Argentinien besticht mit einer der besten Offensivabteilungen des Turniers
WM 2014 | Mannschaftsanalyse 11.Juni.2014 Rene Maric 0
Individuell gesehen gehört Argentinien zu den stärksten Mannschaften bei dieser Weltmeisterschaft. Einzig die Abwehr bereitet etwas Kopfzerbrechen und im Mittelfeld wird ein dritter Akteur im 4-3-1-2 gesucht. Die Sturmreihe hingegen ist nahezu einzigartig besetzt. Das größte Problem könnte aber im Tor zu finden sein.
Sergio Romero im Tor galt einst als enorm talentierter Antizipationstorwart, an dem sogar der FC Bayern München dran war. Allerdings konnte er bis heute seine Schwächen bzw. seine Inkonstanz im Herauskommen und in der Strafraumbeherrschung nicht ausmerzen. Dadurch ist er zwar spektakulär, doch das ist häufig kontraproduktiv. Mit Mariano Andujar steht ein körperlich sehr starker Elfmeterspezialist bereit, dazu kommt mit Agustin Orion ein sehr guter und reaktionsstarker Torwart als dritte Option. Allerdings mangelt es allen drei etwas an Form und Spielpraxis, desweiteren gehören sie nicht zur oberen internationalen Klasse.
In der Innenverteidigung sind Ezequiel Garay, der angeblich zum FC Bayern wechselt, und Federico Fernandez vermutlich gesetzt. Fernandez ist zwar sehr robust und luftzweikampfstark, fällt aber im Aufbauspiel und auch im Stellungsspiel gegenüber seinem Partner ab. Mit Defensivallrounder Hugo Campagnaro, dem sehr simplen und eher rustikalen Jose Maria Basanta und dem erfahrenen, aber instabilen Martin Demichelis gleich drei Optionen bereit. Dennoch ist die Position neben dem starken Garay, einem sehr kompletten Innenverteidiger, eines der größeren Fragezeichen dieser Mannschaft. Sollte sich hier ein formstarker Partner finden, könnte Argentinien aber durchaus überaus defensivstark sein.
Auf den defensiven Flügeln ist man in den letzten Wochen und Monaten eigentlich sehr stabil besetzt. Marcoso Rojo auf links war in den letzten zwei bis drei Jahren häufig das Ziel großer Kritik, doch der eigentliche Innenverteidiger hat sich zu einem offensiv wie defensiv soliden Außenverteidiger gemausert. Ähnliches war Jahre zuvor bei Pablo Zabaleta der Fall, der immer wieder als simpler und mittelmäßiger Außenverteidiger abgetan wurde, aber in den vergangenen zwei Saisons bei Manchester City konstant auf hohem Niveau agiert. Hugo Campagnaro ist der Ersatz für diese beiden. Campagnaro ist zwar vom Potenzial her ein kompletter, offensiv- wie defensivpräsenter und athletischer Innenverteidiger, konnte seine Fähigkeiten aber in den letzten Monaten nicht immer konstant abrufen.
Spielt Argentinien im 4-3-1-2, haben sie einen Sechser und zwei Achter. Das zentrale Mittelfeld bilden dann der polyvalente, komplette und technisch überaus starke Angel di Maria von Real Madrid, Barcelonas Innenverteidiger Javier Mascherano im Zentrum dieser Dreierreihe und Fernando Gago als starker Passgeber auf der verbliebenen Halbposition. Allerdings ist Gago nicht allzu dynamisch und spielt in der schwächeren argentinischen Liga. Theoretisch könnte er von Lazios Lucas Biglia, einem technisch gutem, passgebendem Sechser und Achter verdrängt werden. Auch Enzo Perez von Benfica kann diese Position bekleiden. Als offensive Option stehen Ricardo Alvarez von Inter (sehr dribbelstark) und Maxi Rodriguez von Newell’s Old Boys bereit. Besonders Alvarez könnte hierbei eine interessante Rolle spielen, um für mehr Torgefahr zu sorgen.
Sollte Argentinien auf ein Spiel mit Flügeln umstellen, gibt es viele starke Optionen. Angel di Maria könnte hier auf die Seite rücken; er ist defensiv wie offensiv Weltklasse und ein herausragender Akteur. Die zweite Flügelposition könnten dann Augusto Fernandez von Celta Vigo, der sehr tororientiert agiert, oder Inters Ricardo Alvarez übernehmen. Favorit wäre aber wohl Ezequiel Lavezzi von Paris St. Germain, der sehr athletisch und stark im 1-gegen-1 ist. Alternativ wären Lionel Messi oder Sergio Agüero möglich. Ist dies der Fall, dann sind sie auf den Flügeln extrem stark besetzt.
Da Argentinien aber wohl im 4-3-1-2 verbleibt, können sie ihre Offensivpower auf die Sturmmitte fokussieren. Gonzalo Higuain und Sergio Agüero vor Lionel Messi als Zehner sind hierbei absolute Weltklasse, enorm dynamisch und Higuain gibt die Tiefe für die Dribblings seiner beiden Mitspieler. Als Ersatz stehen der dribbelstarke Ezequiel Lavezzi und der hängende Stürmer Rodrigo Palacio bereit. Lavezzi ist hierbei eher der Dribbler und ein möglicher Flügelstürmer sowie Raumöffner, während Palacio als hängende Spitze am liebsten aus der Tiefe den Strafraum besetzt. Mit diesen Offensivspielern gehören sie im Sturm zum womöglich Besten bei dieser Weltmeisterschaft. Besonders bei Topform von Agüero und Messi sind sie ein heißer Kandidat auf die meisten Tore von einer Mannschaft bei dieser WM und auch der dritte Mann im Bunde, Higuain, stellt in Topform oberste internationale Klasse dar.
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