Sergio Ramos und Mats Hummels: Wieso die beiden Innenverteidiger gestern die Besten waren
Champions League 1.Mai.2013 Daniel Mandl 1
Borussia Dortmund hat es geschafft. Die Schwarz-Gelben stehen im Finale der UEFA Champions League. Wie schon nach dem Hinspiel betrachten wir auch heute wieder die Leistungen einzelner Spieler, deren Leistungswerte und –statistiken Bände sprechen.
Den Dortmunder Spielern sah man gegen Ende des Spiels bereits die Erschöpfung an. Dadurch wurde man auch müde im Kopf und ließ doch noch zwei Real-Tore zu. Betrachtet man die Laufstatistiken der Spieler, wundert dies jedoch nicht. Dadurch, dass Robert Lewandowski nicht als antizipativer Stürmer agierte, sondern als klassischer Entlastungsstürmer, mussten andere im Mittelfeld mehr Meter zurücklegen als sonst. Lewandowski bewegte sich an vorderster Front in die Breite, band die spanischen Verteidiger und musste – anders als etwa Mario Gomez im Hinspiel der Bayern gegen Barcelona – nicht konsequent hinter den Ball kommen, sondern die Dortmunder Präsenz in einer höheren Zone aufrechterhalten.
Drei Dortmunder jenseits der 12-Kilometer-Marke
Einer der „Leidtragenden“ dieser Spielweise war etwa Lewandowskis Landsmann Jakub Blaszczykowski. Der 27-Jährige legte auf seiner rechten Außenbahn 12,4 Kilometer zurück. Borussen-Trainer Klopp meinte nach dem Spiel, dass der Pole gefühlt seit der 35.Minute im körperlich roten Bereich war. Doch mit dieser läuferischen Kraftleistung war „Kuba“ nicht alleine: Ilkay Gündogan legte 12,2 Kilometer zurück, Marco Reus gar 12,8. Auch die Außenverteidiger Piszczek und Schmelzer waren mit 11,9 und 11,8 Kilometern nicht gerade lauffaul. Und Lewandowski? Der legte ebenfalls sensationelle 10,6 Kilometer zurück und war seiner Mannschaft ein mehr als wertvoller Prellbock.
Viele Pässe, starkes BVB-Spiel gegen den Ball, abgemeldeter Ronaldo
Zum Vergleich Real Madrid: Cristiano Ronaldo lief von allen „Königlichen“ am meisten: 11,3 Kilometer. Gefolgt wird er von Luka Modric (11,1) und Mesut Özil (11,0). Statt den eigenen Kickern ließ Real lieber den Ball laufen und somit kamen unterm Strich drei Spieler auf mehr als 100 Ballkontakte. Modric (105) führt diese Wertung vor Sergio Ramos (104) und Özil (101) an. Die gezählten 81% Passgenauigkeit waren jedoch zu wenig, sind außerdem ein Zeichen dafür, dass Dortmund die Madrilenen immer wieder perfekt in ihrem Spiel störte. Speziell Cristiano Ronaldo wurde stark aus dem Spiel genommen: Der Portugiese kam auf 65 Ballkontakte und 40 Pässe, von denen aber nur 21 an den Mann kamen…
Ramos als Rauhbein…
Eine umstrittene Figur im Spiel war der 27-jährige Real-Verteidiger Sergio Ramos, der eine Art Leibgendarm für Robert Lewandowski mimte. Dies war es auch, auf das er während und nach dem Spiel reduziert wurde. Man sah Ramos‘ harte Attacken, die die Grenze zur Unfairness mehrmals überschritten und so mancher fauchte nach seinem Treffer zum 2:0, dass er zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr auf dem Platz hätte stehen dürfen. Betrachtet man die Leistung des spanischen Welt- und Europameisters nüchtern, kommt man aber zu dem Schluss, dass er eine absolut sensationelle Partie spielte.
….und mit einer der besten Leistungen der Champions-League-Saison!
Ramos spielte in den 90+ Minuten 79 Pässe bei einer Genauigkeit von 81%. Nur Luka Modric spielte einen Pass mehr. Beeindruckender Nebeneffekt von Ramos‘ Passstatistik ist, dass er 13 lange Bälle spielte, von denen wiederum elf an den Mann kamen. Kein Real-Spieler schoss häufiger aufs Tor als Ramos, mit sechs gewonnenen Luftduellen war er der zweitbeste Kopfballspieler auf dem Platz (Varane gewann sieben). Während Ramos dreimal foulte (obwohl er eine enorm schwierige Partie gegen einen giftigen Lewandowski zu spielen hatte), war er selbst mit sechs erlittenen Fouls der meistgefoulte Spieler auf dem Platz. Er konnte weiters fünf Balleroberungen und sechs effektive Rettungstaten bei offenen Bällen verbuchen. Kurzum: Ramos mutete rustikal an, machte aber alles richtig, was man richtig machen konnte.
Hummels cool wie bei der Morgengymnastik
Sein Pendant in Schwarz-Gelb war einmal mehr Mats Hummels. Alleine die Körpersprache des 24-Jährigen sprach Bände. Speziell in der hektischen Anfangsphase der ersten Halbzeit blieb Hummels enorm ruhig und seine Coolness erinnerte eher an lockere Morgengymnastik als an eine hitzige Drangperiode der Heimmannschaft im Estadio Santiago Bernabeu. Hummels räumte alles weg, was kam und tat dies mit einer Selbstverständlichkeit, die auf diesem Qualitätslevel ihresgleichen sucht. Er war der Herr über die Abseitsfalle der Dortmunder und konnte den Ball 19-mal klären, wobei er daraufhin 12-mal bei einem Mitspieler landete. Alle fünf weiten Pässe, die Hummels spielte, kamen an den Mann. Der Schnitzer aus dem Hinspiel ist nach dem erfolgreichen Rückspiel nun endgültig vergeben und vergessen – auf diesem Leistungslevel zählt Mats Hummels definitiv zu den besten modernen Innenverteidigern weltweit.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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