Seit vergangenem Dienstag ist es fix: Red Bull Leipzig, offiziell RasenBallsport Leipzig, krönte sich drei Spieltage vor Schluss zum ungeschlagenen Champion der deutschen Regionalliga... RB Leipzig ist Meister – heute erfährt Deutschlands Red-Bull-Team seinen Relegationsgegner!

RB Leipzig (Red Bull Leipzig, RasenBallsport Leipzig)Seit vergangenem Dienstag ist es fix: Red Bull Leipzig, offiziell RasenBallsport Leipzig, krönte sich drei Spieltage vor Schluss zum ungeschlagenen Champion der deutschen Regionalliga Nordost. Dem Aufstieg in die 3.Liga steht nun nur noch die Relegation im Wege.

Was in Österreich schon seit einigen Jahren alle heiligen Zeiten zum Thema wird, ist in Deutschland noch ziemlich neu. So manches deutsche Blatt ist über die Umschiffung der deutschen 50+1-Regelung durch die Sachsen-Abteilung des Red Bull Konzerns entsetzt. Die „Welt“ schreibt symbolträchtig, dass Hoffenheim gegen RB ein Traditionsverein sei. Doch wie geht es nun in der Praxis mit dem Retortenteam mit österreichischen Wurzeln weiter?

Titel und trotzdem nicht durch

Zunächst sei festgestellt: Der Meistertitel in der Regionalliga Nordost ist noch nicht gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die 3.Liga. Die Regionalligameister müssen zunächst in die Relegation. Die Leipziger erfahren heute, in der Halbzeit des Spiels gegen den FSV Zwickau, gegen welchen Gegner es um die Wurst geht.

Die möglichen Gegner der Leipziger Bullen:

  • RL Nord: Holstein Kiel (zwei Runden vor Schluss drei Punkte Vorsprung auf TSV Havelse und ein Spiel weniger)
  • RL West: Sportfreunde Lotte (drei Runden vor Schluss vier Punkte Vorsprung auf Fortuna Köln)
  • RL Bayern: TSV 1860 München II (drei Runden vor Schluss sieben Punkte Vorsprung auf FC Bayern München II)
  • RL Südwest: Hessen Kassel (fünf Runden vor Schluss vier Punkte Vorsprung auf den SV Elversberg)
  • RL Südwest: Hier ist auch der Vizemeister relegationsberechtigt. Der SV Elversberg hat derzeit vier Punkte Vorsprung auf Waldhof Mannheim, fünf auf 1.FC Kaiserslautern II und sechs auf Eintracht Trier.

3.Liga hart, aber womöglich sogar „leichter“

Würde der Aufstieg in die 3.Liga gelingen hießen die Gegner in der neuen Spielklasse etwa Hansa Rostock, Unterhaching, Burghausen, Regenburg oder Sandhausen. Auch wenn die 20er-Liga eine Knochenmühle ist und einige harte Brocken mit sich bringt, ist weitgehend die Meinung verbreitet, dass der Aufstieg von der 3.Liga in die zweite deutsche Bundesliga „einfacher“ ist, als der mühsame Weg durch die Regionalliga inklusive Relegation, wo schließlich auch der Meistertitel noch keine Garantie für einen Aufstieg ist.

Finanzstärke

RB Leipzig hätte in der 3.Liga zudem große finanzielle Vorteile. Vereine mit großem Fanpotential, wie etwa der FC Hansa Rostock, haben Geldprobleme, müssen mit lokaler Mitgliederanwerbung und Fanakquise versuchen, den Verein auf gesündere Beine zu stellen. RB Leipzig will keine Mitglieder – es soll natürlich niemand in den Red-Bull-Teams mitbestimmen dürfen. Fans kann man mit den richtigen Marketingaktionen ins Stadion lotsen, auch wenn die Identifikation mit dem Leipziger Verein aus verschiedenen Gründen noch weniger Basis hat, als die mit dem Salzburger Pendant.

Hypermodernes Trainingszentrum, zweite Ausbaustufe

Mit den kulturellen Aspekten des Fußballgeschäfts will man sich auch in Leipzig nicht allzu sehr auseinandersetzen. Man setzt lieber auf greifbare Professionalität: Bis Sommer 2015 geht die zweite Ausbaustufe des neuen Trainingszentrum der Leipziger über die Bühne. Das Herzstück des Zentrums ist ein 15.000m² großes Gebäude mit Internat, Trainingsräumen, Indoorlaufbahn und Medienzentrum. Das Ganze natürlich im architektonisch dynamisch-flotten Red-Bull-Design. Die Profimannschaft, sowie die 15 Nachwuchsteams werden künftig in einem Trainingszentrum von Europaklasse an sich arbeiten.

TV-Präsenz und andere Transferwirkung

Es ist kein Geheimnis, dass RB Leipzig mittelfristig in die deutsche Bundesliga will. Das 2004 neu gebaute Zentralstadion heißt bereits Red Bull Arena und der Bau des modernen Trainingszentrums zeugt von nachhaltigen Überlegungen. Was in einer möglichen Drittligasaison dazukommt, ist die Tatsache, dass sich erstmals das Fernsehen regelmäßig mit RB Leipzig auseinandersetzen wird. Während die Regionalliga in der Berichterstattung weitgehend übergangen wird, herrscht in der 3.Liga bereits größere Präsenz – und daher wird RB Leipzig im Falle eines Aufstiegs andere Spieler an Land ziehen können, als in der Regionalliga.

Neue Spieler – vielleicht auch aus Salzburg?

Im Fanforum des Noch-Regionalliga-Klubs taucht bereits so mancher Spielername auf, an dem RB Leipzig Interesse haben soll. Der flexible Angreifer Dennis Mast vom Halleschen FC ist einer davon, aber auch Kapazunder wie Tobias Weis von der TSG 1899 Hoffenheim sollen einem Wechsel in die 3.Liga theoretisch nicht abgeneigt sein. Ähnlich wird es sich da mit Salzburger Leistungsträgern verhalten. Der Wechsel eines Red-Bull-Salzburg-Spielers nach Leipzig würde für den Kicker nicht mal einen Wechsel des Arbeitgebers bedeuten. Angesichts dessen, dass der schnelle Durchmarsch in Liga 2, wo es immerhin Live-TV-Fußball und noch bessere Chancen auf Top-Transfers geben wird, dem Konzern wichtiger ist, als ein österreichischer Meistertitel, ist die eine oder andere Spielerrochade zwischen den Red-Bull-Teams nicht unwahrscheinlich.

Relegations-Auslosung live auf MDR

Ein Aufstieg der Leipziger würde die unmittelbaren Prioritäten im Fußballprojekt von Red Bull stark verschieben. Es kommt nicht von ungefähr, dass das bereits erwähnte, gewaltige Trainingszentrum in Leipzig und nicht in Salzburg gebaut wurde. Daher lohnt sich einerseits ein Blick auf die Auslosung, die auf MDR online heute ab ca. 14:15 Uhr livestreamed wird, andererseits auch auf die beiden Spiele, die am 29.Mai und am 2.Juni ausgetragen werden. Der Ausgang dieser Spiele hat auch indirekte Auswirkungen auf Entwicklungen des Red-Bull-Fußballprojekts in Österreich. Bei RB Leipzig ist Kapitän und Toptorjäger Daniel Frahn derzeit mit einem Bändereinriss außer Gefecht, wird konservativ behandelt, nicht operiert und hofft zu den Relegationsspielen wieder fit zu sein. Frahn erzielte bisher 20 Saisontreffer und bereitete 12 vor.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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