Der FC Barcelona verliert zum Ende der Saison eine seiner größten Persönlichkeiten. Abwehrspieler Carles Puyol entschloss sich dazu seinen bis 2016 laufenden Vertrag zum... Das Ende einer Ära: Carles Puyol verlässt den FC Barcelona

Carles Puyol (Spanien, FC Barcelona)Der FC Barcelona verliert zum Ende der Saison eine seiner größten Persönlichkeiten. Abwehrspieler Carles Puyol entschloss sich dazu seinen bis 2016 laufenden Vertrag zum Ende der Saison vorzeitig aufzulösen und somit nach 19 Jahren dem Verein den Rücken zu kehren. Als Grund für diese Maßnahme führt er die zahlreichen hartnäckigen Verletzungen an, die ihn in den letzten Jahren zu schaffen machten sind.

Carles Puyol kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere beim FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft zurückblicken. 1995 trat er mit 17 Jahren in die Jugendakademie La Masia ein, zwei Jahre später feierte er unter Luis van Gaal sein Debüt in der Kampfmannschaft. Er gewann mit seinem Verein unter anderem sechs Mal die spanische Meisterschaft, zwei Mal den Pokal, drei Mal die Champions League und zwei Mal die FIFA-Klub-Weltmeisterschaft. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2008 Europameister und zwei Jahre später Weltmeister. Die vergangene Europameisterschaft im Jahr 2012 verpasste er aufgrund einer Knieverletzung, die ihn auch in den darauffolgenden Monaten immer wieder zu schaffen machte. Der ehrgeizige Verteidiger, der hundert Partien für die Nationalmannschaft bestritt, entschloss sich dazu auf seinen Körper zu hören und im Sommer einen Schlussstrich zu ziehen.

Ein Star mit Vorbildfunktion

Es sind aber nicht die oben erwähnten Titel, die Puyol zu einem der interessantesten und sympathischsten Fußballer der heutigen Zeit formten. Vielmehr verkörperte er wie kaum ein anderer Spieler den Fairplay-Gedanken. Der Abwehrspieler, der zu Beginn seiner Karriere als rechter Außenverteidiger eingesetzt wurde und später in die Innenverteidigung rutschte, schonte zwar weder sich, noch seine Gegenspieler, agierte aber trotz seiner harten Spielweise immer fair und wirkte in vielen Situationen deeskalierend.

Eine Szene hat besonderen Symbolcharakter für uns: Der FC Barcelona traf im Semifinale des Copa del Rey auswärts auf den ewigen Rivalen Real Madrid. Als ein Feuerzeug auf den Platz flog und sich sein Mannschaftskollege Gerard Piqué beim Schiedsrichter beschweren wollte, nahm Puyol es ihm einfach aus der Hand und warf es hinter die Torlinie –  gemäß dem Motto: wir haben keine Zeit für so einen Blödsinn:

Einmal ließ er sich kurzerhand eine offene Wunde am Spielfeldrand “zusammentackern“, um möglichst schnell wieder ins Spielgeschehen eingreifen zu können. Dabei verzog er in keinem Moment seine Mine und sprang unmittelbar nach der geglückten “Operation“ auf:

Eine andere Szene, die im Gedächtnis blieb ereignete sich im Jahr 2005, als Real-Mallorca-Spieler Sergio Ballesteros die Nerven  verlor und Puyol am Platz eine Ohrfeige gab. Anstatt sich fallen zu lassen oder zurückzuschlagen, behielt der Abwehrspieler die Nerven und hielt sogar seinen Mitspieler Ronadinho davon ab sich einzumischen. Nicht viele Fußballer besitzen diese Größe und Abgeklärtheit, allerdings verdeutlicht diese Situation auch, die Rolle in der sich Puyol beim FC Barcelona sah. Er musste nicht von den anderen Spielern beschützt werden, er war es, der am Platz den jungen Spielern einen Halt gab und sie vor Dummheiten schützte. Da gehörte es eben dazu, auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren:

Piques offener Brief zum Abschied

Dazu passt auch gut Gerard Piqués Abschiedsbrief, den er auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte:

You were my guardian angel.

The day has arrived. You are leaving. It’s the law of life, but it is tough for me to imagine Barça without you. If I look back and remember Paris or Rome, the first image that comes to my mind is you lifting the European Cup. You gave the honour of lifting the trophy in Wembley to Abi, which just makes you even greater. My generation and those that come after do not know what the club will be like without Puyi in defence branding the captain’s armband and the number 5 on the back of his shirt. I think that nothing will ever be the same.

I met you 6 years ago. You were the captain and the emblem of the team and I was just a kid arriving, set on conquering the world. From day one we had a great relationship, both on and off the field. By your side I felt protected and I knew that if one day I made a mistake you’d always be there to save me. You were my guardian angel.

I know that I will miss our talks in the locker room, your advice and especially you giving us hell on the pitch. You are unique; a one-off. I find it amusing when they talk about signing “the new Puyol”. They can look all they want, but they’ll never find it.

Thanks for everything, Puyi.

Auf t-online.de findet ihr eine deutsche Übersetzung.

Bis zum Saisonende wird Carles Puyol noch einmal alles für seinen Verein geben, anschließend will er sich eine Erholungspause gönnen und seine Verletzungen voll auskurieren. Danach wird der Abwehrspieler entscheiden, ob er seine Karriere für kurze Zeit bei einem anderen Verein fortsetzen wird. Puyol hat eine Ära geprägt und sich viel Respekt erarbeitet. Nicht durch seine zahlreichen Titel, sondern die Art und Weise wie er diese gewann.

Stefan Karger, www.abseits.at

Stefan Karger

Keine Kommentare bisher.

Sei der/die Erste mit einem Kommentar.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert