Madrid ohne Modric – Reals Auftritte und Spielweise im Dezember (2)
Spanien 11.Januar.2015 Tobias Robl 0
Im ersten Teil dieser Serie ging es hauptsächlich um die mehr oder minder stark asymmetrisch angelegte Spielweise Real Madrids, die ihre Ursache vor allem in der Einbindung von Starspieler Cristiano Ronaldo hat. Abhängig davon, wie die Mittelfeldbesetzung der Madrilenen aussieht, ändert sich die Spielweise Reals deutlich und damit auch der Grad der Linkslastigkeit im Offensivspiel. Spielen Isco und Illarramendi gemeinsam auf den beiden Achterpositionen, ergeben sich stark veränderte Abläufe im Mittelfeld, Aufbau oder Angriffsspiel, wie wenn z.B. James und Isco gemeinsam auflaufen. Grundsätzlich werden diese veränderten Abläufe durch die Besetzung der linken Achterposition angestoßen, die damit zu einer Schlüsselposition im System von Trainer Carlo Ancelotti wird.
Drei Unterschiedliche Spielertypen für zwei Positionen
Isco, James und Illarramendi sind die Spieler, aus denen Ancelotti wählen kann, um die Achterpositionen zu besetzen. Dabei unterscheiden sich die Akteure von ihrem Fähigkeitsprofil aber deutlich voneinander.
Mit Asier Illarramendi verfügt Real über einen defensivstarken Achter, der auch auf der Sechserposition zum Einsatz kommen kann. Dabei ist Illarramendi kein neoklassischer Akteur, der sich vorrangig an der Ballzirkulation beteiligt, sondern eher ein Spieler für den Übergang vom ersten ins zweite Drittel. Durch situativ balancierende Ausweichbewegungen wie raumschaffendes Aufrücken oder herauskippende Bewegungen, gepaart mit seinem starken diagonalen Passspiel, forciert er relativ häufig raumgreifende Aktionen.
Im Vergleich zu Illarramendi ist Isco deutlich präsenter und dominanter in der Ballzirkulation, wobei er sich seinem Naturell entsprechend vorrangig über sein gutes Passspiel definiert. Dabei kann er sowohl als Achter als auch als klassischer Zehner eingesetzt werden. Neben diesen Fähigkeiten überzeugt Isco immer wieder auch mit kleinen und schnellen Dribblings, die allerdings kaum gegnerschlagend, sondern in der Regel eher raumgreifend sind.
Der dritte Akteur im Bunde – WM-Star James – kam im Sommer aus Monaco nach Madrid. Sein Wechsel hatte dabei zur Folge, dass Angel di Maria dem Ruf van Gaals folgte und zu den Red Devils nach Manchester wechselte. Schnell entstand so in der öffentlichen Wahrnehmung ein Bild vom Kolumbianer, das diesen als legitimen Nachfolger di Marias zeichnete.
Dabei wurde in den meisten Fällen allerdings kaum berücksichtigt, dass zwar beide Spieler im zentralen Mittelfeld auflaufen können, ansonsten aber auch relativ unterschiedliche Fähigkeiten besitzen. James ist in seiner Art Fußball zu spielen relativ linear, dynamisch und durchschlagskräftig, während di Maria wohl doch deutlich passstärker und pressingresistenter ist.
Die doch deutlichen andersartigen Charakteristika dieser drei Spieler führen dazu, dass je nachdem, wen Ancelotti aufstellt, deutliche Unterschiede in der Spielweise Reals beobachtbar sind.
Linksfokus mit Illarramendi und Isco
Wenn sowohl Isco als auch Illarramendi zum Einsatz kommen, ähnelt die Spielweise der Madrilenen relativ stark jener, die bereits im ersten Teil dieser Serie beschrieben wurde. Diese Variante entspricht auch noch am ehesten einer klaren 4-3-3-Formation. Durch Überladungen der linken Seite, auf der auch Isco zum Einsatz kommt, versucht man über Halbraumkombinationen nach vorne und über diagonale Passmuster in zentrale Räume zu kommen. So bindet man zum einen die Fähigkeiten Marcelos und Iscos ein und Ronaldo kann in zentralen Zonen seine Durchschlagskraft einbringen.
Die rechte Seite hingegen dient primär als Verlagerungsoption in späteren Angriffsphasen. Darüber hinaus sind die Kombinationen aus dem Aufbauspiel dort relativ linear. Man nutzt dabei die Dynamik und die individuelle Qualität Bales, gepaart mit Carvajals Lauf- und Sprintstärke, um über simples Ablagespiel Flügeldurchbrüche zu erzeugen.
Symmetrischer Angriffsvortrag mit Isco und James
Bei der zweiten Variante kommt Isco auf der rechten Achterposition zum Einsatz, während James auf der linken Seite eingebunden ist. Der Kolumbianer agiert hier dann verstärkt als einziger Balancespieler für Ronaldos freie Rolle. Durch seine vertikalen Läufe im Halbraum öffnet er zum einen Räume, die neben Kroos auch die Innenverteidiger immer wieder für Vorstöße nutzen. Zum anderen besetzt er so immer wieder den hohen Zwischenlinienraum oder rochiert in späteren Angriffsphasen auf den linken Flügel heraus, um dort die Breite zu geben.
In der Konsequenz kann Benzema sich im Sturmzentrum aufhalten, ohne dass der Gegner horizontal extrem weit einrücken kann. Mit Ronaldo als zweitem Stürmer bzw. nachstoßendem Akteur gelingt es Real mit dieser Variante in der Regel für große Präsenz in der Sturmmitte zu sorgen.
Weil es mit Isco auf der rechten Seite ein spielerisches Gegengewicht gibt, ist der Angriffsvortrag Reals mit dieser Variante insgesamt symmetrischer bzw. gleichmäßiger auf beide Spielfeldseiten verteilt. Der Balancerolle von James geschuldet, entspricht dieses System dann eher einem 4-4-2, als einem klaren 4-3-3.
Zwischenfazit
Grundsätzlich kann man das System der Spanier als Mischform zwischen zwei Formationen bezeichnen, auch wenn die diversen Zahlenkombinationen die Abläufe innerhalb desselben nicht oder nur ungenügend wiedergeben.
Entscheidend ist, dass im Falle eines aus Isco und Illarramendi und Kroos bestehenden Mittelfeldtrios eher ein 2-1-, als eine 1-2-Aufteilung in der Zentrale entsteht. Darin gibt es mit Isco einen nach links geschobenen Zehner und ein fast schon Doppelsechs-artiges Tandem mit Kroos und Illarramendi auf der anderen Seite. Spielen James und Isco gemeinsam, kehrt sich diese Staffelung um und neben einem klaren Sechser in Toni Kroos gibt es einen spielmachenden rechten Achter in Isco und mit James einen häufig auf den Flügel rotierenden Balancespieler..
Nachdem das Ballbesitzsitzspiel mit diesem und dem letzten Artikel ausführlich behandelt wurde, soll es im letzten Teil noch um die madrilenische Spielweise gegen den Ball gehen.
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