Toranalyse zur 20. Runde der tipp3-Bundesliga | Toth, Wolf, Liendl
Bundesliga 17.Dezember.2013 Alexander Semeliker 0
In dieser Serie sollen jede Runde parallel zu den üblichen Spielanalysen ein paar Tore hinsichtlich der Entstehung, individueller Fehler oder taktischer Feinheiten genau untersucht und analysiert werden. In der Toranalyse zur 20. Runde nimmt abseits.at die Treffer von Daniel Toth (Admira Wacker), Patrick Wolf (Sturm Graz) und Michael Liendl (WAC) unter die Lupe.
Admira Wacker Mödling – FC Wacker Innsbruck 1:0, Daniel Toth (39. Minute)
Der FC Admira Wacker Mödling ist drauf und dran die rote Laterne loszuwerden. Im Kellerduell gegen Wacker Innsbruck setzten sich die Niederösterreicher mit 3:0 durch und haben eine Runde vor der Winterpause nur mehr zwei Punkte Rückstand auf die Tiroler, die sich nach dieser Niederlage von Trainer Roland Kirchler trennten. Beim ersten Gegentreffer offenbarten die Gäste große gruppentaktische Mängel.
Wacker Innsbruck steht in dieser Szene mit sechs Spielern in der letzten Linie, die Admira hingegen nur mit drei bzw. vier Spielern. Insbesondere die Position von Marco Kofler (schwarz) ist hier zu kritisieren. Er verfolgte seinen Gegenspieler Stefan Schwab (blau), was in dieser Situation nicht zwingend notwendig gewesen wäre, da die beiden Innenverteidiger frei stehen und den Admiraner übernehmen könnten.
Während Kofler tief steht, ist der zweite Sechser Thomas Löffler (weiß) weiter am Mann. Die Folge dessen ist ein großes Loch im Zentrum, in das auch Daniel Toth (gelb) geht. Lukas Hinterseer (rot) orientiert sich nach vorne, da er sich offenbar erwartet, dass die Rückendeckung durch Kofler gegeben ist. Dies ist nicht der Fall und so kann Toth noch ein paar Schritte dribbeln, ehe er sein Team mit einem sehenswerten Distanzschuss in Führung bringt.
SK Sturm Graz – SV Scholz Grödig 1:1, Patrick Wolf (24. Minute)
Den zweiten Treffer, den wir genauer unter die Lupe nehmen wollen, ist das 1:1 durch Sturm Graz‘ Patrick Wolf im Spiel gegen den SV Grödig. Die Grazer konnten das Spiel nach 0:1-Rückstand zwar zwischenzeitlich drehen, mussten sich aber am Ende des Tages mit einem Punkt zufrieden geben.
Wie bei Toths Tor zuvor ist auch hier die gruppentaktische Abstimmung des Gegners, insbesondere zwischen den beiden Sechsern, entscheidend. Die Grödiger wollen die Grazer bei dessen Einwurf pressen. Dabei stellen sie unter anderem auch mit Stefan Nutz (grün) die Option nach hinten zu. Allerdings fehlt der Druck auf Sturms Spieler im Zentrum, was Nutz auch anzeigt. Mario Leitgeb, der zweite Sechser, müsste hier stärker auf den freien Grazer rausrücken und der ballferne Flügelspieler entsprechend nachschieben.
Dies ist nicht der Fall, also geht Peter Tschernegg (schwarz) aus der Innenverteidigung nach vorne um zu attackieren. Das Risiko dabei ist, dass er dadurch den Raum in seinem Rücken öffnet. David Schloffer (blau) erkennt dies und geht sofort in die Tiefe. Wichtig dabei ist, dass er zwischen Ball und Gegenspieler läuft, wodurch er diesen mit seinem Körper abblocken kann.
Das Loch, das durch Tscherneggs Herausrücken entstanden ist, muss natürlich so schnell wie möglich geschlossen werden. Hier übernimmt diese Aufgabe der zweite Innenverteidiger, während Thomas Salamon (weiß) als linker Außenverteidiger naturgemäß auf dessen Position in die Mitte rückt. Wolf (gelb) bleibt indes aber breit und kann aufgrund des dortigen Freiraums das Zuspiel annehmen und den Ball ins Netz befördern.
SV Josko Ried – Wolfsberger AC 0:2, Michael Liendl (22. Minute)
So stark die SV Ried in die Saison gestartet ist, so stark scheint ihr zum Ende der Herbstsaison die Luft auszugehen. Aus den letzten sechs Spielen holten die Innviertler nur vier Punkte – so wenige wie keine andere Mannschaft. Auch gegen Wolfsberger AC verloren sie am Samstag. Ein wichtiger Schlüsselspieler der Kärntner war dabei einmal mehr Michael Liendl, dessen Tor zum zwischenzeitlichen 0:2 wir uns nun widmen wollen.
Wieder finden wir bei der Betrachtung der Ausgangssituation Fehler in der Gruppentaktik. Ried hat in Ballnähe eine lokale Überzahl, allerdings fehlt die Unterstützung durch die Linien dahinter. Der ballferne Sechser, Gernot Trauner (weiß), hält zwar die Zentralachse besetzt, hat aber in jede Richtung zum jeweiligen Gegenspieler einen relativ großen Abstand. So auch zu Liendl (gelb), der sich intelligent im freien, ballfernen Halbraum positioniert.
Die Viererkette steht einerseits zu tief um den Druck auf den Ball zu erhöhen, andererseits zu hoch um die Wirkung eines langen Balls zu minimieren. Über so einen kann sich der WAC trotz Unterzahl leicht befreien und es kommt zum entscheidenden Zweikampf zwischen Mihret Topcagic (schwarz) und Thomas Reifeltshammer (rot). Der WAC-Stürmer entscheidet diesen für sich und es entsteht dadurch eine zwei-gegen-zwei-Situation, die Sandro Gotal (blau) zunächst verzögert und dann auf den nachrückenden Liendl aufspielt. Dieser kann anschließend ohne Probleme sein elftes Saisontor erzielen.
Alexander Semeliker, abseits.at
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