Rapid Bukarest vor dem Abgrund: Stockletzter, Fanprobleme und dubiose Transfers
Weitere Länder 17.Januar.2015 Daniel Mandl 0
Es geschah rund um Weihnachten 2012, als der rumänische Traditionsverein Rapid Bukarest seinen ausländischen Spielern Kündigungen schickte. Der Verein war pleite, musste Insolvenz anmelden und stieg in die zweite Liga ab. Nur ein halbes Jahr nach dem sofortigen Wiederaufstieg begeht Rapid Bukarest erneut einen Scheideweg.
Es begann mit Angreifer Blaze Ilijoski, der nach nur einem halben Jahr bei Rapid Bukarest wieder seine Koffer packte und zurück in seine mazedonische Heimat wechselte. Es folgten die Brasilianer Leandro Gláuber und Renan da Silva, sowie weitere ausländische Stammspieler wie Nemanja Milisavljevic, Vladimir Bozovic, Rui Duarte und Felipe Teixeira. Auch die besten rumänischen Kicker, wie etwa Calin Albut, Dorin Goga oder Romeo Surdu suchten während der Saison das Weite. Schon vor der Saison hatten Leistungsträger wie Dan Alexa oder Marcos António das sinkende Schiff verlassen. Viele dieser Spieler wechselten erst zu Saisonbeginn zum granatroten Eisenbahnerverein.
Sofortiger Wiederaufstieg
Am Ende der Saison 2012/13 stand Rapid Bukarest zwar im gesicherten Tabellenmittelfeld, erhielt aber keine Lizenz für die neue Saison und stieg automatisch in die zweite Spielklasse ab. Mit einer abgespeckten Mannschaft, aber trotzdem guter Mischung schaffte Rapid den sofortigen Wiederaufstieg. Immerhin ist hier von einem dreifachen rumänischen Meister, 14-fachen Vizemeister, 13-fachen Cupsieger und regelmäßigen Europacupstarter die Rede.
Von alten Fehlern und illegalen Transfers
Doch offensichtlich übernimmt sich der Verein erneut. Aktuell zählt der Kader des Hauptstadtvereins nur 19 Spieler, von denen viele erst nach dem Aufstieg geholt wurden. Nachdem zu Weihnachten 2012 auch der Präsident Constantin Zotta den Verein verließ, brach endgültig Chaos aus. Nicht nur einmal sah sich die neue Führung Spielerprotesten wegen ausständiger Gehälter gegenüber. Vor der Saison 2014/15 holte man erneut Legionäre aus Frankreich, Portugal und Senegal, die allesamt keine Verstärkung für den Klub darstellen, sondern lediglich den Rubel weiterrollen ließen, damit gewisse Interessensgemeinschaften am Kuchen rund um Rapid Bukarest teilhaben können. Passend dazu – und dennoch wegen eines länger vergangenen Delikts – wurde der einstige Hauptaktionär des Klubs, George Copos, zu drei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Es ging um illegale Transfers…
Letzter mit zwei Siegen und sieben Treffern
Anstatt aus der alten Tradition heraus neu zu wachsen, führt Rapid Bukarest die Tabelle in der rumänischen Liga 1 von unten an. Nach 17 Runden hält der Verein bei nur elf Punkten und steht damit auf dem letzten Platz. Das Team konnte nur zwei Siege einfahren und sieben Tore erzielen – der neuerliche, diesmal sportliche Abstieg ist vorprogrammiert. Nur drei der 19 Kaderspieler sind U21-spielberechtigt, der Rest wurde aus diversen verfügbaren Spielern zusammengewürfelt, wirklich positiv herausstechend ist niemand.
Rassismusproblem
Dafür machen die Fans Probleme. Schon in der Vergangenheit gab es immer wieder Geisterspiele, zumeist nach Spielen gegen den Lokalrivalen Steaua. Im vergangenen Oktober wurde der brasilianische Angreifer Wellington rassistisch beleidigt und mit Bananen beworfen. Der Schiedsrichter drückte beide Augen zu, drohte Wellington mit der roten Karte, wenn er sich weiter darüber aufrege. Der Trainer von Rapid Bukarest spielte den Vorfall ebenfalls auf aggressive Art herunter und warf dem Spieler Schauspielerei vor.
Moldauer Mehrheitseigentümer
Auch in der laufenden Winterpause machen wilde Gerüchte über Spielerentlassungen die Runde, die der Verein auf seiner Homepage später dementierte. Der Spielbetrieb für die laufende Saison sei jedenfalls gesichert, zumal vor drei Monaten der moldawische Geschäftsmann Valerii Moraru 94,72% der Klubanteile kaufte und dafür zwischen 2,7 und 4 Millionen Euro auf den Tisch blätterte. Wie nachhaltig diese Lösung ist, sei auch angesichts der aktuell chaotischen Lage im Klub und der Tabellensituation dahingestellt.
Bukarester Probleme
Alleine ist der Klub mit seinen Problemen in der Hauptstadt jedenfalls nicht. Dinamo Bukarest meldete im Mai Insolvenz an und verkaufte einen Großteil seiner Toptalente. Der Klubvorsitzende Cristi Borcea und Mäzen Gigi Netoiu wurden wegen Steuerhinterziehung zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Ein Champions-League-Playoffspiel gegen Lazio Rom vor über sieben Jahren steht zudem unter Manipulationsverdacht und wird demnächst die Ermittler beschäftigen. Sportlich besser steht es um Steaua Bukarest, das die rumänische Liga anführt. Das Rundherum ist aber ebenfalls kurios: Nach einer Klage des rumänischen Verteidigungsministeriums durfte der Verein den Namen Steaua, die Vereinsfarben Rot und Blau, sowie sein Wappen nicht mehr verwenden. Die Verwendung militärischer Symbole sei einem Verein, der nicht der Armee untersteht, nicht gestattet. Die Rede ist hier übrigens vom 25-fachen rumänischen Meister und ersten osteuropäischen Champions-League-Sieger (1986, damals Europapokal der Landesmeister). Steaua spielt derzeit nur auf Bewährung im Europacup, wegen eines Verstoßes gegen die Zulassungskriterien der UEFA…
Daniel Mandl, abseits.at
Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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