Drazan wechselt zum 1.FC Kaiserslauten: Welche Rolle kann er bei den roten Teufeln spielen?
Deutschland 12.Januar.2013 Alexander Semeliker 0
Schon im Sommer bekundete Franco Foda, damals neu im Traineramt beim 1. FC Kaiserslautern, Interesse an Christopher Drazan vom SK Rapid Wien. Entgegen aller Erwartungen und Quasi-Vollzugsmeldungen verbrachte der 22-Jährige den Herbst dennoch in Wien. Nun wagt er den nächsten Karriereschritt. Aber welche Rolle kann er in der zweiten deutschen Liga spielen? Und wo ist Platz für den dreimaligen Teamspieler?
In den 90er-Jahren noch Bundesligameister steht der 1.FC Kaiserslautern mittlerweile mehr für eine Fahrstuhlmannschaft und musste letzte Saison zum zweiten Mal innerhalb der letzten sechs Jahre den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Nach dem Abstieg blieb bei den Pfälzern kein Stein auf dem anderen, wurden im Sommer zahlreiche Spieler ausgetauscht. Aktuell auf Platz drei stehend ist für die roten Teufel der direkte Wiederaufstieg in Reichweite, dennoch sahen die Verantwortlichen Handlungsbedarf – besonders auf den Außenbahnen.
Keine klare Besetzung auf den Außenbahnen
Franco Foda setzt am Betzenberg wie schon bei Sturm Graz auf eine 4-4-2-Grundordnung, die sich aber mehr als 4-2-3-1 interpretieren lässt. Das Zentrum ist mit Topscorer Mohamadou Idrissou, Spielmacher Alexander Baumjohann, Polens Mittelfeldtalent Ariel Borysiuk und Youngster Dominique Heintz sowie dessen Nebenmann Marc Torrejon in der Innenverteidigung größtenteils konstant besetzt, starke Schwankungen gibt es aber auf den offensiven Außenbahnen. Auf der rechten Seite standen in den bisherigen 19 Spielen insgesamt sechs verschiedene Spieler in der Startelf. Am ehesten als Stammspieler geht dabei noch Kostas Fortounis durch. Der 20-jährige Grieche gilt als großes Talent, könnte die Pfälzer daher aber schneller verlassen als ihnen lieb wäre. Mit Mitchell Weiser holte sich Lautern zudem in der aktuellen Transferperiode eine weitere Option für die rechte Außenbahn ins Boot.
Bunjaku am Flügel nicht optimal, Zuck unerfahren
Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Zahl an Startelfspielern zwar gleich, aber weniger stark gestreut. Hendrick Zuck begann siebenmal, Albert Bunjaku achtmal. Zuck, der im Sommer von der zweiten Mannschaft aufrückte, kommt in seiner ersten Profisaison zwar auf beachtliche vier Tore und drei Vorlagen, ist aber ebenso wenig ein klassischer Flügelspieler wie Bunjaku. Zudem könnte er sich aufgrund seiner Unerfahrenheit in der heißen Phase des Aufstiegskampfs als Bruchstelle erweisen. Bunjaku gilt als Kapitän zwar als unumstrittener Leistungsträger – seit der Schweizer nicht mehr trifft hat Lautern jedes Spiel verloren – dennoch ist er als gelernter Stürmer keine optimale Besetzung für den Flügel. Aufgrund seiner hohen und zentralen Spielanlage muss nämlich der Außenverteidiger phasenweise die gesamte Seite alleine abdecken.
Leistungsträger oder zusätzliche Option?
Die Verpflichtung von Drazan macht aus dieser Sicht gesehen daher durchaus Sinn, was durch die Statistik nochmal eindrucksvoll bestätigt wird. Zuck und Bunjaku schlugen in der bisherigen Saison zusammen 36 Flanken, Drazan kam alleine im Auswärtsspiel bei Rosenborg auf zehn – und das obwohl er nur die zweite Halbzeit auf dem Feld stand. Er ist „ein junger Spieler mit Perspektive. Er bespielt die linke Seite, ist schnell, dynamisch und schlägt gute Flanken, wir sind überzeugt, dass er uns weiterhelfen wird“, nimmt Foda zum Transfer Stellung. Trotz der erwähnten Stärken und dem Lob des Trainers bleibt abzuwarten wie und wo sich Drazan in den großen Kader einfügen wird. Denn Bunjaku ist aufgrund seines Status‘ nicht auf der Bank zu sehen, müsste im Falle einer Hereinnahme des Österreichers ins Angriffszentrum rücken.
Realistische Selbsteinschätzung
Dort ist aber Idrissou gesetzt und, dass Baumjohann abgezogen wird scheint ebenfalls unrealistisch. Unter diesem Licht scheint Drazan zunächst nur eine zusätzliche Alternative zu sein, die mit seiner geradlinigen und dynamischen Spielweise eine neue Dimension ins Spiel des vierfachen deutschen Meisters bringen kann, falls notwendig. Die Schnelligkeit des Wieners könnte gerade in den letzten 30 Minuten für frischen Wind sorgen und die bis dahin gegebenenfalls müden gegnerischen Außenverteidiger vermehrt überlaufen werden. Drazan selbst ist sich der Wichtigkeit dieses Transfers bewusst („Das ist für mich eine große Chance, den nächsten Schritt zu machen“)und blickt realistisch in die Zukunft: „Ich weiß, was mich erwartet, ich muss von Anfang an Vollgas geben und um mein Leiberl kämpfen.“
Alexander Semeliker, abseits.at
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