Kategorien. Die Standardabweichung liegt bei 0,09055 und der Mittelwert bei ,6858 (68,58%). Dabei schwankt das Konfidenzintervall von 66,75% bis 70,4%.
Es gibt nun in den Top20 sehr viele sehr hohe Werte und viele sind sehr eng beieinander. Wir können sehen, dass ohne Stockfehler (Probleme bei Ballannahme) und durch die Hinzunahme von Fouls die Erfolgsquote teilweise sehr hoch ausfällt. Es gibt auch zwei Debütanten in dieser Liste, nämlich Erik Lamela und Mario Balotelli. Bei beiden kann man erwarten, dass sie in ihren Dribblings viele Fouls ziehen und bei Ballannahmen eher Probleme haben als im Dribbling.
Und es zeigt sich: Perotti, Kovacic und Iniesta haben nach wie vor unbegreifliche Werte. Insbesondere bei Iniesta, der das ja nur selten im Sprint macht und darum wohl oft gefoult wird, steigert sich der Werte durch diese Art der Datenerfassung. Diese Verhältnisse – wie viele Ballverluste sind Stockfehler und wie oft werden Spieler in Relation zu den Dribblings gefoult? – sehen wir uns im nächsten Teil an.
René Maric, www.abseits.at
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