Drei schnelle Tore ebnen Weg zum Titel – Austria Wien ist österreichischer Meister!
Bundesliga 23.Mai.2013 Alexander Semeliker 0
Der FK Austria Wien ist österreichischer Meister! Mit einem Sieg gegen den SV Mattersburg setzten sich die Veilchen die Krone des heimischen Fußballs auf. In der heimischen Generali-Arena ließen sie nichts anbrennen und führten dank der Tore von Alexander Gorgon, Markus Suttner und Tomas Jun bereits nach zwölf Minuten mit 3:0. Ein weiterer Treffer von Gorgon besiegelte schließlich den klaren Sieg.
„Wir laufen hier sicher nicht als Requisiten herum!“, so die Ansage von SVM-Trainer Franz Lederer vor dem Anpfiff. Auf dem Platz sah man seinem Team eine derartige Haltung allerdings nicht an. Kapitale Eigenfehler führten zum schnellen Rückstand, danach machten die Burgenländer keine Anstalten, diesen zu verkürzen. Stattdessen konnte sich die Austria in Ruhe den Ball zuschieben und sich von den 12.000 Zuschauern für die überragende Saison feiern lassen.
Altbewährtes bei der Austria
Man schicke, so Peter Stöger, die Mannschaft genau so aufs Feld, wie man es in allen Spielen davor gemacht hat: mit dem Ziel, das Spiel zu gewinnen. Dementsprechend stellte der 47-Jährige sein Team in der stärksten Besetzung auf. Die 4-1-4-1-Grundformation zeigte sich wie immer sehr fluide und flexibel. Im Spielaufbau kippte James Holland wie gewohnt zwischen die Innenverteidiger ab, während die Außenverteidiger mit nach vorne gingen.
Bemerkenswert und noch stärker ausgeprägt als in den meisten Spielen waren die Rochaden der beiden Flügelspieler, was den Mattersburgern mit ihrer mannorientierten Spielweise – wie schon beim letzten Aufeinandertreffen – nicht entgegenkam. Das dominante zentrale Mittelfeld mit Florian Mader als Achter und Alexander Grünwald als Zehner sorgte für eine sichere Ballzirkulation und war primär dafür zuständig, den Ball ins Angriffsdrittel zu befördern.
Statisch besetztes 4-2-3-1
Während man bei der Austria, wie erwähnt, situativ verschiedene Formationen erkennen konnte, war dies bei den Mattersburgern quasi gar nicht der Fall. Sie agierten aus einer starren 4-2-3-1-Grundordnung heraus. Lediglich im Spiel gegen den Ball schob sich Michael Mörz neben Patrick Bürger vor, wodurch man in ein 4-4-2 überging. Dadurch stand die Doppelsechs, bestehend aus Manuel Prietl und Florin Lovin, vor einer durchaus schweren Aufgab. Denn zum einen setzten Mader und vor allem Grünwald mit Vorstößen Nadelstiche und zum anderen suchten auch die Flügelspieler ein ums andere Mal den Weg ins Zentrum.
Die markanteste Umstellung betraf allerdings die linke Außenbahn. Adnan Mravac fehlte gesperrt und wurde von Alexander Pöllhuber vertreten. Dieser Umstand legte den Eindruck nahe, dass die Mattersburger hier eine Bruchstelle aufrissen. Der Zwei-Meter-Schlaks fühlt sich nämlich in der Innenverteidigung am wohlsten.
Überladungen auf den Seiten
Dieser Eindruck sollte sich bestätigen, denn Pöllhuber war an den ersten drei Toren entscheidend beteiligt. Beim 1:0 und beim 3:0 stand er viel zu weit weg vom jeweiligen Gegenspieler, für das Foul, das zum ersten Freistoßtor von Gorgon führte, sah er sogar Gelb. Zudem stimmte die Abstimmung mit seinem Vordermann, Thorsten Röcher, überhaupt nicht. Die beiden hielten einen viel zu großen Abstand voneinander ein. Das ermöglichte der Austria, die Seite relativ einfach zu überladen.
So driftete Hosiner immer wieder ab – unter anderem zog er dadurch auch Pöllhuber beim 1:0 nach hinten. Phasenweise standen außerdem auch noch beide Flügelspieler in Ballnähe, was es der Austria dank ihrer Ballsicherheit ermöglichte, sich mit kurzen Pässen vom Druck des Gegners zu lösen. Man erkennt dies im nebenstehenden Bild. Neben den ballnahen Passdreiecken hatten sie zudem in Person des Außenverteidigers immer eine Möglichkeit um nach einer schnellen Verlagerung die ballferne Seite zu überlaufen.
Platz im Zwischenlinienraum
Daneben gab es noch einen zweiten wichtigen Aspekt, mit dem sich der SV Mattersburg das Leben selbst sehr schwer machte. Wie erwähnt, rückte Mörz im Defensivspiel vor und unterstütze Bürger im Pressing gegen die situativ entstandene FAK-Dreierkette. Allerdings fehlte den beiden jegliche Rückendeckung, wodurch sie einfach zu umspielen waren.
In ihren Rücken liefen sich Mader und Grünwald immer wieder in den Halbräumen frei und wurden von den SVM-Sechsern kaum verfolgt. Dadurch konnten sie sich drehen und das Spiel nach vorne treiben. Doch auch in höheren Zonen fanden die Violetten immer wieder Platz zwischen den Linien. Die Burgenländer attackierten ohne mögliche Passoptionen zuzustellen – siehe rechts. Auch das geht auf das fluide Spiel der Austria zurück, den die Gäste verloren aufgrund dieser ihre jeweiligen Gegenspieler immer wieder aus den Augen.
Ruhiges Ballgeschiebe nach dem 3:0
Nachdem Jun in der zwölften Minute das 3:0 erzielte, schalteten die Favortiner zurück und verwalteten den Vorsprung. Die Mattersburger waren nur sporadisch bemüht den Spielaufbau der Austria zu unterbinden bzw. Druck auf den Ball auszuüben. So entstand zusehends ein Hin- und Herschieben des Balls quer durch die Verteidigungsreihe. Zusätzlich zu den beiden Innenverteidigern und Holland standen fortan auch die Außenverteidiger tiefer und wurden einbezogen, während die Ballkontakte bei den nominell höher spielenden Spielern zurückgingen. Das nebenstehende Diagramm liefert einen Überblick über die Aufteilung der Ballkontakte in der jeweiligen Halbzeit. Zu beachten sind insbesondere die Anstiege bei Ortlechner und Holland sowie der Rückgang bei Grünwald bzw. Roman Kienast, der nach der Einwechslung dessen Part übernahm.
Es mag kein überaus spannendes Spiel gewesen sein, aber es stand stellvertretend für die Saison der Wiener Austria. Auch gegen die vermeintlich kleinen Teams ließen sich die Veilchen nicht hängen, was Trainer Stöger besonders imponierte und so haben sie sich diesen Titel redlich verdient.
Alexander Semeliker, abseits.at
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