Auswärts in Ried mussten die Salzburger gewinnen, um den Anschluss an die Spitze zu wahren. Dies gelang ihnen trotz einer starken Anfangsphase nicht, weil... Beherzte Rieder drehen Spiel gegen Red Bull Salzburg – 3:1!

Auswärts in Ried mussten die Salzburger gewinnen, um den Anschluss an die Spitze zu wahren. Dies gelang ihnen trotz einer starken Anfangsphase nicht, weil sich die Rieder gut ins Spiel zurückkämpften. Die Innviertler entschieden die Partie mit einem 3:1 für sich!

Aufstellungen

Die Bullen begannen mit Sadio Mané als Mittelstürmer, Havard Nielsen und Georg Teigl auf den Positionen der Flügelstürmer. Diese Aufstellungen werden wir uns noch genauer ansehen. Im Mittelfeld sollten abermals Christoph Leitgeb und Valon Berisha als offensive Doppelacht das Spiel gestalten, dahinter sicherte Stefan Ilsanker ab. Franz Schiemer und Martin Hinteregger bildeten den inneren Part der Viererkette, auf den Außenverteidigerpositionen agierten Andreas Ulmer und Florian Klein, die ihre Rollen in diesem engen 4-3-3 sehr offensiv interpretierten und interpretieren mussten.

Der Gastgeber aus dem Innviertel hingegen spielte wie üblich mit dem 3-3-3-1. Überraschend dabei war, dass Clemens Walch zu Spielbeginn die Position des Mittelstürmers bekleidete, später aber mit dem nominellen hängenden Stürmer Robert Zulj tauschte. Auf den Außen begannen Marco Meilinger und der Spanier Nacho. Die Dreierreihe dahinter bestand von links nach rechts aus Andreas Schicker, Anel Hadzic und Gernot Trauner. In der Abwehrreihe liefen Jan-Marc Riegler und Thomas Reifeltshammer neben Marcel Ziegl auf.

Salzburgs Sturm

Die Bullen versuchten mit einer sehr engen Sturmreihe möglichst viele Kombinationen anzubringen können. Nielsen, Mané und Teigl positionierten sich selten auf den Außen, suchten die Nähe zueinander und natürlich zum Tor. Dabei waren insbesondere die Rochaden zwischen Mané und Nielsen sowie die Freirolle von Letzterem auffällig.

Ziel war es natürlich, durch eine enge Spielweise die gegnerische Dreierkette vor viele Probleme zu stellen. Dreierketten gelten in der Theorie als ideal gegen Zwei-Mann-Angriffe. Hier können jeweils zwei Verteidiger einen der Stürmer übernehmen und haben dennoch eine Absicherung hinter sich, wobei es allerdings unterschiedliche Spielmöglichkeiten gibt.

Dabei kann entweder mit rigider Manndeckung (also durchgehende Verfolgung), mit einer raumorientierten Manndeckung (es wird nur manngedeckt, wenn der Stürmer in der Nähe der eigenen Position ist), einer losen Manndeckung (der Mann wird verfolgt und übergeben, wenn es möglich ist oder er mit seinem Partner kreuzt) oder einer mannorientierten Raumdeckung (der eigene Verantwortungsbereich wird anhand des nächsten Gegenspielers ständig variiert) gespielt werden.

Im Normalfall praktizieren die Verteidiger der SV Ried eine der letzten zwei Varianten, doch gegen Salzburg taten sie sich in der Anfangsphase dabei außerordentlich schwer. Immer wieder tauchte jemand gefährlich auf und das war das Ziel dieser engen Formierung. Man wollte nominell mit drei Stürmern auftreten, wobei diese dank Teigls breiterer Position so verschoben waren, dass meistens der ballferne Verteidiger der Rieder keinen Mann hatte.

Einige Kombinationen konnten dann direkt in die Schnittstellen und den Rücken der letzten Abwehrlinie der Rieder gefahren werden. Problematisch war für die Salzburger dann aber, dass sie ihre Chancen nicht nutzten und letztlich zu wenig aus der guten Anfangsphase machten. Das Führungstor fiel nämlich aus einer anderen Situation.

Kompaktheit ohne Druck

Die Rieder pressten nämlich in der Anfangsphase nicht ausreichend hoch und aggressiv. Sie formierten sich in ihrem 3-3-3-1, wobei sich Walch tief an Zulj orientierte. Die Flügelstürmer schoben weit nach hinten und orientierten sich mit einem losen Mannfokus an den gegnerischen Außenverteidiger, die nach vorne rückten.

Man wollte damit die horizontale und vertikale Kompaktheit möglichst hoch halten, doch dadurch wurden Räume hinter der Abwehr frei. Diese Räume konnten die Salzburger Innenverteidiger bespielen, wobei diese Aufgabe Schiemer zufiel, der dadurch auch das erste Tor vorbereitete. Dieses sehen wir uns kurz genauer an.

Wir sehen hier, dass Schiemer problem- und gefahrenlos aufrücken kann, weil kein Rieder Spieler in der Nähe ist, um ihn anzugreifen. Eine solche kompakte und tiefe Spielweise ist im Grunde kein Problem, doch die Rieder hatten zwei große Fehler. Der erste war, dass sie keine Spieler in der Vertikale hatten, die das Aufrücken zumindest räumlich begrenzten und mit ihrem Deckungsschatten Pässe in die Mitte hätten verhindern können.

Das zweite Problem war letztlich fatal. In der folgenden Grafik sieht man es aus einem besseren Blickwinkel:

Man erkennt eindeutig, dass Schiemer von seinem Strafraum bis hinter die Mittellinie marschieren konnte. In dieser Zeit konnten sich die Stürmer bewegen, positionieren und Löcher suchen. Auch Schiemer hatte mehr als ausreichend Zeit, um sich einen strategisch günstigen Pass zu überlegen und nach Mitspielern Ausschau zu halten. Teigl zog von rechts ein, Riegler erwischt den Ball nicht richtig und dadurch gerät Ried in Rückstand. Gut erkennbar auch, dass zwei Spieler von der Dreierkette übernommen werden, aber dadurch der breitere Teigl in die Schnittstelle stoßen kann.

Ried kämpft sich zurück

Kurz darauf veränderten die Oberösterreicher ihre Spielweise. Nachdem sie noch einige Zeit klar schwächer waren, kamen sie mit einem erhöhten Pressing, mehr Aggressivität und mehr Druck auf Salzburg besser ins Spiel.

Walch und Zulj tauschten die Positionen, was zu einer besseren Balance führte – Walch war es außerdem auch, der den Ausgleich aus dieser Position erzielen konnte. Die beiden waren auch hauptverantwortlich dafür, dass an vorderster Front mehr Druck entfaltet werden konnte, denn sie attackierten im Spielverlauf immer aggressiver und stärker. Die beiden bestritten mit jeweils 25 oder mehr Zweikämpfen die meisten aller Spieler.

Besonders das Gegenpressing wusste zu überzeugen, denn die Rieder wurden primär über Gegenkonter auf den Außen gefährlich, wo sie ihre Überzahlen auf den Flügeln zu nutzen wussten. In der folgenden Grafik erkennt man, wieso dies so effektiv ist:

Die Bullen wollten sich gerade befreien, doch Ried presste sofort sehr stark und konnte den Ball im Mittelfeld wieder zurückerobern. Die Salzburger standen dadurch ohne Formation und Organisation da, wodurch auf der Seite ein Spieler frei war, wie gut zu sehen ist.

Der Ball wurde von Ried sofort schnell in die Spitze gespielt und von dort aus auf den Flügel zirkuliert. Als die Flanke kam, war es nur noch eine Routinefrage für den eingewechselten Hammerer, um zur Führung zu netzen.

Fazit

Ein unterhaltsames und interessantes Spiel, in dem die Rieder überraschend den frühen Rückstand drehen konnten. Hauptursache dafür war natürlich intensivere Pressing, die höhere Positionierung und unermüdlicher Einsatz.

Screens von laola1.tv

Rene Maric, abseits.at

Rene Maric

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert