Abseits.at-Leistungscheck, 23. Spieltag 2012/13 (Teil 1) – Martin Harnik mit Assist beim 1:1-Unentschieden gegen den 1. FC Nürnberg
Deutschland 25.Februar.2013 Stefan Karger 0
In dieser Serie betrachten wir die Leistungen und Statistiken der österreichischen Legionäre in der deutschen Bundesliga, wobei wir in erster Linie jene Spieler analysieren, die beim österreichischen Teamchef Marcel Koller gute Karten haben. Im ersten Teil unseres Leistungschecks sehen wir uns die Partien zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Nürnberg an, in der sowohl Martin Harnik, als auch Raphael Holzhauser von Beginn an am Platz standen.
Richten wir unseren Blick also auf die Mercedes-Benz Arena, wo der VfB Stuttgart am Samstag den 1. FC Nürnberg empfing. Die Gastgeber legten einen schwachen Saisonstart hin, bekamen aber mit dem Sieg in der letzten Runde gegen 1899 Hoffenheim und dem Triumph in der Europa League über Racing Genk wieder Rückenwind. Gegen den 1. FC Nürnberg sollte es dennoch nur zu einem 1:1-Unentschieden reichen. Ibrahima Traore brachte zunächst den Gastgeber in der 51. Minute nach einer Soloaktion von Martin Harnik in Führung, doch Markus Feulner erzielte in der 77. Minute den Ausgleichstreffer. Insgesamt kamen die 46.570 Zuschauer bei dieser Partie nur selten auf ihre Kosten, denn die beiden Teams boten über weite Strecken ein uninspiriert Spiel mit wenigen Höhepunkten.
Martin Harnik mit drittem Assist
Den Führungstreffer der Gäste bereitete Martin Harnik vor, obwohl er dies nicht beabsichtigte. Nach einem Zuspiel von Raphael Holzhauser dribbelte er mit hohem Tempo übers halbe Spielfeld und schloss von der Strafraumgrenze ab, scheiterte jedoch am starken Schlussmann der Nürnberger. Raphael Schäfer wehrte den Ball jedoch vor die Beine von Ibrahima Traore ab, der sich diese Chance nicht nehmen ließ und den Führungstreffer erzielte. Dass Harnik diesen Assist nicht beabsichtigte, war ein wenig symptomatisch für seine Leistung, denn auch wenn er in dieser Szene berechtigter Weise selbst den Abschluss suchte, übersah er im Laufe der Partie immer wieder besser stehende Mitspieler und agierte zu eigensinnig. Mit sechs Torschüssen versuchte er von allen Spielern am Platz mit Abstand am häufigsten sein Glück, in mindestens zwei Szenen wäre ein Pass intelligenter gewesen.
Trotz dieser Kritik freuen wir uns über zwei außergewöhnliche Statistiken:
- Martin Harnik lief bis zu seiner Auswechslung in der 71. Minute 10,3 Kilometer und absolvierte dabei sowohl die meisten Sprints (33), als auch die meisten intensiven Läufe (82) aller Spieler – obwohl er 20 Minuten vor Spielende ausgewechselt wurde. Eine absolut fantastische Laufleistung, die man in dieser Form nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.
- Der rechte Flügelspieler gewinnt im Normalfall nur zwischen 30 und 40 Prozent seiner Zweikämpfe – diesmal entschied er jedoch 17 seiner 29 Duelle für sich, was bedeutet, dass er bei 58,6% seiner Zweikämpfe als Sieger hervorging.
Martin Harniks Zweikampfwerte: Die blau umrandeten Kreise symbolisieren die gewonnen, die weiß umrandeten die verlorenen Duelle. (Klicken zum Vergrößern, Quelle: bundesliga.de)
Weitere Statistiken
Neben seinen sechs Torversuchen, von denen vier aufs Tor gingen, steuerte er zwei Torschussvorlagen bei, von denen eine zum Führungstreffer führte. Er schlug eine Flanke, machte zwei Tacklings und fing drei gegnerische Pässe ab. In den 71 Minuten kam er auf 47 Ballkontakte und spielte 25 Pässe, von denen 72% bei seinen Mannschaftskollegen ankamen. Der kicker gab ihm die Note 3,5, sportal.de gab ihm eine 4. Aufgrund seines Assists, seiner Laufarbeit und seiner Zweikampfstärke verdiente er sich jedoch mindestens die Bewertung vom kicker. Auf seine Beurteilung wirkte es sich negativ aus, dass er, wie bereits oben erwähnt, in einigen Situationen nicht umsichtig agierte und besser positionierte Mitspieler übersah. Hätte er zweimal die Passvariante gewählt, statt selbst abzuschließen, dann wäre durchaus auch eine Note um die 2 herum in Reichweite gewesen.
Raphael Holzhauser erneut in der Startelf
Nachdem der 20-Jährige Mittelfeldspieler zuletzt gegen 1899 Hoffenheim einen großen Schritt nach vorne machte und eine seiner besten Saisonleistungen ablieferte, bekam er von Coach Bruno Labbadia erneut die Chance von Anfang an sein Können zu beweisen. Holzhauser machte über die 90 Minuten einige Sachen richtig, zeigte allerdings auch, dass er in manchen Bereichen weiterhin Defizite aufweist, was für einen Spieler seines Alters in seiner ersten Bundesligasaison allerdings nichts Außergewöhnliches ist.
Holzhauser begann neben Christian Gentner im zentralen Mittelfeld, wobei William Kvist dahinter den Part des alleinigen Sechsers übernahm und eine gute Partie absolvierte (81,8% gewonnene Zweikämpfe). Der Österreicher interpretierte seine Rolle offensiver als Gentner und spielte fast auf einer Höhe mit Martin Harnik. Holzhauser war jedoch am gesamten Spielfeld zu finden und hatte einen großen Aktionsradius, was sich auch in 11,8 Kilometer Laufdistanz niederschlägt. Obwohl er mannschaftsintern in Sachen Laufdistanz an dritter Stelle liegt, rangiert er bei den Sprints nur an neunter und bei den intensiven Läufen an sechster Position. Er hatte also relativ wenige Aktionen im hohen Tempo. Auffallend ist zudem, dass sich seine Statistiken in der zweiten Halbzeit rapide verschlechterten:
- In den ersten 45 Minuten kamen 16 Pässe an, fünf landeten beim Gegner. Im zweiten Durchgang beging er ebenso viele Fehlpässe, spielte jedoch nur vier erfolgreiche Pässe, womit er in der zweiten Halbzeit eine Fehlpassquote von 55% aufweist!
- Ein ähnliches Bild sehen wir bei seiner Zweikampfstatistik, die auch übers gesamte Spiel alles andere als berauschend ist (34,8% gewonnene Zweikämpfe). Auffallend ist jedoch auch hier, dass er nach der 50. Minute kein einziges Duell mehr für sich entscheiden konnte.
Mit seinen 1.93 Metern Körpergröße muss Holzhauser im Mittelfeld einen anderen Aufwand betreiben, als beispielsweise sein Mannschaftskollege Ibrahima Traore, der knapp über 1.70 Meter groß und mindestens 20 Kilo leichter ist. Man merkt immer wieder, dass er nicht die Luft für 90 Minuten hat und dass seine Leistung gegen Ende der Partie schwächer wird. Auch beim Gegentreffer von Markus Feulner war er es, der den Torschützen im Mittelfeld laufen ließ und nicht konsequent genug verfolgte. In der Partie gegen 1899 Hoffenheim konnte man anhand seiner Körpersprache sehen, dass er unbedingt in die Stammformation zurückwollte. Gegen den 1. FC Nürnberg wird er sich in Sachen Einstellung wieder ein wenig mehr Kritik gefallen lassen müssen. Trotz seiner guten Laufleistung hat man bei ihm nur selten das Gefühl, dass er sich für seine Mannschaft zerreißt. Es fehlt noch der letzte Biss, der unbedingte Willen die Zweikämpfe zu gewinnen und die Dynamik in seinen Aktionen. Trotz dieser Kritik, die er hoffentlich bald ausmerzen wird, muss man festhalten, dass man in einigen Momenten durchaus seine Genialität sehen kann. Er kann viel für den Spielaufbau beitragen und zeigte auch gegen den Klub in einigen Szenen seine starke Technik. Er hat die Fertigkeiten, die ein guter Bundesligaspieler braucht, muss aber noch extrem hart an seinen Mankos arbeiten, um diese in Zukunft abstellen zu können. Der kicker gab ihm für seine Leistung die Note 4, sportal.de bewertete ihn mit einer 4,5.
Stefan Karger, www.abseits.at
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