Standards entscheiden das Derby: Rapid entschlossener als eine strukturlose Austria!
Bundesliga 11.Februar.2014 Daniel Mandl 0
Der SK Rapid Wien gewann am Sonntag das erste Wiener Derby des neuen Jahres mit 3:1 und ist damit vorerst erster Verfolger des Überraschungszweiten aus Grödig. abseits.at analysiert, wieso das Derby zugunsten der Heimmannschaft ausfiel und was dies für die kommenden Spiele in der tipp3 Bundesliga bedeutet.
Rapid agierte in einem vertrauten, defensiven 4-3-3 mit einem vor allem im die Breite arbeitenden falschen Neuner. Dieser war phasenweise Guido Burgstaller, dann auch wieder Marcel Sabitzer. In der Vergangenheit war dieses System nicht immer erfolgreich, weil Rapid zu häufig den Fokus aufs Toreschießen verlor. Nicht selten vermisst man in dieser Variante einen echten Angreifer, der im Strafraum umrühren und vertikal antizipieren kann.
Austria Wien im 4-1-4-1 mit Doppelacht
Doch das kompakte System hatte auch seine Vorteile, denn vor allem die Innenverteidiger der Austria wurden ein wenig aus der Reserve gelockt und zu Zweikämpfen bzw. Fouls auf höherer Feldposition gezwungen. Die Austria spielte im Gegensatz zu Rapid in einem 4-1-4-1mit Doppelacht. Der von Wolfsberg gekommene Spanier David de Paula zählte im Team der Veilchen zu den Besseren, erzielte nach einem Idealpass Hosiners das zwischenzeitliche 1:0 für den Meister.
Austria lässt rechte Seite verwaisen…
Auch der zweite Neue im Dress der Austria, Thomas Salamon, fügte sich gut in die Mannschaft ein und zeigte in Ansätzen, dass sein inverses Spiel noch zu einer Waffe für Violett werden könnte. Der Linksfuß ließ die eher durchwachsene Leistung seines Hintermannes Markus Suttner zunächst ein wenig vergessen. Dauerhaft entscheidende Fehler machte die Austria aber ohnehin auf der anderen Seite: Die rechte Außenbahn wurde von der Bjelica-Elf verwaist, die Kombination aus Rechtsverteidiger Koch und Rechtsaußen Murg war einem rassigen, wenn auch spielerisch schwachen Derby nicht gewachsen.
…obwohl Rapid links verletzlich wäre
Dabei wäre es genau diese Seite gewesen, über die man Rapid hätte schaden können. Schrammel gilt als der instabilere der beiden Außenverteidiger und auch Linksaußen Burgstaller hat nach seinen riskanten Dribblings und sehr direkten Offensivzweikämpfen (kein Rapidler verliert so viele Zweikämpfe wie Burgstaller) immer wieder Probleme beim Umschalten von Offensive auf Defensive. Dennoch setzte die Austria über die „Problemseite“ Rapids nicht einmal Nadelstiche, blieb über die gesamte Spieldauer blass.
Schwaches Aufbauspiel der Veilchen
Das größere Problem der Austria lag aber im Aufbauspiel. Weder in der Dreieckbildung mit Verteidigerbeteiligung, noch im mit Fortdauer des Spiels häufigerem Überbrücken des Mittelfelds durch die Innenverteidiger, sah man bei den Veilchen Strukturen. Es wirkte wie ein „irgendwie nach vorne kommen“, das Rapid in seiner Mittelfeldzentrale über weite Strecken gut unterband. Ortlechner und Rogulj brachten jeweils nur 81,2% ihrer Pässe an den Mann, was für die beiden Abwehrspieler eher ein unterdurchschnittlicher Wert ist.
87:32 Innenverteidigerpässe
Ein statistischer Wert untermalt das völlig mangelnde Aufbauspiel der Veilchen: Insgesamt spielten Ortlechner und Rogulj zusammen nur 32 Pässe in 90 Minuten. Die Innenverteidiger Rapids, die insgesamt höher standen, kamen zusammen auf 87 Pässe und trotzdem jeweils bessere Passquoten. Sonnleitner hält mit 91,9% Passgenauigkeit sogar den Topwert im Spiel. Auch Rapids Außenverteidiger brachten durchschnittlich mehr Bälle an den Mann, als Suttner und Koch auf der anderen Seite.
Petsos und Boskovic als stille Kämpfer, Maximilian Hofmann mit Toppartie
Thanos Petsos und Branko Boskovic wiesen weiters eine hohe Arbeitsrate auf, obwohl sie insgesamt spielerisch eher unauffällige Partien absolvierten. Gerade Petsos gewann einige Schnittzweikämpfe bzw. wählte seine Position im Raum sehr gut, was der Austria das Durchdringen durch die Zentrale weiter erschwerte. Und zu guter Letzt gilt es im Rapid-Defensivspiel noch den jungen Maximilian Hofmann herauszuheben. Der 20-Jährige zeigte in seinem erst zweiten Bundesligaspiel eine bärenstarke Leistung, hatte von allen Spielern auf dem Platz die beste Zweikampfquote und tauchte selbst zweimal gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf. Einzig bei einem bodenbedingten Ausrutscher Hofmanns gegen Austria-Stürmer Hosiner stockte den 17.000 Zuschauern im Hanappi-Stadion kurz der Atem.
Zerfahren und kaum zielgerichtet
Die Austria kam zu ihren klarsten Torchancen dann, wenn Rapid individuelle Fehler machte. Dies geschah jedoch selten. Dass es nicht mehr Chancen wurden, lag aber eher am unstrukturierten Offensiv- und Aufbauspiel der Veilchen, die auch nie den Eindruck machten, das Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Rapid kam ebenfalls kaum zu Chancen aus dem Spiel heraus, was wiederum der fehlenden Durchschlagskraft geschuldet ist. Das Antizipationsspiel der zentral-offensiven Spieler Rapids verlagerte sich stark in die Breite und es fehlte ein „Target-Man“, der in der „Zone der Wahrheit“ Bälle halten und präzise weiterverarbeiten konnte.
Standards entscheiden das Derby
Und so waren es die Standardsituationen, die das Spiel entschieden. Dreimal hatte der spielerisch wechselhafte Kapitän Steffen Hofmann seine Beine im Spiel, dreimal erkannte man, wie wichtig der 33-jährige Deutsche noch immer für den SK Rapid ist. Aber ebenso dreimal kam man nicht daran vorbei zu bemerken, wie schülerhaft sich die Austria bei diesen Standardsituationen verhielt. Während Roguljs Eigentor noch Pech war, fallen die Gegentore zwei und drei wieder in die Kategorie „Planlosigkeit“ – vor allem weil Rapids Raumaufteilung bei beiden Eckbällen dieselbe war und trotzdem vor dem dritten Gegentreffer Mario Sonnleitner am langen Eck „vergessen“ wurde.
Die nächsten Runden
Rapid hat nun Rückenwind und trifft in den restlichen beiden Februar-Begegnungen auswärts auf die Admira und zu Hause auf Grödig. Es gilt das schwache 0:2 in der Südstadt vom vergangenen August vergessen zu machen und auch der erste Sieg gegen den Aufsteiger soll endlich eingefahren werden. Bei der Austria geht es wohl in den nächsten vier Spielen um die Wurst, auch wenn man sich im Verein weiterhin betont Bjelica-loyal gibt. Intern sieht dies gewiss anders aus und so werden die nächsten vier Runden zum finalen Prüfstein für den kroatischen Austria-Coach. Zunächst geht es zu Hause gegen Wiener Neustadt, dann auswärts gegen Wolfsberg, gefolgt von zwei Heimspielen gegen Wacker Innsbruck und Grödig. Spiele, die sich irgendwo zwischen den Prädikaten „schaffbar“ und „Pflichtsieg“ bewegen…
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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