Viele Medien berichteten heute davon, dass der SK Rapid Wien vom Wolfsberger AC „überrascht“ oder gar blamiert wurde. Doch die Niederlage Rapids in Kärnten... Wolfsberg wollte mehr als müde Rapidler: 1:0-Heimsieg gegen den Rekordmeister!

Viele Medien berichteten heute davon, dass der SK Rapid Wien vom Wolfsberger AC „überrascht“ oder gar blamiert wurde. Doch die Niederlage Rapids in Kärnten war trotz ihrer Vermeidbarkeit weder eine Überraschung noch eine Blamage. Trainer Peter Schöttel hatte Recht, als er behauptete, dass Wolfsberg bisher unter Wert geschlagen wurde – der schwachen Leistung Rapids soll dies aber nicht als Ausrede dienen.

Rapid wirkte müde und hölzern, konnte die typische Passsicherheit nur in der Anfangsphase und in kurzen Phasen der zweiten Halbzeit aufbauen. Ansonsten war das Spiel mannschaftlich geschlossen zu schwach und von großen Lücken im Mittelfeld geprägt. So trug die Doppelsechs bestehend aus Kulovits und Prager praktisch nichts zum Kreativspiel Rapids bei – auch die Einwechslung von Muhammed Ildiz löste das Problem nicht, da der zuletzt starke Ildiz wie viele andere auch einen rabenschwarzen Tag erwischte.

Rapids zentrales Mittelfeld und Außenverteidiger unterstützten Flügelspiel zu wenig

Die Probleme, die sich durch die offensiv schwache Doppelsechs ergaben, ließen sich vor allem an den Flügeln Rapids gut beobachten: Burgstaller und Grozurek, sowie Alar nach der Pause, waren dauerhaft auf sich allein gestellt und mussten sich mehrmals in Einzelaktionen begeben, anstatt den WAC mannschaftlich geschlossen auszuspielen. Die Grunde dafür waren die zu wenig dominanten Außenverteidiger Schrammel und Schimpelsberger, die zwar im Positionsspiel richtig agierten, aber nie etwas „Besonderes“ machten und das schwache zentrale Mittelfeld, in dem Hofmann wieder einmal eine Alleinunterhalterrolle auf der offensiven Position zukam. Zumindest bis zur Einwechslung von Ildiz, der aus einem Weitschuss beinahe das 1:1 gemacht hätte, aber spielerisch zu viele Fehler machte.

Boyd zu konservativ

Hinzu kam eine schwache Leistung von Terrence Boyd, der als Solospitze zu geradlinig spielte. Der US-Amerikaner hätte sich weiter nach hinten fallen lassen und auf der Zentralachse einen größeren Radius abdecken müssen. Körperlich war er, als einer, der in Saloniki auf der Bank saß, einer derjenigen, die das lasche, oft körperlose Spiel Rapids antreiben hätten können. Doch Boyd interpretierte seine Position als Solostürmer zu konservativ und wartete hauptsächlich auf Bälle, anstatt bei der Eroberung und Weiterverarbeitung dieser mitzuhelfen.

Fehlpässe en masse…

Natürlich waren es aber nicht nur taktische Fehler, mit denen sich Rapid das Leben unnötig schwer machte. Die Müdigkeit war der Schöttel-Truppe anzusehen und so entwickelte sich das spannende, aber schwache Spiel zu einer Fehlpassorgie, die auf mangelnde Konzentration und Kraft zurückzuführen ist. Alleine die Anzahl der Pässe, die Prager und Ildiz nicht an den Mann brachten, hätte für mehrere Spiele gereicht. Auch der sonst sichere Lukas Königshofer war nicht frei von Fehlern, sah etwa beim Gegentor nicht gut aus.

Wolfsberg schätzt eigene Stärken und Schwächen richtig ein

Den Wolfsbergern wiederum sah man zwar an, dass sie qualitativ unter Rapid zu stellen sind und ihre technischen Möglichkeiten entsprechend limitiert sind, allerdings bewies das Team, dass man die eigenen Tugenden gut einschätzen und umsetzen kann. Gesunde Härte im zentralen Mittelfeld, schnelles Umschalten von Defensive auf Offensive, zahlreiche Diagonalpässe aus der Mittelfeldzentrale auf die Flügel oder von den Flügeln zur Mitte. Wolfsberg spielt einfach, aber durchaus explosiv und das wird diese – noch ein wenig unterschätzte – Mannschaft auch für andere Teams gefährlich machen.

„Kontrollierte Offensive“

Die Außenverteidiger Baldauf und Thonhofer bedachten sich eher auf Defensive. Selbiges gilt für den defensiven Mittelfeldspieler Polverino, der kaum Fehler macht und sich körperlich sehr robust präsentiert. Somit spielt der WAC aus einer gesicherten Reihe vor der Innenverteidigung heraus und sucht dann die Kreativkräfte wie David de Paula, Jacobo Ynclan und den beweglichen Michael Liendl. Diese sind zwar nicht die besten Defensivleute, aber durch das sichere Spiel hinter ihnen, ist der WAC nicht sonderlich anfällig auf Konter.

„Gratwanderer“ Ruben Rivera als As im Ärmel

Auch der unangenehme Stürmer Ruben Rivera wird in der tipp3 Bundesliga noch seine Tore machen. Gegen Rapid hatte er etwas Pech mit Schiedsrichter Harkam, der im Zweifelsfall eher für die verteidigende Mannschaft entschied. Doch viele Schiris lassen Riveras körperlich grenzwertiges Spiel durchgehen und dann ist der „Gratwanderer“ auf jeden Fall als Verstärkung für die Wolfsberger zu betrachten.

Wie geht’s weiter für Vizemeister und Aufsteiger?

Rapid muss die nicht unerwartete Pleite in Wolfsberg wegstecken und sich nun auf das Heimspiel gegen PAOK am Donnerstag konzentrieren. Gerade aufgrund der drohenden UEFA-Sanktionen – die definitiv eine Geldstrafe enthalten werden – ist der Aufstieg in die Europa-League-Gruppenphase ein Muss. Wirtschaftlich noch mehr als sportlich! Auf den WAC warten wichtige, aber machbare Wochen: Am kommenden Wochenende wartet auswärts die Admira, zwei Wochen später zu Hause der SC Wiener Neustadt und im vorletzten Septemberspiel auswärts der FC Wacker Innsbruck. Mit dem Sieg über Rapid ist das Schnuppern vorbei – gerade in den Spielen gegen Neustadt und Innsbruck muss Wolfsberg punkten, um sich schon früh vom Kampf um den Klassenerhalt abgrenzen zu können!

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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