Der SK Rapid Wien kam bereits in der ersten Runde beim Meister aus Salzburg empfindlich unter die Räder. Naturgemäß brach daraufhin bei vielen der... Nach 1:6 in Salzburg: Rapids offenbarte Baustellen, Mentalitätsfragen und die Notwendigkeit von Stützen

SK Rapid Wien - Wappen mit FarbenDer SK Rapid Wien kam bereits in der ersten Runde beim Meister aus Salzburg empfindlich unter die Räder. Naturgemäß brach daraufhin bei vielen der traditionell ungeduldigen Fans Panik aus. Der Kader wäre zu schlecht, Rapid fehle es an Innovationen und „Typen“. Doch wie repräsentativ war das empfindliche 1:6 in Salzburg wirklich?

Rapids Kader wurde nominell natürlich schwächer und die übermäßige Flexibilität könnte für die Grün-Weißen sogar noch zu einem Problem werden. Potential hat die extrem junge Mannschaft aber allemal. Die acht tatsächlichen Offensivspieler Rapids haben ein Durchschnittsalter von 22,5 Jahren, wobei Kapitän Steffen Hofmann diesen Schnitt ordentlich hebt. Würde dieser fehlen, käme die Rapid-Offensivabteilung auf ein Durchschnittsalter von genau 21 Jahren.

Florian Kainz ante portas

Einer, der ebenfalls 21 Jahre alt ist, steht bei den Grün-Weißen nun ante portas: Der durchaus als vereinstreu zu bezeichnende Florian Kainz scheint sich zu einem Transfer nach Wien „durchzuringen“. Kainz würde den linken Flügel Rapids besetzen und die Hütteldorfer in Wahrheit noch variabler machen. Der dribbelstarke Sturm-Spieler ist nämlich weniger als Flügel, sondern als klassischer linker Mittelfeldspieler zu bezeichnen. Dies unterscheidet ihn von nahezu allen anderen Optionen, die Rapid-Coach Barisic auf der linken Seite hat. Kainz in der Startelf würde aus dem von Barisic propagierten 4-3-3 endgültig das machen, was es eigentlich ist – ein 4-2-3-1. Auch weil Schaub auf rechts ebenfalls nicht als klassischer Flügel zu bezeichnen ist.

Mach so viele Fehler wie möglich – aber mach keinen zweimal

Dass Rapid auf der linken Offensivseite einen neuen Spieler braucht, wurde nicht erst beim 1:6 in Salzburg deutlich. Doch ebenso dringend brauchen die Hütteldorfer einen rechten Verteidiger. Nicht, weil Maximilian Hofmann gegen Salzburg überfordert war, sondern weil die bevorstehende Europacupsaison keine Experimente auf der enorm wichtigen Außenverteidigerposition zulässt. Barisic erklärte nach der Auftaktniederlage, dass er den bei der Uraufführung mehr als holprigen Test mit dem jungen Hofmann in der rechten Verteidigung auf seine Kappe nimmt. Damit bewies Barisic Größe – wenn aber auch die nächsten Partien nicht zufriedenstellend enden, bringt ihm das nichts. Bereits am kommenden Wochenende ist die SV Ried zu Gast im Prater. Deren linke Seite wird mit dem explosiven Oliver Kragl und dem technisch starken Thomas Murg von zwei starken Akteuren besetzt.

Wenig Aufbäumen gegen die Blamage

Apropos explosiv: Wie schon in der vergangenen Saison fehlen bei Rapid Spieler, die den Karren aus dem Dreck ziehen und Eigeninitiative zeigen, wenn’s schlecht läuft. Zumindest zwei dieser „Typen“, Burgstaller und Boyd, verließen Rapid. Steffen Hofmann wirkt aktuell wie der letzte Übriggebliebene von diesem Spielerschlag. Augenscheinlich wurde dies ab dem Stand von 0:3, als das Spiel praktisch entschieden war. Einige Spieler waren körperlich platt, andere fanden sich im Schutz der Masse, respektive Mannschaft, mit der Klatsche ab und unternahmen nichts gegen die Demütigung, die der Rekordmeister beim plötzlich unbekümmert aufspielenden Meister einsteckte.

Mentalität, Eigeninitiative, Fokus, Konzentration

Rapid zerfiel. Dies hatte am vergangenen Samstag mehrere Gründe. Einer davon ist zweifelsohne die große Qualität von Red Bull Salzburg. Aber die fehlende Mentalität, Leichtfüßigkeit und mangelnde Konzentration einiger Spieler hatte noch viel mehr damit zu tun. Wenn eine Mannschaft wie Rapid auf diese Art und Weise das Fußballspielen und vor allem den Kampf einstellt, ist dies kein gutes Zeichen, was die Mentalität einiger Spieler (speziell auf der Zentralachse) angeht. Bei der höchsten Niederlage der Saison 2013/14, einem 3:6 in Salzburg, hielt Rapid immerhin bis kurz vor Schluss mit, drängte Salzburg an den Rand einer Niederlage.

Aus „Kindern“ müssen nun sehr schnell Stützen werden

Mit mangelnder Qualität hat der verpatzte Start in die neue Saison nur bedingt etwas zu tun. Angesichts der vorhandenen Chancen und einiger guter Ansätze Rapids, fiel die Niederlage zu hoch aus. Spielerisch kann diese Mannschaft definitiv mehr. Nachdenklich stimmt aber der einst von Oliver Kahn geprägte Faktor „Eier“. Viele Spieler der jungen Rapid-Elf müssen sich nun darüber ins Klare kommen, dass es kaum noch Routiniers im Team gibt, an denen man sich festhalten kann, wenn die Lage ungemütlich wird. Jeder einzelne Spieler muss nun mehr Verantwortung übernehmen und mit dem klaren Fokus zu Werke gehen, dass sich aus dem talentierten und variablen „Kindergarten Rapid“ sehr schnell Stützen herauskristallisieren müssen.

Novota und Schrammel in Ordnung

Neben vielen sehr schwachen Leistungen gab es aber auch zwei Rapid-Spieler, die sich nach der Auftaktpleite keine großen Vorwürfe machen müssen: Jan Novota hielt, was zu halten war, auch wenn er beim 1:0 von Andreas Ulmer mit einem gezielten Schuss in die kurze Ecke überrascht wurde. Und Thomas Schrammel machte spielerisch und vor allem beim Spiel auf engem Raum einen merklichen Schritt in die richtige Richtung. Ausgerechnet der Spieler, der vor einem Jahr noch von vielen Fans als „zu schwach“ verschmäht wurde, spielte als einziger Feldspieler in Normal- bis Bestform.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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