In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht... Toranalyse zur 29. Runde der tipp3-Bundesliga | Schütz, Sukuta-Pasu, Grünwald

BundesligaIn dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder  taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 29. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Daniel Schütz (Wacker Innsbruck), Richard Sukuta-Pasu (Sturm Graz) und Alexander Grünwald (Austria Wien) unter die Lupe.

 

Admira Wacker Mödling – FC Wacker Innsbruck 2:2, Daniel Schütz (46. Minute)

Der Abstiegsgipfel zwischen der Admira und Wacker Innsbruck war ein äußerst intensives Spiel mit enorm vielen Zweikämpfen und zahlreichen Toren. Denn mit einem 4:3-Sieg verschafften sich die Maria Enzersdorfer Luft im Kampf um den Klassenerhalt. Die sieben Tore dieser Partie fußten aber fast ausschließlich auf dem Faktor „Zufall“ oder wurden mit einfachen Mitteln erzwungen. So bleibt lediglich das zwischenzeitliche 2:2 durch Daniel Schütz zu analysieren.

Ausgangspunkt ist ein Einwurf, den Christian Schilling (grün) ausführt. Die Admira steht im Großen und Ganzen in richtiger Ordnung. Im Zentrum hat man gegenüber den Tiroler Stürmern die Überzahl, auf der aktiven Seite einen Spieler, der den Einwerfer übernehmen könnte. Dennoch fehlt den Gastgebern in weiterer Folge der Zugriff, da sie zu weit vom Gegner wegstehen, unter anderem auch von Schilling.

Der Grund dafür ist die hier sichtbare dreifache Besetzung des Flügels aufseiten der Innsbrucker, aufgrund derer Tomas Abraham (weiß) völlig freisteht. Dies führt bei den Admiranern zu Zuordnungsproblemen. Im obigen Bild erkennt man, dass Stefan Schwab (blau) Richard Windbichler (rot) auf den freien Innsbrucker hinweist. Dadurch verliert dieser den Blick für den Ball und das Spiel um ihn herum.

Lukas Hinterseer (schwarz) lässt den Ball zu Christopher Wernitznig prallen. Dadurch verschiebt sich der Schwerpunkt und der Fokus auf den Flügel – was man vor allem anhand der Blickrichtungen der verteidigenden Spieler erkennen kann. So kommt Schilling ungestört ins Zentrum, wo ihm Roman Wallner den Ball per Brust ablegt. Zwar geht der erste Versuch nicht ins Netz, aufgrund der vorangehenden Abläufe wurde aber erzwungen, dass sich der linke Außenverteidiger der Admira (orange) stärker ins Abwehrzentrum orientieren muss. Dadurch ist Schütz (gelb) eher am Ball und kann ausgleichen.

SK Sturm Graz – FK Austria Wien 1:0, Richard Sukuta-Pasu (43. Minute)

Im Spitzenspiel der Runde trennten sich Sturm Graz und Austria Wien 1:1, wodurch die Veilchen im Titelkampf erneut Punkte liegen ließen. Beim Führungstreffer der Gastgeber wurde ihnen ihre offensive Ausrichtung zum Verhängnis. Demgegenüber stand eine Elf, deren Formation Peter Hyballa leicht abänderte. Anstatt eines klassischen 4-4-2 baute der Deutsche auf das weitverbreitete 4-2-3-1 mit Haris Bukva als Zehner. Auch das hatte beim elften Saisontor von Richard Sukuta-Pasu prägenden Charakter.

Ein Merkmal im Offensivspiel der Austria ist, dass die Außenverteidiger extrem weit aufrücken um für Breite zu sorgen – hier sieht man das anhand der Position von Fabian Koch (weiß). So können die Flügelspieler das Zentrum überladen – hier: Alexander Gorgon, der mit dem Ball den Weg in den Strafraum sucht. Zu bemängeln ist den Gästen allerdings die Staffelung, weswegen sie mit fünf Spielern nahezu auf einer Linien stehen und dadurch Ballverluste kaum absichern können.

Die Grazer stehen hingegen außerordentlich gut – Druck auf den Ball von vorne und hinten – und können Gorgon das Leder abjagen. Aufgrund der schlechten Raumaufteilung muss in der Folge James Holland, der einzige violette Sechser, rausrücken, was Bukva (blau) in die Karten spielt und die zentrale Achse entbößt.

Mit einem einfachen Doppelpass zwischen Sukuta-Pasu (gelb) und Florian Kainz wird Holland (rot) ausgespielt, während Bukva im Zentrum viel Platz hat. Dieser rührt neben der oben erwähnten Tatsache zum einen vom Herausziehen Kaja Roguljs durch Sukuta-Pasu und zum anderen von der extrem tiefen Stellung von Manuel Ortlechner (schwarz). Hätten die Grazer mit einem Zweiersturm gespielt, hätte sich Ortlechner vermutlich um den zweiten, höher spielenden Angreifer gekümmert. So kann Bukva aber aus der Tiefe heraus mit Tempo und unbedrängt nach vorne laufen.

Selbst als Bukva an den Ball kommt ist Ortlechner noch zu weit weg um in den Zweikampf zu gehen, deshalb muss er abwartend nach rechts verschieben. Das wiederrum öffnet den zentralen Raum für Sukuta-Pasu, der mittels einfachen Kreuzens Hollands Druck von hinten unterbindet und aufgrund seiner physischen Vorteile gegenüber Rogluj schneller am Strafraum ist. Mit einem trockenen Abschluss erzielt er dann das 1:0.

SK Sturm Graz – FK Austria Wien 1:1, Alexander Grünwald (66. Minute)

Die andere, positive Seite der Offensivphilosophie der Austria erkannte man hingegen beim Ausgleich durch Alexander Grünwald. Zwar fiel er aufgrund eines umstrittenen Elfmeters und der Torschütze ist in der Entstehungsgeschichte kaum beteiligt, dennoch lohnt sich ein Blick auf diese.

Die Austria erobert im Mittelfeld den Ball, der hier von Holland (blau) geführt wird. Davor stehen bereits vier Spieler, die auf eine solche Aktion zockten. Holland kann sich gegen seinen Gegenspieler durchsetzen und die Wiener haben die Möglichkeit in Überzahl zu kontern, da Sturm lediglich die Viererkette hinter dem Ball hat. Ebenfalls erwähnenswert sind die getauschten Rollen von Mittelstürmer Philipp Hosiner (gelb) und Marko Stankovic (schwarz), was den Gegner zusätzlich vor Probleme stellen soll. Es folgt allerdings ein mustergültiges Verteidigungsverhalten der Blackies.

Milan Dudic (weiß) verschiebt nach vorne, Nikola Vujadinovic (grün) und Martin Ehrenreich (rot) ziehen sich dahinter zusammen. Aufgrund dieser Dreiecksbildung ist die Mitte zugestellt und die Wiener werden auf die Seite abgedrängt. Dort haben diese zwar die nominelle Überzahl, allerdings ist dort eine Balleroberung in aller Regel leichter, zumal gerade auf der rechten Seite David Schloffer schon nahe an Hosiner dran ist. Außerdem erkennt man, dass die Austria in dieser Szene besser gestaffelt steht als beim ersten Tor, wodurch aber die vorher erwähnte Überzahl aus der Hand gegeben wird.

Hier sieht man das Resultat der guten Defensivabläufe. Sturm steht scheinbar kurz vorm Ballgewinn, da sie zu viert großen Druck auf den Ballführenden ausüben. Hosiner wird dadurch noch weiter nach außen abgedrängt und hat nicht die Möglichkeit torgefährlich zu werden. Allerdings geht Ehrenreich anschließend relativ unbedacht in den Zweikampf gegen den Topscorer, der dieses Geschenk dankbar annimmt, zu Boden geht und das Beste aus der Situation macht.

Bildquelle: http://www.laola1.tv/

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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