Der FC Bayern München und Robert Lewandowski (3) – Echte Verstärkung oder Luxus-Ergänzungsspieler?
Deutschland 13.März.2013 Rene Maric 2
Was will Bayern mit Robert Lewandowski? Die Experten sind sich uneins. Welche Verbesserung würde er bringen, wo wäre denn ein Unterschied zu Gomez oder Mandzukic zu sehen? Sie alle – wie auch Edin Dzeko – gelten vielerorts als ähnliche Stürmertypen. Wieso scheinen sich also viele bayernnahe Prominente und die Gerüchtelage so sicher sein?
Wir vergleichen Lewandowski in dieser Serie mit den zwei aktuellen Stammstürmern des FC Bayern und auch mit einem Akteur aus der englischen Premier League, der bei den Bayern im Gespräch war und nun als potenzieller Nachfolger von Lewandowski gilt. Sein Name: Edin Dzeko. In der folgenden Betrachtung werden sie in ihren Fähigkeiten verglichen; wir begeben uns in dieser mehrteiligen Serie auf die Suche nach der Ursache für das angebliche Bayerninteresse.
Eigenschaft 5: Hohe Ballverarbeitung und Kopfballstärke
Wie schon im letzten Teil erwähnt, werden insbesondere Dzeko und Lewandowski als Anspielstationen nach langen Bällen gesucht. Besonders bei Lewandowski nimmt das einen wichtigen Part in seinem und dem gesamtmannschaftlichen Spiel ein. Auch bei den Bayern wurde dieses taktische Mittel in dieser Saison vermehrt genutzt – denn Mario Mandzukic ist in dieser Beziehung einer der wenigen Stürmer Europas, der Robert Lewandowski ebenbürtig oder vielleicht sogar überlegen ist.
Bei den bestrittenen und gewonnenen Luftzweikämpfen pro 90 Minuten (alle Werte sind übrigens auf 90 Minuten normiert) ist er dem Dortmunder jeweils überlegen. Einzig Dzeko – auch taktisch bedingt in seiner Rolle als Joker – ist ihm in dieser Wertung in der laufenden Saison überlegen. Doch wie sieht es mit der Erfolgsquote aus?
Beeindruckend: Mandzukic ist in diesem Vergleichswert in den letzten zwei Jahren jedem anderen Spieler klar überlegen. Auffallend sind aber auch die Schwankungen der anderen Spieler. Gomez leidet statistisch unter seiner geringen Spielzeit, bei Lewandowski ist es vermutlich die hohe Distanz zu seinen Mitspielern und viele ungenaue Befreiungsschläge, die ihn in dieser Kategorie schwächer machen. Immerhin gilt er als herausragend bei der Ballverarbeitung in der zweiten Etage, obwohl die Statistik gegen ihn spricht.
Dabei muss bedacht werden, dass bei der Datenerfassung zumeist nur bewertet wird, wer als Erster zum Kopfball kommt. Wohin dieser geht, was mit dem Ball danach geschieht oder wie der Gegner bei vermeintlich verlorenen Luftzweikämpfen behindert wird, wird nicht erfasst. Einer von vielen kritisierten Punkten der Kritiker von Statistiken im Fußball.
Lewandowskis Stärken beinhalten eben was nach eroberten Bällen geschieht. Zwar ist er in der Luft allgemein nicht so stark wie Mandzukic, kann den Ball aber, wenn er ihn denn gewinnt, besser zu Boden bringen und behaupten. Geht es also um die reine Kopfballstärke im gegnerischen Strafraum, so geben die obigen Statistiken einen verlässlichen Eindruck. Ansonsten aber nicht, weswegen man die mediale Einschätzung (und auch die seines Trainers) zu Lewandowski nicht als falsch abtun sollte.
Somit kann konstatiert werden, dass Mandzukic als Anspielstation bei Flanken der Stärkste der vier sein dürfte. Dicht gefolgt von Edin Dzeko und Mario Gomez, während Lewandowski in der Luft eher über seine körperliche Robustheit und Koordination kommt, als über Lufthoheit. Bei der Ballverarbeitung hoher Bälle ist er aber mit Mandzukic der stärkste, Gomez ist hier – wie schon bei der Ballannahme – schwächer. Dzeko befindet sich in dieser Reihung dazwischen.
Eigenschaft 6: offensive und defensive Polyvalenz
Als nächster Aspekt sollten die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten der jeweiligen Spieler bedacht werden. Dabei kann man dies natürlich auf die Positionen beziehen. Robert Lewandowski spielte bereits als Halbstürmer bzw. als offensivster Mittelfeldspieler in einem 4-2-3-1, während Mario Mandzukic beim VfL Wolfsburg oftmals als Flügelstürmer aufgeboten wurde. Edin Dzeko und Mario Gomez sind hingegen nicht nur eher klassische Mittelstürmer, sondern können im Grunde nur die Position als Mittelstürmer besetzen; dabei ist es ihnen aber positiv anzurechnen, dass sie kaum Leistungseinbußen zeigen, wenn sie in verschiedenen Systemen wie etwa einem 4-2-3-1, 4-4-2 oder 4-3-3 als Mittelstürmer agieren.
Doch das Attribut Polyvalenz ist weiter gestrickt und betrifft nicht nur die positionelle Flexibilität. Ein polyvalenter Spieler kann seine Position auch auf unterschiedliche Art und Weise interpretieren oder situativ die Position eines Mitspielers übernehmen.
Und in diesem Aspekt gibt es wohl die größte Überlegenheit Lewandowskis und mit Abstrichen Mandzukics gegenüber Gomez und Dzeko. Lewandowski kann als klassischer Mittelstürmer agieren, er kann sich im Aufbauspiel zurückfallen lassen oder weicht auf die Flügel aus. Ähnliches gilt für Mandzukic. Die beiden übernehmen diese Position sogar nach Ballverlusten situativ fix. Mandzukic sorgt dadurch auch für die hohe Stabilität der Münchner Bayern im defensiven Umschaltspiel.
Immer wieder weicht er im Ballbesitz auf den Flügel aus und verharrt dort, wenn der Ball verloren wird. Doch damit nicht genug verhält er sich dann auch richtig für die jeweilige Position, sichert seine Räume gut ab, übernimmt – wenn nötig – aufrückende Außenverteidigers des Gegners und ist defensiv alles andere als eine potenzielle Schwachstelle. Diese Stärke zeichnet Lewandowski im Vergleich zu den anderen Spielern merklich aus.
Rene Maric, abseits.at
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