Nach dem spektakulären 6:4-Auswärtssieg letzte Woche bei Admira Wacker Mödling erzielte der FK Austria Wien auch gegen die SV Ried sechs Tore. Zum Abschluss... Schon wieder sechs Tore – Austria Wien gegen Ried in allen Belangen überlegen

Nach dem spektakulären 6:4-Auswärtssieg letzte Woche bei Admira Wacker Mödling erzielte der FK Austria Wien auch gegen die SV Ried sechs Tore. Zum Abschluss der 14. Runde der tipp3 Bundesliga ließen die Wiener ihrem Gegner keine Chance und gewannen 6:1. Neben dem überragendem Philipp Hosiner, der dreimal traf, sorgten Tomas Jun, Marko Stankovic und Roland Linz bzw. Robert Zulj für die Tore im Sonntagsspiel.

Nachdem Rapid am Samstag gegen Sturm Graz Punkte liegen ließ und Red Bull Salzburg die Admira mit einer 5:0-Packung nach Hause schickte, hatte die Wiener Austriadie Möglichkeit mit einem Sieg zum einen dem Stadtrivalen davonzuziehen und gleichzeitig am Meister wieder vorbeizugehen. Mit einer beeindruckenden Leistung holten sich die Schützlinge von Peter Stöger schließlich die Tabellenführung wieder zurück.

Neuer Achter und neuer Flügel bei der Austria

Der FAK-Coach musste auf den formstarken aber gesperrten Tomas Simkovic verzichten und ersetzte diesen mit Dare Vrsic, der bisher eine überaus durchwachsene erste Bundesligasaison spielt. Mit der Hereinnahme des slowenischen Neuzugangs änderte sich auch die Aufgabenverteilung im zentralen Mittelfeld. Während sich Simkovic und Florian Mader die defensiven und offensiven Aufgaben gleichermaßen aufteilen, ergab sich zwischen Vrsic (Zehner), Mader (Achter) und James Holland (Sechser) eine klare Abstufung auf der Zentralachse, die von den beiden Innenverteidigern Kaja Rogulj und Manuel Ortlechner sowie von Stürmer Hosiner komplettiert wurde. Auf den Außenbahnen begannen defensiv Fabian Koch und Markus Suttner bzw. offensiv Tomas Jun sowie Marko Stankovic, der den verletzten Alexander Gorgon vertrat.

Neuer Sechser und neuer Stürmer bei Ried

Auch Ried-Trainer Heinz Fuchsbichler stellte verglichen mit dem 3:1-Sieg gegen Wiener Neustadt auf zwei Positionen um. Auf der Sechserposition fehlte Anel Hadzic aufgrund einer Sperre; ihn vertrat Mario Reiter. Die zweite Änderung betraf die offensivste Position im 3-3-3-1-System, wo Markus Hammerer den Vorzug gegenüber Rene Gartler bekam. Ried hatte sich offenbar ein Konterkonzept zurechtgelegt, was mit dem antrittsschnellen Hammerer erfolgsversprechender ist als mit einem eher statischen Stürmer wie Gartler. Ansonsten fand man das altbewährte Personal vor. Die Verteidigung um Abwehrchef Thomas Reifeltshammer, Marcel Ziegl und Jan-Marc Riegler wurde situativ von den beiden defensiven Außenspielern Thomas Hinum und Andreas Schicker ergänzt. Davor sollten Clemens Walch, Robert Zulj und Marco Meilinger den erwähnten Hammerer in der Offensive unterstützen.

Schwacher Spielaufbau von Ried

Sieht man sich die Aufstellung der Oberösterreicher an, so fällt auf, dass es in der Hintermannschaft an spielstarken Akteuren mangelt, was sich in diesem Spiel bestätigte. Aufgrund der Dreierkette hatte man gegen die beiden Stürmer in Austrias 4-4-2-Pressinganordnung zwar die Überzahl, die sich aufgrund deszurückhaltenden Spiels von Schicker und Reiter phasenweise sogar verdreifachte. Dennoch griff man vermehrt zu risikolosen langen Bällen in die Sturmspitze, dort war Hammerer der violetten Innenverteidigung aber klar unterlegen.

Ließ sich Zulj fallen um das Aufbauspiel selbst anzukurbeln, war diese Unterlegenheit noch gravierender. In der Tiefe konnte der 20-Jährige aber kaum helfen, denn er wurde stets von einem Austrianer – meist Holland – verfolgt. Einzig eine Hand voll Aktionen über die rechte Seite brachte die Defensive der Hausherren in Bedrängnis. Meilinger versuchte den rechten Flügel zu überladen, Hinum stieß mit Tempo aus dem defensiven Halbfeld ab und zu energisch vor, kam so zu Beginn auch zu einer guten Torchance.

Kein Zugriff auf den Ball

Auch gegen Ball waren die Gäste unterlegen, was vor allem mit dem hohen Grad der Manndeckung zu tun hatte. In der Abwehr orientierten sich zwei Innenverteidiger an Hosiner, der dritte ballfern am entsprechenden Flügelspieler, während die Außenspieler an ihre FAK-Pendants oder einem Zentrumsspieler gebunden war. So blieb neben dem Stürmer nur Zulj übrig um Druck aufs Aufbauspiel des Gegners auszuüben. Da sich aber auch die Austria in eine Dreierkette auffächerte und zusätzlich Mader zurückrückte, fiel dieser nur gering aus.

Diesen Nulldruck – Holland hatte beispielsweise mehr Ballkontakte (72) als der beste Rieder (Ziegl, 70) – nutzten die Gastgeber aber um einiges besser als die Innviertler aus. Holland verlagerte mit Pässen auf die hochstehenden Außenverteidiger die Seiten, Rogulj marschierte ein ums andere Mal mit dem Ball am Fuß auch nach vorne und bereitete auf diese Art und Weise zum Beispiel das 1:0 vor. Der bereits erwähnten Unterzahl im Rieder Spielaufbau versuchten die Veilchen mit dem Aufrücken eines Zentralspielers entgegenzuwirken, was durch die zahlenmäßige Majorität in der Mitte möglich war. Dadurch hatten sie auch gegen den Ball mehr Zugriff.

Hohe Fluidität der FAK-Offensive

Hatte die Austria selbst den Ball zeigte sie sich – wie gewohnt unter Stöger – sehr flexibel und schwer zu berechnen. Hosiner fokussierte sich auf die Zwischenräume der Innenverteidiger, wodurch er Reifeltshammer seiner Stärke –der 24-Jährige ist besonders gut darin, seinen direkten Gegenspieler schon bei der Ballannahme zu neutralisieren – beschnitt. Aufgrund der Tatsache, dass dieser den zentralen Verteidiger der Dreierkette gibt, konnte er Hosiner nicht immer verfolgen, da sonst die zentrale Schnittstelle zum Tor geöffnet worden wäre.

Die zweite tragende Säule in Austrias Offensivspiel sind die unterschiedlichen Flügelspieler, die eine leichte Asymmetrie mit sich bringen. Auf der linken Seite hat man mit Jun einen klassischen Außenstürmer, der allgemein hoch steht und auch gerne in die Mitte zieht. Im Positionsspiel ist er Hosiner sehr ähnlich. Genauso wie der Burgenländer sucht er die Grauzonen, was gerade mannorientierten Mannschaften wie Ried Probleme bereitet. Das Übergeben an einen Mitspieler erfordert Zeit und gute Absprache, was dem Gegner Platz gibt. Wer Jun zugeordnet war, war in vielen Fällen unklar. Walch war in der Rückwärtsbewegung nicht immer konsequent, wodurch es auf der rechten Rieder Abwehrseite zu Komplikationen kam. Hinum stand gegen den Außenverteidiger und den Flügelspieler alleine, da Ziegl von Hosiner mehr oder weniger blockiert wurde. Das 2:0 geht auf eben so eine Konstellation zurück.

Vrsic gut eingegliedert

Auf der anderen Seite war Stankovic primär der Breitengeber und stellte seine Gegenspieler aufgrund seiner eindimensionalen Läufe – entweder horizontales Einrücken oder vertikale Sprints – vor weniger Probleme. Da die beiden Austria-Flügel aber auch rotierten, musste auch Rieds linke Seite Bekanntschaft mit dem unangenehmen Angriffsspiel machen. Die Bewachung des Flügelspielers pendelte zwischen Schicker und Riegler, was besonders Vrsic zugutekam. Dieser wurde gemäß der Rieder Mannorientiertheit von Riegler gedeckt, der nun aber von Jun blockiert wurde. Aber auch ohne diese klaren Freiheiten gab Vrsic ein klares Lebenszeichen von sich.

Er zeigte, dass er ein gutes Gespür für das Linienspiel hat und suchte ständig den Raum zwischen Verteidigung und Mittelfeld des Gegners, wodurch er entweder anspielbar war oder die Ordnung der gegnerischen Defensive störte. Beim Führungstreffer lockte er auf diese Weise etwa die Innenverteidiger heraus, woraufhin Hosiner alleine aufs Tor zulaufen und einnetzen konnte. Kann der Slowene an diese Leistung anschließen, eröffnet er seinem Trainer, der ohnehin schon auf einen ausgeglichenen Kader mit verschiedenartigen Spielern zurückgreifen kann, eine weitere gefährliche Offensivoption und macht Austria noch mehr als aktuell zu einem heißen Titelanwärter.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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