Wacker Innsbruck empfing zuhause eine der stärksten Rückrundenmannschaften, nämlich den Wolfsberger AC. Es war eine sehr unangenehme Aufgabe für die Innsbrucker, die sich auf... Ein Spiel mit vielen unterschiedlichen Phasen – WAC besiegt Wacker Innsbruck 3:2

Maria Ynclan Jacobo (Wolfsberger AC, WAC)Wacker Innsbruck empfing zuhause eine der stärksten Rückrundenmannschaften, nämlich den Wolfsberger AC. Es war eine sehr unangenehme Aufgabe für die Innsbrucker, die sich auf dem letzten Tabellenplatz befinden. Neben spielerischer und taktischer Überlegenheit, welche im Spielverlauf allerdings phasenweise zu ihren Gunsten kippten, hatten sie auch mit Pech zu kämpfen.

Frühe Verletzungen und mögliche taktische Auswirkungen

Bereits in der zehnten Minute musste Wacker Innsbruck wechseln – dieses Mal in der Innenverteidigung. Sieben Minuten später verletzte sich Torhüter Safar schwer und musste ersetzt werden. Für Trainer Roland Kirchler gab es mehrere Probleme, die er in kurzen Abständen bewältigen musste.

Einerseits lag man nach einem Gegentor in der dritten Minute bereits hinten. Würde er also seine erste Auswechslung aus Stabilitätsgründen mit einem positionsgetreuen Wechsel vornehmen und eine womöglich wichtige Wechseloption für die Offensive verlieren oder würde er bereits jetzt in die Offensive schalten? Kirchler entschied sich wohl für das Richtige.

Innsbruck - AufstellungEr zog den Sechser, Marco Kofler, nach hinten und stellte ihn auf seine gelernte Innenverteidiger-Position. Statt dem verletzten Dario Dakovic brachte er Marcel Wernitznig, einen Flügelstürmer. Das ursprüngliche 4-2-3-1 mit einer defensivorientierten Doppelsechs, bestehend aus Kofler und Abraham, wurde somit etwas gelockert. Stattdessen spielte Merino auf der Acht, vorne gab es eine flexiblere Dreierreihe und Abraham sicherte verstärkt ab.

Wenige Minuten gab es die nächste Verletzung bei Wacker. Der Torwart musste ausgetauscht werden. Hier gibt es keine solchen taktischen Bedenken, aber dennoch wirkt sich der Wechsel Torwart für Torwart in dieser Situation drastisch auf die spätere Ausrichtung aus.

Mit einem neuen Torwart gibt es zum Beispiel unter Umständen ein verändertes Spiel in der Abwehr. Jeder Torwart hat unterschiedliche Stärken und Schwächen, in denen die Ausprägung variiert. Zusätzlich hatte Kirchler von der 17. bis zur Schlussminute nur noch eine einzelne Wechseloption, die er in der 70. Minute für einen neuen Stürmer aufbrauchte. Keine einfache Situation für einen Trainer, welche aber ordentlich gelöst wurde. Auch wegen taktischer Anpassungen ohne Veränderungen in der Aufstellung wurde Wacker in der zweiten Hälfte etwas stärker.

Höhere Offensivorientierung sorgt für Druck

Wolfsberger AC - AufstellungWegen des Rückstandes musste Wacker natürlich offensiver spielen. In der zweiten Halbzeit taten sie dies und lebten auf. Sie rückten nun kollektiver auf, auch Abraham als nominell tiefster Mittelfeldspieler beteiligte sich an den Angriffen und sie konnten sich dadurch vereinzelt in der gegnerischen Hälfte festsetzen.

Dabei profitierten sie natürlich auch vom Gegner, der sich seinerseits von der Führung beeinflussen ließ. Der WAC verlegte sich nicht nur aufs Kontern, sondern agierte tiefer, um diese Räume zu ermöglichen. Problematisch war aber die Passivität, weswegen Innsbruck letztlich mehr vom Spiel hatte. Allerdings fehlte es den Gastgebern trotz der zeitweisen Überlegenheit an zündenden kreativen Ideen und Präzision im letzten Spielfelddrittel; viele Chancen wurden auch noch kläglich vergeben oder nicht ordentlich zu Ende gespielt.

Immer wieder scheiterten ihre Angriffe am Bespielen des Sechzehners oder dem Abschluss selbst. Fast bezeichnend war es, dass beide Tore des Gastgebers nach einer Ecke fielen und nicht aus dem Spiel heraus. Diese Schwäche in der Offensive ist einer der Gründe, wieso Innsbruck so tief im Abstiegskampf steckt. Ihnen fehlt es nicht einmal so sehr an individuell starken Spielern in der Offensive, sondern viel mehr an gruppentaktischen Spielzügen und Harmonien.

Beispielweise können die Flügelstürmer trotz ihrer flexiblen Positionen zu leicht voneinander isoliert werden und kombinieren selten miteinander nach vorne. Es fehlt einerseits die effektive Unterstützung der Außenverteidiger, wodurch die Gegner sich enger ziehen können und selbst bei passiver Spielweise etwas Druck ausüben können. Andererseits fehlt es im Spiel nach vorne an einer kreativen und gleichzeitig stabilen Organisation aus dem defensiven Mittelfeld.

Merino wird hier selten eingesetzt, ist wohl aber auch zu unkonstant und instabil in dieser Rolle. Wallner vorne ist zwar ein enorm listiger, technisch sauberer und abschlussstarker Stürmer, aber auch er ist nur selten eine effektive Anspielstation für komplexes Kombinationsspiel im letzten Spielfelddrittel. Hinzu kommen natürlich die Probleme in der Defensive.

Abermals schwache Staffelung ermöglicht WAC ihr Spiel

Einmal mehr mangelte es Wacker an einer ordentlichen Staffelung in der Defensive. Der WAC nutzte dies aus und profitierte dabei zusätzlich von ihren Stärken; dem Einrücken der ballnahen Flügelstürmer, während der ballferne breit bleibt. Sie konnten dadurch interessante Dynamiken erzeugen und waren auch über Seitenwechsel oder Dribblings gefährlich. Auch die Außenverteidiger und die defensive Stabilität nach Ballverlusten profitierten davon.

Nicht von ungefähr waren die Flügelstürmer an jedem Tor beteiligt und ein Außenverteidiger ebenfalls. Mihret Topcagic in der Mitte bewegte sich einfach dementsprechend und war Nutznießer von abermals guten Leistungen der Flügelstürmer Kerhe und Jacobo, die sinnbildlich für den Aufwind beim WAC stehen. Sie können beide gut dribbeln, überzeugen auch defensiv (an guten Tagen), können sowohl in die Mitte ziehen als auch entlang der Seitenauslinie zur Grundlinie durchgehen.

Staffelung

Eine Schlüsselszene war wohl folgendes. Hier sieht man mehrere Probleme Wackers auf einmal und letztlich sollte diese Fehlorganisation zu einem Gegentor führen.

  • Offener Zwischenlinienraum: Keiner sichert hinter der aufgerückten Mittelfeldreihe ab, die Verteidiger bleiben eher tief.
  • Kein ordentliches Linienspiel: Die Abseitsfalle geht nicht nur nicht auf, die Abwehrreihe steht in der Horizontale total verschoben zueinander.
  • Kein Druck auf den Ballführenden: Nach einem Foul, welches einen Vorteil zufolge hatte, wird kein weiterer Druck ausgeübt, sondern der Ballführende kann einen langen Pass problemlos spielen.
  • Schwache Breitenstaffelung: Die Schnittstelle ist weit offen, ohne es sein zu müssen. Man orientiert sich auf den freien und breiten Flügelstürmer, aber macht dies nur halb – wodurch man sich neue Probleme schafft.
  • Mangelnde Konzentration: Die Spieler scheinen abgelenkt und nicht aufs Spielgeschehen konzentriert, wenn man sich die Sichtfelder ansieht.

Die mangelnde Staffelung und das schwache Positionsspiel wurden von uns bereits in der Analyse gegen Red Bull Salzburg angemerkt.

Fazit

Ein Spiel mit vielen Toren und unterschiedlichen Phasen. Wacker hätte sich phasenweise sogar das Unentschieden oder gar einen Sieg verdient gehabt, doch letztlich geht der WAC als vermeintlich souveräner Sieger dank einer deutlich besseren Chancenverwertung vom Platz und stürzt Wacker weiter in den Abstiegskampf.

Rene Maric

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