Das abseits.at-Team der Herbstsaison der tipico Bundesliga 2014/2015
Bundesliga 17.Dezember.2014 Alexander Semeliker 0
Traditionell wird nach jeder Herbst- und Frühjahrssaison gerne Bilanz gezogen. Besonders beliebt dabei ist es, einzelne Spieler zu einem Team zusammenzuwürfeln. Auch abseits.at will da um nichts nachstehen und präsentiert in diesem Artikel sein Team der Herbstsaison 2014/2015 der tipico Bundesliga. Allerdings wollen wir uns dabei in gewisse Richtungen einschränken.
Der erste wesentliche Faktor dabei ist, dass jedes Team genau zwei Spieler stellen darf. Dementsprechend kann es vorkommen, dass man auf der einen oder anderen Position einen Spieler findet, bei dem man der Meinung ist, dass es dort isoliert betrachtet auffälligere bzw. bessere Alternativen geben würde. Der zweite Aspekt, nachdem nominiert wurde, ist die Balance.
Cican Stankovic (SV Grödig)
Die Torhüterposition gilt im ÖFB-Team vor allem unter Fans seit Jahren als große Problemstelle. Mit Cican Stankovic hat man derzeit aber eine verheißungsvolle Aktie in der Hinterhand. Der 22-Jährige zeigte schon in der letzten Saison konstant gute Leistungen und konnte diese auch in der Herbstsaison bestätigen. Insbesondere auf der Linie und in eins-gegen-eins-Situationen ist er sehr stark. In den „modernen Disziplinen“ ist zwar nicht herausragend, aber durchaus solide und verlässlich. Der Sprung zu Red Bull Salzburg scheint perfekt gewählt und dürfte richtungsweisend sein – sowohl für ihn, als auch für das ÖFB-Team.
Andreas Leitner (Admira Wacker)
Die Nummer zwei unseres All-Star-Teams ist mit Andreas Leitner ein Keeper, der auf den ersten Blick auf Unverständnis stoßen könnte. Nachdem sich der U21-Teamtorwart dazu entschloss, seinen Verein bei der Admira nicht zu verlängern, wurde er aus dem Kader verbannt. Andererseits behielt er in über einem Drittel seiner Spiele eine weiße Weste und konnte in der Hinrunde ligaweit prozentuell die zweitmeisten Torschüsse abwehren (75%).
Andreas Lienhart (SCR Altach)
Der erste Spieler des SCR Altach in unserem Team ist mit Andreas Lienhart der wohl auffälligste Außenverteidiger der abgelaufenen Herbstsaison. Vor allem in der Offensive wusste der 28-Jährige mit drei Toren und vier Assists zu überzeugen. Außerdem gab kein anderer Außenverteidiger mehr Torschussvorlagen als er (48). Auch in puncto Flanken ist er im Spitzenfeld und kann dabei eine sehr gute 25,5%ige Erfolgsquote aufweisen. 1281 Ballkontakten bedeuteten zudem die zweitmeisten Ballkontakte aller Spieler in der Hinrunde.
Stefan Lainer (SV Ried)
Ein Spieler, mit dem man an dieser Stelle im Sommer wohl nicht gerechnet hat, ist Stefan Lainer von der SV Ried. Der Neuzugang – er kam vom FC Liefering – setzte sich bei den Innviertlern rechts hinten auf Anhieb durch und wurde mit Fortdauer der Herbstsaison immer stärker. Der Höhepunkt: sein erstes Bundsligator in der letzten Runde gegen Wiener Neustadt. Lainer besticht einerseits durch eine hohe Athletik, andererseits durch seine gute Entscheidungsfindung in der Offensive. Lainer kann sogar eine noch höhere Flankengenauigkeit als Lienhart aufweisen (28,6%).
Michael Sollbauer (Wolfsberger AC)
Der WAC war das Überraschungsteam der abgelaufenen 19 Runde und führte eine Zeit lang sogar die Tabelle an. Ein wichtiger Faktor dafür war die defensive Stabilität, die durch eine außerordentlich starke Strafraumverteidigung aufbaute. Dementsprechend darf in dieser Auflistung der Abwehrchef der Wolfsberger, Michael Sollbauer, fehlen. Besondere Statistikwerte des WAC-Kapitäns: 126 klärende Aktionen und 17 geblockte Schüsse.
Michael Madl (Sturm Graz)
Während der WAC stark in die Saison startete und gegen Ende des Herbsts abfiel, machte der SK Sturm Graz die gegenteilige Entwicklung durch. Die Spielstile der beiden Teams waren dabei durchaus ähnlich, denn sie setzten auf eine mehr oder weniger klassische Kontertaktik und einer tiefen Verteidigungslinie. Was Sollbauer für den WAC war, war Michael Madl für die Steirer. Auch er verzeichnete eine hohe Anzahl an klärenden Aktionen (146) und blockte viele Schüsse (68). Andererseits zeigte er, dass er sich auch durchaus das Herausrücken im Pressing zutraut.
Nemanja Rnic (Wolfsberger AC)
Der dritte Innenverteidiger im Bunde ist Nemanja Rnic. Der 30-jährige Serbe war vor allem in den ersten elf Runden der kongeniale Partner von Sollbauer im WAC-Abwehrzentrum. Damals kassierte sein Team ligaweit die wenigsten Gegentreffer. Rnic ist ein ein ähnlicher Spielertyp wie die beiden genannten. Am Ball ist er eher unsicher (nur 61% Passquote in der gegnerischen Hälfte), im Zweikampf kompromisslos. Wenngleich hier öfter über die Strenge schlug: fünf gelbe Karten und ein Platzverweis.
Thomas Schrammel (Rapid Wien)
Links ist Thomas Schrammel gesetzt, der wohl konstanteste Spieler des SK Rapid im Herbst. Auch als sein Team zu Saisonbeginn nur schwer in die Gänge kam, zeigte die Leistungskurve des 27-Jährigen nach oben. Er wurde mutiger, war in seinen Aktionen strukturierter. So flankte er beispielsweise in der Hinrunde häufiger als jeder andere Bundesligaspieler, wirkte aber auch defensiv kaum anfällig. Zudem zeigte er seine Flexibilität und konnte auch rechts hinten problemlos eingesetzt werden.
Stefan Auer (Admira Wacker)
Die Herbstsaison ging für die Admira versöhnlich zu Ende, denn der Sieg gegen den WAC bedeutete das Ende einer zehn Spiele langen Durststrecke ohne Sieg. Der wohl konstanteste Spieler der Südstädter war Stefan Auer, der noch dazu taktisch flexibel und zuverlässig agierte. Auer spielte zum Beispiel auf beiden Außenverteidigerpositionen, sowohl links als auch rechts im Mittelfeld und ebenso zentral offensiv wie defensiv. Zwar stehen beim 23-Jährigen nur zwei Scorerpunkte, hinsichtlich der Dynamikfähigkeit ist er aber ein durchaus interessanter Spieler.
Philipp Netzer (SCR Altach)
Auf der Sechserposition nominieren wir einen Spielertypen, der nicht dem klassischen Bild des „Grasfressers“ entspricht: Philipp Netzer. Der Kapitän der Altacher spielt pro Spiel die meisten Pässe seines Teams und organisiert den hohen Zentrumsfokus. Nach vorne hin hält sich der 29-Jährige eher zurück und sichert die Vorstöße seiner Mitspieler – insbesondere jene von Lienhart – ab. So hatte er in 1326 Einsatzminuten zwar nur 17 Torschussbeteiligungen, aber die meisten Tackles und abgefangene Bälle seines Teams.
Stefan Nutz (SV Grödig)
Der SV Grödig musste aufgrund des letztjährigen Erfolgs einige Leistungsträger und Trainer Adi Hütter ziehen lassen. Einer der wenige Stützen, die geblieben sind, ist Stefan Nutz. Der 22-Jährige dürfte aber im Winter ebenfalls gehen, nämlich nach Deutschland. Ein Schritt, der ihm durchaus zuzutrauen ist. Nutz ist nämlich einerseits im Mittelfeld taktisch flexibel einsetzbar, andererseits für das dortige dynamik- und umschaltlastige Spiel durchaus passend. Seine Rolle beim SV Grödig haben wir vor kurzem erst ausführlich analysiert.
Kevin Kampl (Red Bull Salzburg)
Eine feste Größe in All-Star-Auswahlen ist Kevin Kampl. Auch im Herbst 2014 zählte er zu den absolut besten Spielern der Liga und bestach mit seinen gewohnten Qualitäten im Kombinations- und Umschaltspiel, sowie mit seiner Weiträumigkeit, taktischen Intelligenz und ungeheuerlichen Dynamik. Im Vergleich zur Vorsaison kommt der Slowene aber mittlerweile nicht mehr auf der Außenbahn zum Zug, die er ohnehin nicht konsequent besetzte, sondern agiert als Halbspieler in einer Mittelfeldraute. Eine Rolle, die ihm aufgrund seiner Fähigkeiten wohl noch etwas mehr entgegenkommt.
Alexander Grünwald (Austria Wien)
Die Wiener Austria stellt in diesem Auswahlteam nur einen Stammspieler, nämlich Alexander Grünwald. Die Ausbeute des 25-Jährigen ist mit vier Toren und zwei Assists zwar trotz seiner nominell hohen Grundposition eher überschaubar, er bringt jedoch Eigenschaften mit, die auf dieser Position gefragt sind und mit dem Profil eines klassischen Zehners durchaus übereinstimmen: weitreichendes Passspiel und dennoch eine gewisse Grundrobustheit bzw. –dynamik.
Conor O’Brien (SC Wiener Neustadt)
Der SC Wiener Neustadt überwintert erwartungsgemäß als Tabellenletzter, konnte sich in den letzten Runden aber etwas herantasten. Einer der wichtigsten Spieler der Niederösterreicher ist Conor O’Brien. Der 26-jähirge US-Amerikaner kam im Sommer vom Odense BK und hat im Allgemeinen einen hohen Aktionsradius. Er spielt teamintern pro Spiel die meisten Pässe (50), fing die meisten Bälle ab (45) und ist der drittbeste Torschütze.
Marcel Ziegl (SV Ried)
Eine ähnliche Konstante im zentralen defensiven Mittelfeld seines Teams ist Marcel Ziegl. Der Rieder besticht nicht nur mit klassischen Fähigkeiten eines Abräumers, insbesondere der Laufbereitschaft, sondern agiert strategisch auch sehr gut. Dies beschränkt sich jedoch nicht ausschließlich auf defensive Aufgaben, sondern Ziegl kann durchaus auch offensiv herausragen, wie beispielsweise sein Assist gegen Wiener Neustadt zeigte. Im 3-4-3 der Rieder ermöglichten diese Fähigkeiten, dass neben ihm mit Dieter Elsneg ein nominell sehr offensiver Spieler agieren konnte. Dass Ried in seiner Abwesenheit nur fünf von 21 möglichen Punkten holte, spricht ebenfalls für seine Wichtigkeit.
Kristijan Dobras (SC Wiener Neustadt)
Beim SC Wiener Neustadt erwartet man sich angesichts des Abstiegskampfs naturgemäß eher weniger spielerische Elemente. Für die wenigen technischen Highlights bei den Niederösterreichern sorgt in erster Linie Kristijan Dobras. Der 22-Jährige ist der Spieler zeigte schon im Frühjahr seine Qualitäten, als Wiener Neustadt gegen den Ball aktiver auftrat. Auch am Ende der Herbstsaison konnte der dynamische Mittelfeldspieler, der zu Saisonbeginn verletzt fehlte, aufdrehen, verbuchte in seinen letzten vier Spielen ebenso Scorerpunkte.
Jonathan Soriano (Red Bull Salzburg)
Der herausragende Spieler der Herbstsaison war Jonathan Soriano vom Tabellenführer Red Bull Salzburg. Der Spanier hält bereits bei 19 Toren, ist drauf und dran seinen Titel als Torschützenkönig zu verteidigen. Trotz seiner 29 Jährige dürfte er sich in den letzten Monaten noch weiterentwickelt haben. Insbesondere seine Freistoß- bzw. Schusstechnik sucht hierzulande seines gleichen. Soriano ist nicht aber nicht nur aufgrund seiner Tore für die Bullen ein enorm wichtiger Spieler. Er besticht nämlich auch durch taktisch gute Ausweichbewegungen sowie einem guten Verbindungsspiel.
Robert Beric (Rapid Wien)
Das erste halbe Jahr beim SK Rapid war für Robert Beric durchaus wechselhaft. Zu Beginn hatte der Slowene noch Anpassungsprobleme, da er sich zu sehr auf seine eigenen Stärken besann. Als mitspielender Stürmertyp unterscheidet er sich nämlich von Grund auf von seinem Vorgänger Terrence Boyd, der eine enorme Präsenz im Angriffszentrum ausstrahlte. Im Laufe der Herbstsaison fand Beric aber eine immer bessere Harmonie mit seinen Mitspieler und legt mittlerweile eine gute Balance zwischen seinem enorm starken Kombinationsspiel und der nötigen Strafraumpräsenz an den Tag. Mit einer Chancenverwertung von 46% ist er beispielsweise unter allen Stürmer der Liga, die mehr als zehn Schussversuche hatten, der abschlussstärkste.
Marco Djuricin (Sturm Graz)
Hinter Soriano und Beric folgt in der Torschützenliste mit Marco Djuricin ein österreichischer Stürmer. Der 22-Jährige konnte an seine starken Leistungen im Frühjahr anschließen und hält bei elf Saisonstoren. Das sind über 40% aller Treffer, die sein Team im Herbst erzielt hat – ein Indiz dafür, wie wichtig er für Sturm war. Von den Analgen her ist Djuricin ein durchaus kompletter Stürmer, jedoch legt er seinen Wirkungsbereich meist auf die Zonen rund um den Sechszehner. Lässt er sich für Ablagen zurückfallen, ist er mit seinen anschließenden Sprints in die Tiefe, jedoch meist gefährlich.
Omer Damari (Austria Wien)
Im violetten Wien stach ebenfalls ein Stürmer positiv heraus: Omer Damari. Der Israeli, der im Sommer gekommen ist, um den nach Frankreich abgewanderten Philipp Hosiner zu ersetzen, schlug am Verteilerkreis von Beginn an ein. Schon mit seinem zweiten Torschuss in der Bundesliga erzielte er seinen ersten Treffer. Damari ist ein Stürmer, der zwar durchaus agil, aber dennoch ständig in der Gefahrenzone zu finden ist. Die Konsequenz: starke Werte im Abschluss und eine hohe Torschussbeteiligung.
Alexander Semeliker, abseits.at
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Alexander Semeliker
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