Italienische Mannschaften haben hierzulande immer noch den Ruf, vor allem defensiv und destruktiv eingestellt zu sein. Dass dieses Klischee nicht stimmt, beweist Juventus Turin... Viertes Spiel, vierter Sieg – Juve marschiert weiter

Italienische Mannschaften haben hierzulande immer noch den Ruf, vor allem defensiv und destruktiv eingestellt zu sein. Dass dieses Klischee nicht stimmt, beweist Juventus Turin schon seit letzter Saison. Das nächste Opfer der Angriffsmaschinerie wurde Chievo Verona. Die Gastmannschaft konnte Juve nie ernsthaft gefährden und ging verdientermaßen als Verlierer vom Platz.

Juventus Turin – Klischee und Wahrheit

Juventus hat in dieser Saison durchschnittlich 20,3 Schüsse pro Spiel abgegeben. Man liegt unter europäischen Teams damit unmittelbar hinter – Überraschung! – Everton (20,4) auf Platz zwei, und klar vor Barcelona (16,4), Manchester City (16,8), und ähnlichen Kalibern. In punkto Ballbesitz liegt Barcelona zwar erwartungsgemäß unangefochten vorne (69,4%), Juve teilt sich aber schon Platz drei ex aequo mit den Bayern (64,5%). Skandal-Trainer Conte hat seit letzter Saison aus Juve eine Mannschaft geformt, die ohne Niederlage Meister wurde und so gar nicht dem Klischee entspricht, das man italienischen Teams gerne nachsagt.

Juve schont seine Stars

Juve schonte seine Stars Andrea Pirlo und Sebastian Giovinco für die anstehenden Aufgaben gegen Fiorentina, Roma, und Schachtjor Donezk. Stattdessen durften der junge Franzose Paul Pogba, der von Manchester United gekommen war, und Fabio Quagliarella von Beginn an spielen. Die Turiner begannen wie schon gewohnt im 3-5-2, Verona versuchte mit einem 4-3-1-2 den Angriffsschwung des Gegners aufzufangen, was nicht allzu oft gelang. Pogba durfte auf der Pirlo-Position ran und machte seine Sache sehr gut, Emanuele Giaccherini bewies zuletzt mit einem Tor gegen Genoa und einem Assist im Länderspiel gegen Bulgarien ansteigende Form und begann im zentralen Mittelfeld. Auch Lucio kam mal wieder zu einem Einsatz.

Trotz einiger Umstellungen sollte Juventus klar das Spiel dominieren und nie wirklich in Bedrängnis kommen, im Gegenteil, hätten die Turiner Angriffsspieler phasenweise etwas bessere Laufwege gewählt und Veronas Tormann Sorrentino keinen besonders guten Tag erwischt, wäre das Ergebnis wohl um einiges höher ausgefallen.

Spielaufbau der Innenverteidiger

Immer wieder auffallend war, wie weit sich die Innenverteidiger mit dem Ball in die gegnerische Hälfte bewegten, sofern sie nicht zuvor attackiert wurden. Durch das schwache und unkoordinierte Pressing und die tief stehenden Mittelfeldspieler von Verona tauchten Lucio und Chiellini öfters in der Zone zwischen Mittelfeld- und Angriffsdrittel auf und verteilten dort die Bälle, während Bonucci im Mittelkreis absicherte. Man hatte bei Chievo Verona manchmal den Eindruck, dass die Spieler nicht wussten, was sie tun sollten, aufrücken und auf den Mann gehen, oder eher abwarten und auf Ballgewinne hoffen.

Turiner Spitzen ziehen Verteidiger aus ihren Positionen

Quagliarella und Vucinic gingen häufiger ins Mittelfeld zurück, um Verteidiger aus ihren Positionen herauszuziehen und dadurch Lücken in der gegnerischen Abwehr zu öffnen. Zu oft machten die Gäste aus Verona dieses Spielchen mit und rissen Löcher in der eigenen Abwehrreihe auf, zu selten wurden die Turiner ordentlich übergeben. Teilweise eklatante Stellungsfehler ermöglichten es Juve immer wieder, Chancen zu kreieren und zum Abschluss zu kommen. Schon vor dem ersten Treffer war es Tormann Sorrentino zu verdanken, dass das Spiel noch nicht entschieden war.

Typische Spielszene: Vucinic zieht Cesar weit aus seiner Innenverteidigerposition heraus, auch, weil erst jetzt ein Veronese zu Hilfe kommt bzw. niemand nach hinten presst. Glück für Verona, dass Isla Richtung Zentrum startet, anstatt sofort in das klaffende Loch hinter Cesar und Jokic zu laufen.

Doppelschlag von Quagliarella besiegelt Chievos Schicksal

Trotz zahlreicher Chancen brauchte es schlussendlich einen Eckball in der 63. Minute, um den Bann zu brechen. Symptomatisch stand Quagliarella dabei völlig frei und zog mit einem schönen Volleyschuss ab. Nur fünf Minuten später war es erneut Quagliarella, der sich eine Hereingabe von Asamoah schön mitnahm und zum 2-0 abschloss. Chievo versuchte noch, auf eine Raute umzustellen, und zu retten, was zu retten ist, konnte Juve aber nicht mehr unter Druck setzen. Zu souverän spielten die Turiner den Sieg nachhause und hätten noch den einen oder anderen Treffer drauflegen können.

Erneut katastrophale Abwehrarbeit der Gäste: Quagliarella steht beim Eckball völlig frei und macht volley das 1-0

Fazit

Juventus Turin brauchte an diesem Abend keinen Plan B. Plan A funktionierte hervorragend, auch, weil es die Gastmannschaft den Hausherren durch zahlreiche Fehler leicht machte und es schlicht und ergreifend an der Qualität mangelte, Juve ernsthaft Paroli zu bieten. Pogba konnte überzeugen und ist ein gutes Versprechen für die Zukunft. Die Mannschaft zeigt sich von den Skandalen um das Trainergespann weiter unbeeindruckt.

Florian Eliadakis, www.abseits.at

Florian Eliadakis

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