In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Nachdem wir vor einigen Tagen bereits die Leistungen der Werder-Legionäre Zlatko Junuzovic und Marko Arnautovic analysierten, schauen wir nun Sebastian Prödl auf die Beine, der im Gegensatz zu seinen Mannschaftskollegen in der Rückrunde um einen Platz in der Startelf hart kämpfen wird müssen.
In den bisher gespielten 17 Bundesligarunden kam Sebastian Prödl zu 15 Einsätzen, wobei er 13 Mal in der Startelf stand. Der Innenverteidiger absolvierte in der Hinrunde 1165 Spielminuten und bot, so wie seine Kollegen im Abwehrzentrum, insgesamt eher durchwachsene Leistungen.
Krise im Werder-Abwehrzentrum?
Die Nummer Eins in der Bremer Innenverteidigung ist der griechische Nationalspieler Sokratis, der in der vergangenen Saison zu den besten Abwehrspielern der deutschen Bundesliga zählte und vom kicker nach Ende der Saison mit dem Prädikat „Internationale Klasse“ geadelt wurde, eine Bewertung die nach der Hinrunde aktuell nur Dante (FC Bayern München) und Mats Hummels (Borussia Dortmund) erhielten. Sokratis rutschte im letzten halben Jahr nicht nur aus der „Internationalen Klasse“, sondern befindet sich aktuell nicht einmal „Im weiteren Kreis“ und im „Blickfeld“. Sein Notenschnitt verschlechterte sich von 3,03 (Saison 2011/12) auf 3,62. Eine extrem enttäuschende Hinrunde für den griechischen Nationalspieler.
Sebastian Prödls Notenschnitt liegt aktuell bei 3,58, womit er zwar ein wenig vor seinem griechischen Mannschaftskollegen liegt, was jedoch nur ein schwacher Trost für den österreichischen Nationalspieler sein wird. In den ersten sechs Meisterschaftspartien bot er noch äußerst konstante Leistungen, danach konnte man in den Spielen gegen den FC Augsburg und Greuther Fürth den ersten kleinen Leistungsabfall erkennen. Nachdem er sich im Länderspiel gegen Kasachstan eine Kopf- und Beckenverletzung zuzog musste er eine kurze Zeit pausieren und kam aus dem Rhythmus. Zunächst wurde er zweimal erst gegen Ende des Spiels eingewechselt, dann zeigte er in den letzten fünf Runden unbeständige Leistungen. Während er etwa am 15. Spieltag gegen 1899 Hoffenheim sein erstes Tor schoss und eine Top-Performance ablegte, zeigte er sich bei den 1:4-Niederlagen am 14. und 16. Spieltag gegen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt von seiner schlechtesten Seite. Am letzten Spieltag machte er beim 1:1-Unentschieden gegen den FC Nürnberg wieder eine gute Figur und sorgte so für einen halbwegs versöhnlichen Abschluss.
Seine bisherigen Statistiken
Sebastian Prödl gewann 60,9% seiner Zweikämpfe, wobei er insbesondere in der Luft kaum zu bezwingen war. Der Innenverteidiger gewann nämlich 70,4% seiner Kopfballduelle und stellte somit erneut unter Beweis, dass er in der Luft einer der besten Abwehrspieler in der deutschen Bundesliga ist. Am Boden gewann er jedoch nur 51,1% seiner Zweikämpfe und verschlechterte sich in dieser Statistik somit um ganze 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Sokratis entschied vergleichsweise 64,6% seiner Kopfballduelle und 60,8% seiner Zweikämpfe am Boden für sich. Insgesamt gewann Sokratis 62,3% seiner Duelle. Während der heißblütige Grieche im Schnitt 3,6 Tacklings pro Partie machte, entschied sich Prödl nur 1,6 Mal pro Spiel für diese Variante. Prödl setzt stärker auf sein Stellungsspiel und versucht gegnerischen Pässe zu antizipieren. Das gelang ihm ganz gut, denn der österreichische Nationalspieler fing pro Spiel durchschnittlich 2,7 gegnerische Zuspiele ab, während Sokratis 1,9 Mal auf diese Weise den Ballbesitz für seine Mannschaft erlangte. Während Prödl nur in jeder zweiten Partie in einer 1-gegen-1-Situation überspielt wurde, konnten die Gegenspieler im Schnitt 1,2 Mal pro Spiel an Sokratis per Dribbling vorbeikommen. Der Österreicher beging 24 Fouls für die er zwei gelbe Karten bekam und wurde selbst zwölf Mal gefoult. Er schoss acht Mal aufs gegnerische Tor und erzielte, wie bereits oben erwähnt, sein“ frameborder=“0″ allowfullscreen> bisher einziges Tor in der 15. Runde gegen 1899 Hoffenheim. Sehen wir uns an, welche Spieler seinen Stammplatz im Abwehrzentrum streitig machen können.
Konkurrent Nummer 1: Assani Lukimya
Der 26-jährige Kongolese unterschrieb im Mai 2012 einen Dreijahresvertrag und bringt alle Anlagen mit, die ein Innenverteidiger haben muss. Der 1.90m große Abwehrspieler ist nicht nur körperlich stark, sondern auch athletisch und dynamisch und hat in diesen Bereichen im Vergleich zu Sebastian Prödl sicherlich Vorteile. Der ehemalige Fortuna-Düsseldorf-Akteur spielt schon seit seiner Jugend in Deutschland und gilt als sehr ehrgeizig. Vor zwei Wochen sagte er seine Teilnahme am Afrika-Cup ab, weil er die Vorbereitung seines Vereins auf die Rückrunde nicht verpassen wollte. Seine größte Schwäche ist, dass oft zu viel will, wenn er seine Chance bekommt und zum Teil übermotiviert in die Partien geht. Der Innenverteidiger wurde in 410 Spielminuten zweimal vom Platz gestellt und nahm sich somit auch selbst die Möglichkeit auf mehr Einsätze. Wenn er in Zukunft weniger ungestüm zu Werke geht hat er durchaus das Zeug zum Stammspieler.
Konkurrent Nummer 2: Mateo Pavlovic
Werder Bremen verpflichtete vor zwei Wochen den kroatischen Innenverteidiger Mateo Pavlovic von NK Zagreb. Der ehemalige U21-Nationalspieler stand schon seit langem unter Beobachtung und gilt als zweikampfstarker Abwehrspieler, der auch die technischen Fertigkeiten mitbringt, um aus der Abwehr heraus das Spiel zu gestalten. Der Kroate verfügt über eine große Ruhe am Ball und ist für sein Alter bereits erstaunlich abgebrüht. Der 22-Jährige absolvierte 91 Meisterschaftsspiele in der kroatischen Liga und trug sich dabei fünfmal in die Torschützenliste ein. Pavlovic ist auf alle Fälle ein Versprechen für die Zukunft, es bleibt jedoch abzuwarten, ob er die arrivierten Innenverteidiger schon in der Rückrunde gefährden kann. Seine Ziele steckte sich das Talent jedenfalls hoch: möglichst schnell einen Stammplatz beim SV Werder Bremen erkämpfen und 2014 bei der Weltmeisterschaft für Kroatien auflaufen.
Fazit
Weder Sebastian Prödl, noch seine Kollegen in der Innenverteidigung, können mit ihren Leistungen in der Hinrunde zufrieden sein. Sokratis baute extrem ab, Assani Lukimya zeigte gute Ansätze, wurde jedoch zweimal ausgeschlossen und Sebastian Prödls Leistungen wurden nach einem guten Start in den ersten Runden zu unbeständig. Individuelle Fehler führten zu Gegentoren, die Abstimmung in der Viererkette passte öfters nicht, wobei man den Abwehrspielern zu Gute halten muss, dass es aufgrund der zahlreichen offensiven Akteure im Werder-Mittelfeld (Arnautovic, Elia, Hunt, De Bruyne), bei Gegenangriffen immer wieder zu schwierigen Situationen kam, weil die Truppe von Trainer Thomas Schaaf nicht schnell genug genügend Spieler hinter den Ball brachte. Dennoch wird sich Sebastian Prödl in der Rückrunde verbessern müssen, wenn er weiterhin Stammspieler im Abwehrzentrum bleiben möchte, denn mit Lukimya und Pavlovic verfügt Schaaf nun über zwei gute Alternativen, die das Potential haben Prödl aus der Mannschaft zu spielen.
Stefan Karger, www.abseits.at
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