3:2-Sieg in Salzburg: Stark verteidigende Austria besiegt gruppentaktisch angeschlagene Bullen
Bundesliga 22.September.2014 Rene Maric 0
Vor der Saison galt Red Bull Salzburg als klarer Topfavorit auf den Titel und der Austria wurden als einziges Team ansatzweise Chancen eingeräumt die Salzburger aufzuhalten. Beide Teams konnten diesem Status allerdings in dieser Saison (noch) nicht konstant gerecht werden. Red Bull verlor überraschend die zwei letzten Partien, während die Austria sich in einer Krise befindet und bislang abgeschlagen hinter der Spitze im Tabellenkeller auf Platz 8 steht. Jetzt hieß es auswärts in Salzburg punkten, um nicht komplett sämtliche Hoffnungen auf einen Platz am oberen Tabellenende begraben zu müssen; Red Bull hingegen wollte mit einem Sieg wieder Ruhe bekommen und die Kritiker verstummen lassen.
Austrias Defensivspiel
Die Austria spielte in dieser Partie grundsätzlich in einem 4-1-4-1, interpretierte dies aber relativ flexibel. Die Achter und auch die Flügelstürmer durften immer wieder einzeln herausrücken, um die gegnerischen Sechser und Innenverteidiger zu pressen. Dadurch entstanden viele unterschiedliche Staffelungen, welche zwischen dem grundlegenden 4-1-4-1, einem 4-1-3-2, einem 4-5-1 und einem 4-4-1-1 wechselten. Dennoch war die Spielweise der Veilchen eher defensiv und auf die Stabilität innerhalb der eigenen Formation ausgerichtet.
Sie wollten durch dieses 4-1-4-1 grundsätzlich drei zentrale Mittelfeldspieler haben, durch die flexible Bewegung und das Herausrücken einerseits den Sechserraum sehr gut versperren und andererseits das Aufbauspiel der Salzburger auf die Seite leiten. Diese haben nämlich traditionell einen enormen Fokus auf die Halbräume und auf das Zentrum, wodurch das Verhindern der Kontrolle der Mitte durch die Bullen naheliegend ist. Die Veilchen machten dies relativ gut. Wenn die Salzburger zu Chancen kamen, waren es ausweichende Bewegungen von Alan oder extrem schnelle Kombinationen, die ohnehin kaum zu verteidigen sind.
Mit dieser Spielweise haben sie letztlich den Salzburgern – abgesehen von einigen Situationen im Umschaltmoment mit Staffelungen – das so wichtige Zentrum geraubt und sie in der Offensive relativ gut verteidigt. Dabei hatte sich Adi Hütter durchaus etwas überlegt und zumindest das Aufbauspiel sowie die Idee auf dem Papier funktionierten gut.
Die versteckten Synergien zwischen Kevin Kampl und Valentino Lazaro
Red Bull begann in einem 4-2-2-2 wie in der Vorsaison – zumindest nominell. Die genaue Umsetzung im Positionsspiel sowie die Aufgabenverteilung sahen etwas anders aus. Kevin Kampl spielte zum Beispiel nicht als Links- oder Rechtsaußen, sondern begann als einer von zwei Sechsern. Währenddessen ging Lazaro – seinerseits eigentlich ein häufig im zentralen Mittelfeld genutzter Akteur – auf den rechten Flügel.
Dadurch hatten die Salzburger auf den Flügeln eine weniger präsente Besetzung in puncto Spielgestaltung und Einrücken als es in der Vorsaison der Fall war; auch Bruno statt des verkauften Mané war hier natürlich ein weiterer Mitgrund. Durch diese Anordnung der Spieler war Salzburgs Sechserraum deutlich stärker ins Aufbauspiel involviert als in der Vorsaison und generell viel offensiver. Blieben in der Vorsaison Ilsanker und Leitgeb noch sehr tief und passiv, so ging Kampl extrem weit mit nach vorne oder wich auf die Flügel aus, was der zweite Sechser – Keita – absicherte.
Diese sehr offensive Spielweise Kampls sorgte dafür, dass aus der nominellen 4-2-2-2-Formation häufig ein 4-1-3-2 oder 4-1-2-2-1 wurde, in welchem sich Alan und Soriano situativ zurückfallen ließen und das Mittelfeld unterstützten. Bruno blieb hierbei meistens höher als Lazaro, der sich gelegentlich zurückfallen ließ und auf einer Linie mit Kampl vor Keita agierte. Dadurch konnte Lazaro balancegebend fungieren, Bruno weiter einrücken und die Stürmer in der Spitze bewegten sich dementsprechend. Im Aufbauspiel und bis ins letzte Drittel war diese Spielweise effektiv, danach gab es aber Probleme.
Die Austria versperrt den Strafraum
Sobald Salzburg das tiefe Mittelfeldpressing des FAK im 4-1-4-1 überwand, zogen sich die Austrianer zurück. Sie stellten sich dann auch über längere Phasen am eigenen Strafraum auf, ließen sich nicht herauslocken und besetzten die wichtigsten Räume kurz vor Abschluss der Salzburger Angriffe; saubere Schüsse der Salzburger ohne Druck gab es darum relativ selten. Auch Sky-Experte Peter Schöttel sprach davon, dass sich die Gegner Red Bulls nun vermehrt tiefer positionieren und dadurch den sehr dynamischen Angriffen der Salzburger ihre Dynamik nehmen.
Diese Szene ist bezeichnend:
Hier steht die Austria in einem 6-1-2-1; sie haben sechs Spieler am eigenen Strafraum einer Linie, sind aber dennoch relativ kompakt in der Horizontale. Dadurch haben die Salzburger zwar Raum vor der Abwehr weit in der gegnerischen Hälfte, finden aber keine offenen Schnittstellen im gegnerischen Defensivverbund für tödliche Pässe oder gute Abschlusspositionen aufs Tor. Nicht umsonst war Red Bull dann wieder am stärksten, als sie zu zehnt spielten.
Zehn gegen Elf
Bis zum Platzverweis Hintereggers spielten die Bullen ihr klassisches, zentrumsorientiertes Spiel. Danach gab es immer mehr Flügelangriffe, welche letztlich auch zum Ausgleich führten. Der Ausgleich und der Umstand, dass die Austria einen Spieler mehr hatte, sollten danach Red Bull weiter in die Karten spielen. Adi Hütter brachte Ilsanker für die Innenverteidigung und Sabitzer für die Offensive, woraufhin man ein 4-3-2/4-1-2-2/4-4-1 spielte, das flexibel getauscht wurde. Gelegentlich spielte Alan wie ein Flügelstürmer und Kampl oder Sabitzer hatten eine Freirolle, in anderen Situationen waren Sabitzer und Kampl die einrückenden Flügel, die von nur einem statt zwei Sechsern abgesichert wurden.
Die höhere Position Kampls war natürlich vorteilhaft für Salzburg, aber durch das Unentschieden musste die Austria nun angreifen. Das ermöglichte den Roten Bullen mehr Räume zum Bespielen nach Ballgewinnen und führte zu einer Großchance Sabitzers, im Zuge derer die Austria die schnellen Kombinationen nicht mit nur den zwei Innenverteidigern an der Mittellinie kontrollieren konnte. Dennoch war es am Ende ein Angriff der Austria beziehungsweise ein Konter, den die Veilchen zum Siegtreffer verwerten konnten.
Fazit
Etwas Glück und ein guter Matchplan sorgten für einen knappen Erfolg der Austria. Trainer Baumgartner konnte an alter Wirkungsstätte dadurch einen Sieg feiern und die erste Niederlagenserie, die sich über mehr als zwei Spiele erstreckt, in der Ära Red Bull besorgen. Red Bull hatte insbesondere im letzten Drittel offensive und in einzelnen Situationen bei langen Pässe gegen den Ball defensive Probleme. Diese Grafik zeigt dies gut:
Kampl besetzt den Sechserraum alleine, die horizontale Kompaktheit in der Abwehr ist zu gering und die Vertikalabstände sind suboptimal; glücklicherweise funktionierte die Abseitsfalle in dieser Situation. Dennoch zeigt diese Situation unter anderem, dass Hütter die gruppentaktischen Abläufe seiner Mannschaft stabilisieren muss.
Rene Maric, abseits.at
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