Uninspiriert und taktisch falsch aufgestellt – HSV geht in Dortmund 2:6 unter
Deutschland 15.September.2013 Alexander Semeliker 0
Im Spitzenspiel des fünften Spieltags empfing Borussia Dortmund dem Hamburger SV und wollte sich für die beiden Niederlagen in der letzten Saison revanchieren. Schon vor dem Spiel erwarteten sich einige viele Tore und über 80.000 Zuschauer sollten nicht enttäuscht werden. Nach einseitigen 90 Minuten gingen die Schwarzgelben schließlich als klarer Sieger vom Platz. Ein halbes Dutzend schenkten sie dem HSV ein und blicken damit auf einen makellosen Saisonstart zurück. Fünf Spiele, fünf Siege.
„Unbezwingbar gegen unberechenbar“ titelte Sky vor dem Spiel. Ein Slogan, der auf allen Ebene zutraf. Borussia Dortmund startete furios, ging schnell durch Pierre-Emerick Aubameyang und Henrikh Mkhitaryan 2:0 in Führung. Dank der Tore von Zhi Gin Lam und Heiko Westermann kam der HSV jedoch völlig überraschend zurück und konnte zwischenzeitlich ausgleichen. Danach schlossen die Norddeutschen wieder an ihre lustlose Vorstellung von davor an und bekamen dafür die Rechnung präsentiert.
Breiter BVB-Kader fängt Ausfälle auf
BVB-Cheftrainer Jürgen Klopp fehlten drei Spieler, die im letzten Jahr durchaus großen Anteil am Einzug ins Champions League-Finale hatten. Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek wird aufgrund einer Hüftverletzung erst im Winter wieder zur Mannschaft stoßen. Sein geplanter Ersatz bis dahin ist der Kevin Großkreutz. Der Dortmunder Junge bestätigte in den bisherigen Spielen die These, dass er – obwohl er von vielen unterschätzt wird – ein taktisch äußert kluger Spieler ist. Er schaltet sich immer wieder gut in die Offensive ein, lässt allerdings auch hinten kaum freie Räume für den Gegner.
Im defensiven Mittelfeld musste Klopp auf Ideengeber Ilkay Gündogan verzichten, weswegen die Doppelsechs aus der Meistersaison 2010/2011, bestehend aus Nuri Sahin und Sven Bender, begann. Umso bitterer schien der Ausfall von Jakub Blaszczykowski. Der Pole gilt als wichtiger Balancespieler am rechten Flügel, kann sowohl in Kombinationen eingebunden werden, als auch selbst über Einzelaktionen gefährlich werden – etwas, das im Spiel von Aubameyang fehlt. Der Neuzugang ist mehr von seinen Mitspielern abhängig. Kommt der letzte Pass jedoch in die richtige Zone ist er brandgefährlich, was er sowohl in diesem Spiel als auch in“ frameborder=“0″ allowfullscreen> Augsburg zeigte.
Fink überrascht mit Dreierkette
In den bisherigen fünf Saisonspielen hat HSV-Coach Thorsten Fink bereits drei verschiedene Grundformationen spielen lassen. Nachdem man im 4-2-3-1 aus den ersten drei Spielen nur einen Punkt holen konnte, stellte der 45-Jährige gegen Eintracht Braunschweig auf eine 4-4-2-Rauten-Grundordnung um und holte mit einem 4:0 den ersten Dreier. Ein wichtiger Spieler in diesem System, Milan Badelj, fiel jedoch verletzungsbedingt aus und so setzte Fink in Dortmund auf eine Dreierkette. Gebildet wurde sie aus Westermann, Johan Djourou zentral und dem Ex-Borussen Lasse Sobiech.
An der offensiven Besetzung änderte die Umstellung nur wenig. Das Sturmduo bildeten Jacques Zoua, der in erster Linie als Anspielstation für lange Bälle diente, und Maximilian Beister, den man anschließend versuchte, steil zu schicken. Dahinter begann Rafael van der Vaart als Spielmacher. Der HSV-Kapitän war vor allem für Anbindung der Offensive zuständig, musste jedoch mangels Unterstützung viele Räume alleine abdecken. Mit Dennis Diekmeier und Lam begannen zwei Spieler, die für die Außenpositionen eines 3-4-1-2 prinzipiell gut geeignet sind. Beide drängen bei HSV-Ballbesitz üblicherweise nach vorne und brauchen dementsprechend Absicherung.
Offene Halbräume und fehlende Staffelung
Ein großer Nachteil der Dreierkette ist es, dass die Seiten nur einfach besetzt sind. Im Angriffsspiel schoben Diekmeier und Lam nach vorne um Breite anzubieten, was dem BVB mit seinem starken Umschaltspiel über die Außen in die Karten spielte. Hinzukommt, dass die Dortmunder über vier offensiv ausgerichtete Spieler auf den Außenbahnen, was den HSV auf den Seiten ständig in Unterzahlsituationen brachte. Gingen die Außenspieler mit den BVB-Flügelspielern mit, blieben die Halbräume für die nachrückenden Außenverteidiger offen. So kamen die Dortmunder in der Anfangsphase neben langen Bällen hinter die Dreierkette verstärkt über die Halbräume.
Daneben brachte die Defensivordnung des HSV verbunden mit Offensivkraft des BVB ein weiteres Problem mit sich. Wie gewohnt verschob sich die Dreierkette bei Angriffen des Gegners zu einer Fünferkette, was mit einem Problem in der Staffelung einherging, zumal sich die zentralen Mittelfeldspieler davor ebenfalls zurückdrängen ließen. Dadurch konnten die Gastgeber mit einer hohen Viererkette die HSV-Befreiungsschläge relativ leicht abfangen und kamen auch zu dem einen oder anderen Abschluss im Rückraum.
Probleme beim Herausspielen aus der Dreierkette
Noch mehr Probleme hatten die Hamburger jedoch, wenn sie selbst in Ballbesitz waren und das Spiel machen mussten. Nicht nur, dass das Pressing der Dortmunder gewohnt stark war, sondern auch durch die eigenen Formation beschnitt man sich wichtiger Anspielstationen. Nachfolgend ein Beispiel dafür.
Der HSV will aus einer Dreierkette heraus das Spiel aufbauen, der BVB presst sehr aggressiv in einem 4-1-3-2, das sich daraus bildet, dass Mkhitaryan und Sven Bender nach vorne schieben. Da die HSV die Außenbahnen nur einfach besetzt hat, können die BVB-Flügelspieler einrücken, während die Außenverteidiger noch immer in Gleichzahl sind. Ein Zuspiel auf die beiden zentralen Spieler der Hamburger ist deshalb sehr riskant und würde wohl in einem Ballverlust enden, zumal die drei Aufbauspieler sehr tief stehen. Mkhitaryan läuft den linken Innenverteidiger nun so an, dass er ihn nach außen abdrängt und zu einem langen Ball zwingt.
In der obigen, linken Grafik erkennt man, dass der BVB diesen Nachteil in der Anfangsphase vermehrt ausnutzte. Erst nach dem 2:0, als der HSV wieder auf ein 4-4-2 und in weiterer Folge 4-2-3-1 umstellte, konnte man das Spiel nicht mehr so lenken. Da der HSV aber nicht mehr zulegen konnte und vor allem nach Ballverlusten nicht konsequent in die Defensive umschaltete, konnte Borussia Dortmund einen ungefährdeten Sieg einfahren.
Alexander Semeliker, abseits.at
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