Ein Premier-League-Titel für „Stevie“? Liverpool greift nach 24 Jahren wieder nach der englischen Meisterschaft!
England 31.März.2014 Daniel Mandl 1
Gestern überrollte der FC Liverpool Tottenham Hotspur an der Anfield Road mit 4:0 und setzte sich damit wieder an die Spitze der englischen Premier League. Seit Beginn des Kalenderjahres 2014 absolvierte Liverpool 13 Premier-League-Spiele, entschied elf für sich und spielte nur zweimal Unentschieden. Klappt es doch noch mit der „Meisterschaft für Steven Gerrard“?
Liverpool gewann nun mittlerweile seine letzten acht Premier-League-Spiele und erzielte, mit Ausnahme des 2:1-Sieges über Sunderland, in jeder Partie zwischen drei und sechs Tore. Die Reds machen wieder Spaß und freuen sich über Spieler in ihren Reihen, die allgemein, aber vor allem aktuell stark genug sind, um die Meisterschaft zugunsten ihres Teams zu entscheiden.
Die Spitze der Schützenliste ist Rot
Der Uruguayer Luis Suárez sticht mit 29 Toren aus 27 Ligaspielen naturgemäß am meisten heraus, aber auch sein Sturmpartner Daniel Sturridge weist mit 20 Toren aus 24 Spielen eine beeindruckende Quote auf. Liverpool stellt damit aktuell sowohl den Ersten, als auch den Zweiten der englischen Torschützenliste. Die systemtechnische Flexibilität hat keinen negativen Einfluss auf die beiden Vollblutstürmer – im Gegenteil: Man tut sich schwer zu sagen, ob die Topscorer in einem 4-4-2 mit Raute oder einem 4-3-3-System besser funktionieren.
Magisches Mittelfelddreieck
Suárez hält neben seinen 29 Toren auch noch bei 20 Assists, was seine Stärke im so wichtigen Antizipationsspiel unterstreicht. Zudem fand man nach Jahren des Durchschnitts ein geniales Mittelfeldtrio in Steven Gerrard, Jordan Henderson und Philippe Coutinho. Speziell die Saison des 23-jährigen Henderson ist als positive Überraschung zu werten. Durch seine Dominanz im Mittelfeld der Reds dürfte er wohl auch bei der WM in Brasilien fester Bestandteil der Three Lions sein. In der aktuellen Premier-League-Saison kommt er auf vier Tore und sieben Assists. Nur ein Assist weniger kann der 21-jährige Brasilianer Coutinho verbuchen. Gerrard spielt mit elf Toren (acht Elfmeter) und zehn Assists ohnehin seine effizienteste Saison seit fünf Jahren.
Rodgers nach Entwicklungsjahr der gefeierte Coach der Reds
Der Architekt, der all dies möglich machte, ist der junge nordirische Trainer Brendan Rodgers. Während seiner zwei Jahre bei Swansea etablierte er ein gepflegtes und aufgrund der offensiven Explosivität ansehnliches Kurzpassspiel, das dem walisischen Underdog den Spitznamen „Swanselona“ in Anlehnung an den FC Barcelona einbrachte. Als Rodgers im Sommer 2013 zu Liverpool wechselte war klar, dass seine erste Saison eine Art Entwicklungsspielzeit mit Rückschlägen sein würde. Phasenweise spielte Liverpool zwar mit einer ähnlichen Mannschaft, wie sie heute auf dem Platz steht, ihre Gegner an die Wand, doch gab es noch zahlreiche ernüchternde Auftritte.
Immer stabiler – auch in Big Games
Je länger die Saison 2013/14 dauert, desto seltener werden die Enttäuschungen. Während Liverpool zu Saisonbeginn noch Probleme in großen Spielen hatte (Niederlagen gegen Arsenal, Manchester City und Chelsea), folgten in der zweiten Saisonhälfte neben sensationellen Siegen, wie dem 5:1 über Arsenal oder dem 3:0 bei Manchester United, auch noch konstante Erfolge gegen die vermeintlich Kleinen. Liverpool ist erstmals seit der starken Saison 2008/09, in der man sich nur dem übermächtigen Manchester United (damals 90 Punkte; die meisten in den letzten sieben Jahren) geschlagen geben musste, ein Titelanwärter – und diesmal sogar noch heißer.
Manchester City als härtester Konkurrent
Der Gegner der Reds im Titelkampf ist Manchester City. Chelsea befindet sich nach schwachen Auswärtsleistungen eher in Lauerstellung, haben dennoch nur wenig Rückstand nach oben. Die Citizens haben zwei Spiele weniger als Liverpool und liegen bei leicht besserem Torverhältnis vier Punkte hinter dem Traditionsklub von der Anfield Road. City gilt weiterhin als Favorit auf den Titel – einerseits wegen der Dominanz in Heimspielen, andererseits wegen der größeren Kaderdichte. Die Doppelbelastung fiel für Man. City durch das Ausscheiden in der Champions League zuletzt weg. Chelsea ist als einziges Team zu Hause ungeschlagen, was aber der einzige Grund ist, warum die Mannschaft im Kampf um den Titel noch lebt. Trainer José Mourinho betonte nach der bitteren 0:1-Niederlage bei Crystal Palace, dass man so mit dem Titelkampf nichts zu tun hätte. Understatement, wie man es vom Portugiesen gewohnt ist.
Erster Premier-League-Titel seit 24 Jahren?
Zurück nach Liverpool: Die Reds sind auf europäischer Ebene einer der erfolgreichsten Vereine des Kontinents. Den Europapokal der Landesmeister bzw. die Champions League konnte der Verein fünfmal nach Hause holen – zuletzt 2005 nach der irren, längst legendären Aufholjagd gegen den AC Milan (von 0:3 auf 3:3 und Sieg im Elfmeterschießen). Hinzu kommen drei UEFA-Cupsiege aus den Jahren 1973, 1976 und 2001. Auf nationaler Ebene gab es für Liverpool schon peinlich lange nichts mehr zu holen. Als die Reds 1990 das letzte Mal englischer Meister wurden, waren einige der Kicker aus dem aktuellen Kader noch nicht geboren. Den prestigeträchtigen FA Cup holte man in den letzten 21 Jahren nur zweimal. Ein Premier-League-Titel ist also längst überfällig…
Restprogramm
Das Restprogramm der drei Titelanwärter lautet wie folgt:
FC Liverpool (1., 32 Spiele, 71 Punkte, +49)
West Ham United (A), Manchester City (H), Norwich City (A), Chelsea (H), Crystal Palace (A), Newcastle United (H)
FC Chelsea (2., 32 Spiele, 69 Punkte, +38)
Stoke City (H), Swansea City (A), Sunderland (H), Liverpool (A), Norwich City (H), Cardiff City (A)
Manchester City (3., 30 Spiele, 67 Punkte, +52)
Southampton (H), Liverpool (A), Sunderland (H), West Bromwich Albion (H), Crystal Palace (A), Everton (A), Aston Villa (H), West Ham United (H)
Direkte Duelle mit Endspielcharakter
Am 13.April kommt es also zum richtungsweisenden, direkten Duell zwischen Liverpool und Manchester City. Auch das direkte Duell zwischen Liverpool und Chelsea steht Ende April noch an. Angesichts dessen, dass das Restprogramm ansonsten für alle Teams relativ angenehm ist und sich bis auf Chelsea alle souverän gegen die „Kleineren“ präsentieren, könnten diese direkten Duelle bereits Endspielcharakter haben…
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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