Im Spitzenspiel der 17. Runde in der tipp3-Bundesliga ließ Red Bull Salzburg der SV Ried keine Chance. In der heimischen Red Bull Arena gewann... Fluidität gegen Manndeckung – Red Bull Salzburg überrollt die SV Ried

Kevin Kampl - Red Bull SalzburgIm Spitzenspiel der 17. Runde in der tipp3-Bundesliga ließ Red Bull Salzburg der SV Ried keine Chance. In der heimischen Red Bull Arena gewann der Tabellenführer nach zuletzt zwei Niederlagen mit 4:0. Zwei Treffer des wieder fitten Kevin Kampls sowie Toren von Florian Klein und Christoph Leitgeb sorgten für den elften Saisonsieg.

Nicht nur die Torverteilung sprach deutlich für die Mozartstädter, auch die Statistik untermauert ihre klare Überlegenheit: mehr Ballbesitz (54,1%), mehr gewonnene Zweikämpfe (52,6%) und mehr Torschüsse (18:8). Den Oberösterreichern ist damit die Revanche für die 0:5-Heimklatsche im September nicht gelungen.

Manndeckungen gegen Schlüsselspieler

Sowohl aufseiten der Rieder als auch bei den Salzburgern gab es im Vergleich zum damaligen Spiel ein paar Umstellungen. Red Bull-Coach Roger Schmidt ersetzte Rechtsverteidiger Christian Schwegler mit Florian Klein, der unter Woche gegen Elfsborg noch im zentralen Mittelfeld agierte. Seine Stärken lagen dabei vor allem im dynamischen Umschaltspiel. Christoph Leitgeb, der in diesem Spiel die Position in der Doppelsechs übernahm, überzeugt hingegen mit einem sicheren und kontrollierten Passspiel. Im Angriff spielte anstelle des verletzten Jonathan Soriano wieder Valon Berisha, der wie üblich hängend hinter Alan agierte und um den Brasilianer herum spielte.

Die Schlüsselspieler im Salzburger Offensivspiel findet man aber auf den Außenpositionen im Mittelfeld. Gegen die technisch starken Kampl und Sadio Mane setzten die Rieder auf Manndeckungen durch die Außenverteidiger. Kampl kam dadurch vor allem zu Beginn kaum zur Geltung, da ihn Andreas Schicker immer wieder tief in die gegnerische Hälfte folgte, sodass der Slowene sich für seine Vertikaldribblings nicht drehen konnte. Der Schlüsselspieler der Rieder in dieser Saison ist Robert Zulj, doch der Nachwuchsteamspieler konnte sich in diesem Spiel kaum in Szene setzen.

Gewohnt starkes Pressing und Gegenpressing

Zulj kam zwar auf 50 Ballkontakte, spielte aber nur die Hälfte seiner Pässe zu einem Mitspieler und gewann nur sieben von 31 Zweikämpfen (Erfolgsquote: 22,6%). Zum Vergleich: seine durchschnittliche Passquote in den Spielen davor betrug 72,7% und der Anteil an gewonnen Zweikämpfen 40,4%. In großem Ausmaß entscheidend dafür war das wieder einmal starke Pressing und Gegenpressing der Salzburger. Sie schoben ihre Verteidigungslinie in Ballbesitz hoch und wichen nach Ballverlusten nicht zurück, sondern übten sofort Druck auf den Ball aus.

Dadurch konnten die Rieder nicht kontrolliert herausspielen und verloren im zweiten Drittel meist den Ball. Besonders Stefan Ilsanker sticht in dieser Saison dabei heraus. Auch in diesem Spiel eroberte der 24-Jährige wieder zahlreiche Bälle zurück und spielte danach meist sichere, spielberuhigende Pässe. Nur Kampl wies bei den Gastgebern mit 90% eine höhere Passgenauigkeit als Ilsanker auf (82%). In den Zweikämpfen war er wie gewohnt kaum zu bezwingen (77,3% gewonnen).

Rieds Probleme im Sechserraum

Die meisten Probleme hatten die Gäste im zentralen Mittelfeld. Die Idealbesetzung auf der Doppelsechs – Sandro Wieder und Marcel Ziegl – steht Trainer Michael Angerschmid derzeit verletzungsbedingt nicht zur Verfügung, weshalb in den letzten Spielen Gernot Trauner und Oliver Kragl die wichtigen Positionen vor der Abwehr bekleiden. Letzterer agiert normalerweise als Außenverteidiger und ist dementsprechend vertikal ausgerichtet, drängt also üblicherweise nach vorne. Trauners Spiel zeigt ähnliche Züge. Für das Umschaltspiel – also eines der Merkmale der Rieder – sind diese Eigenschaften im Grund wünschenswert, für dieses Spiel waren sie aber die falschen Spielertypen.

Aufgrund des enormen Drucks der Salzburger hätte es im Zentrum vor allem Spieler gebraucht, die das Spiel beruhigen und in Drucksituationen den Ball behaupten können. Die beiden Sechser hatten aber damit, wohl auch aufgrund der fehlenden Erfahrung bzw. Grundvoraussetzung, Probleme. Ein konstruktives Aufbauspiel war Ried dadurch kaum möglich und so resultierten die einzigen nennenswerten Offensivaktionen aus langen bzw. ruhenden Bällen oder eigenen Umschaltmomenten. Doch auch das konnten die Rieder nicht so sauber aufziehen wie gewohnt.

Salzburgs Fluidität und Überladungen

Ausschlaggebend dafür war der hohe Grad der Manndeckung, denn nicht nur auf den Seiten auch im Zentrum gab es leichte Mannorientierungen. Dadurch standen die Rieder zum einen phasenweise zu weit weg um ins Gegenpressing gehen zu können, zum anderen konnte es passieren, dass sie für anschließende Konter „falsch“ positioniert waren. Die Salzburger Offensivspieler bewegten sich äußert viel und in verschiedene Richtungen, versuchten aufgrund der Probleme im Sechserraum der Rieder diesen zu überladen. Dadurch fanden sich die Spieler der Oberösterreicher auf für sie ungewöhnlichen Positionen.

Schicker verfolgte Kampl wie eingangs erwähnt bis in die Salzburger Hälfte, war deshalb einer der höchsten Spieler seiner Mannschaft. Gewannen seine Kollegen den Ball war er unentschlossen, ob er sich in die anstehende Offensivaktion einbringen sollte oder nicht. Im Zuge einer Raumdeckung wäre an seiner Stelle beispielsweise ein Flügelspieler oder der Zehner gestanden, der dann höchstwahrscheinlich für mehr Gefahr gesorgt hätte. Doch nicht nur deshalb schien das manndeckungsorientierte Konzept der Rieder nicht optimal gewesen zu sein. Mit Fortdauer der Zeit nagte dieses nämlich an den Kräften und die Salzburger Offensive konnten ihre Spritzigkeit ausspielen.

Alexander Semeliker, abseits.at

Alexander Semeliker

@axlsem

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