Die Championship ist die zweithöchste englische Spielklasse und kaum woanders kämpfen so viele ehemalige Erstligisten mit meist großen Namen um die Rückkehr ins Fußballoberhaus.... Die Liga der großen Namen – wer schafft den Sprung zurück in die Premier League?

England - FlaggeDie Championship ist die zweithöchste englische Spielklasse und kaum woanders kämpfen so viele ehemalige Erstligisten mit meist großen Namen um die Rückkehr ins Fußballoberhaus. 18 der 24 Teams spielten schon in der Premier League (also waren seit Anfang der 90iger erstklassig), 7 Europacup-Trophäen und 15 Meister- bzw. 36 FA-Cup-Medaillen hängen in den Vitrinen des prominenten Teilnehmerfeldes.

Am Samstag steht schon der 31. Spieltag am Programm. Wir analysieren die Ausgangssituation im spannenden Aufstiegsthriller, bevor in der Championship das letzte Saisondrittel beginnt. Auch wenn bei noch 16 zu spielenden Runden der Ausdruck „Restprogramm“ etwas verwegen ist, möchten wir ihn trotzdem verwenden. Wir werfen einen Blick auf die noch bevorstehenden Aufgaben, analysieren die aktuelle Form und was sonst noch für oder gegen einen Aufstieg sprechen könnte.

Drei Aufstiegsplätze gibt es. Die ersten beiden Mannschaften steigen fix auf. Der Dritte spielt ein Hin- und Rückspiel gegen den Sechsten, ebenso wie der Vierte gegen den Fünften. Diese beiden Sieger pilgern danach ins Wembley um sich den dritten Aufstiegsplatz auszuspielen. Wir werfen einen Blick auf die acht Mannschaften die momentan die besten Karten haben.

In der Poleposition: Middlesbrough FC (59 Punkte)

Nach einem mäßigen Saisonstart mit vier Niederlagen aus den ersten fünf Partien kratzte man noch rechtzeitig die Kurve. Man hielt damals trotz Gegenwind am Spanier Aitor Karanka als Manager fest, der in der Folge die stärkste Defensive der Championship formte. Nur 20 Gegentreffer musste Boro in dieser Saison hinnehmen. Seit dem sechsten Spieltag hat man überhaupt nur in einem Spiel mehr als ein Tor kassiert. Somit wiegt es auch nicht so schwer, dass die Vorderleute etwas torungefährlicher sind. Die Form spricht absolut für den Ex-Klub von Emanuel Pogatetz. Zuletzt fünf Siege in Serie, acht Spiele mittlerweile ungeschlagen – kein Team in der Championship ist momentan so formstark wie Boro. Doch der Haken: bei vier direkten Aufstiegskonkurrenten muss man noch auswärts ran. Da es bislang aber ergebnistechnisch kaum einen Unterschied machte, ob man daheim oder in der Fremde antrat, schaut’s gar nicht so schlecht aus, mit dem Comeback nach sechs Jahr zurück in die Premier League. Doch mit nur einem Punkt Vorsprung auf den „Nicht-Direkt-Aufstiegsplatz“ drei, muss man die Form halten um auch am Ende jubeln zu dürfen.

Die Verfolger: AFC Bournemouth und Derby County (je 58)

Die besten Ausgangspositionen auf den zweiten fixen Aufstiegsplatz haben die Teams vom AFC Bournemouth und Derby County, mit je 58 Punkte. Damit fehlt nur ein Punkt auf Middlesbrough, auf die Konkurrenz darf man sich auch schon einen Umfaller leisten. Mit acht Punkten Vorsprung auf Platz 7 sieht’s zumindest mit der Play-Off Teilnahme momentan recht gut aus.

Der kleine AFC Bournemouth rockt die Liga. So fertigen die „Cherries“ im Herbst zwei bekannten Namen ab: 8:0 in Birmingham und 6:1 beim FC Blackpool. Die Tormaschine von Coach Eddie Howe fegt über die Liga, doch zu oft verhindern Konzentrationsfehler oder kleine Unachtsamkeiten im entscheidenden Moment eine noch bessere Ausgangslage. So wie am Dienstag, als man im direkten Duell um Platz zwei im Heimspiel gegen Derby noch den bitteren Ausgleich hinnehmen musste. Das Restprogramm sieht am Papier zumindest am Leichtesten von allen Aufstiegskandidaten aus. Dazu könnte auch die Auswärtsstärke das Zünglein an der Waage werden.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Teams, schnupperte die Mannschaft von der Südküste noch keine Erstligaluft. Im Gegenteil! Vor vier Jahren spielte man noch viertklassig, nun könnte man im zweiten Jahr gleich den Aufstieg in die oberste englische Spielklasse schaffen.

Dem Spitzenduo im Nacken sitzt Derby County. Bekannte Namen fegen durch den Pride Park. An der Linie coacht mit Steven McLaren ein ehemaliger Teamchef die „Rams“. Vorne soll der ehemalige Aston-Villa-Torjäger Darren Bent die Tore machen. Während der im Herbst ausgeliehene und da groß aufspielende Jordan Ibe zum FC Liverpool zurückbeordert wurde, konnte mit Tom Ince von den Hull City Tigers ein prominenter Nachfolger gefunden werden. Zuletzt punktete man konstant, die Formkurve zeigt nach oben! Doch vieles wird sich in den Spielen zwischen Mitte März und Anfang April entscheiden: Da warten dann gleich fünf Aufstiegskonkurrenten. Bleibt man da erfolgreich, ist die Basis für ein Comeback nach über sechs Jahren Premier League Abstinenz gelegt.

Auf Relegationskurs: Ipswich Town (54) und Watford FC (53)

Ähnlich wie bei Derby wird sich auch für Ipswich der Weg innerhalb weniger Wochen weisen. Im März muss man zu Middlesbrough, Norwich, Watford und Leeds, dazu kommt noch das Sensationsteam aus Bournemouth an die Portman Road. Zu Hause sind die „Tractor Boys“ zwar eine Macht, aber Auswärtsfahrten mochte man heuer nicht so wirklich. Ab April sieht der Spielplan am Papier zumindest wieder einfacher aus, liegt man da noch im Rennen könnte der Klub erstmals seit 1994 wieder in der höchsten englischen Spielklasse vertreten sein. Doch zuletzt setzte es drei Niederlagen in sechs Spielen, so hat sich die ganz gute Ausgangsposition zu Jahreswechsel jetzt doch etwas verschlechtert. Schon zum Saisonstart kam man ganz schlecht aus den Startlöchern, nur ein Sieg aus den ersten fünf Spielen kosteten Mick McCarthy (ehemals Wolves) fast den Job. Nicht zuletzt die 19 Tore des Topscorers der Liga, Daryl Murphy, sorgten danach aber für Entspannung.

Der Klub aus dem Umland Londons, der nicht zuletzt dank Elton John Anfang des Jahrtausends international bekannt wurde, möchte nach acht Jahren wieder zurück in die Premier League. Und wenn man so weiter macht sieht’s gar nicht so schlecht aus. Von den letzten fünf Partien wurden vier gewonnen. Doch der Restspielplan der „Hornets“ liest sich nicht so gut, daheim wartet der Tabellenführer und dazu noch einige prominente Gegner auswärts! Das könnte noch sehr eng werden mit dem Playoff Platz.

Alles noch in der eigenen Hand: Brentford FC (52), Norwich City (50) und Wolverhampton (48)

Der Brentford FC hält momentan das letzte Play-Off Ticket inne. Der Aufsteiger ist die große Sensation der Liga, doch mit dem billigsten Kader der oberen Tabellenhälfte und dem kleinen Stadion wird die Ausgangslage nicht unbedingt einfach. Zuletzt ging dem krassen Außenseiter im Aufstiegskampf etwas die Luft aus, vor allem das Toreschießen fällt momentan schwer. Doch die Hoffnung bei den „Bees“ lebt trotzdem, denn das Restprogramm ist halbwegs passabel und wenn man wieder zurück in die Spur findet, ist noch alles möglich.

Doch im Nacken hängt schon Absteiger Norwich City. Die Kanarienvögel haben kadertechnisch beste Voraussetzungen für einen Platz unter den ersten sechs. Das Team von Neil Adams kam zuletzt richtig gut in Form, 27 Tore in den letzten zehn Partien sprechen für die Offensivqualitäten rund um Torjäger Cameron Jerome (14 Tore).

Am Samstag trifft man daheim auf Wolverhampton, ein ganz wichtiges Spiel, könnte man mit einem Sieg schon eine kleine Lücke zu Platz 8 aufreißen.Der ehemalige Maierhofer-Klub Wolverhampton liegt also mit vier Punkten Rückstand auf einen Playoff-Platz in Lauerstellung. Auf den direkten Aufstiegsplatz fehlen schon zehn Punkte, somit liegt der Fokus nun auf ein Ticket fürs Wembley-Weekend. Auch bei den „Wolves“ passt die Form, nur eine Niederlage in den letzten zehn Spielen geben Optimismus den kleinen Rückstand noch aufzuholen. Doch dazu müsste man vorne etwas zielgenauer werden, nur 38 Treffer sind nicht wirklich aufstiegsreif. Dazu kosten zu viele Unentschieden immer wieder entscheidende Punkte. Großes Plus: Die Wölfe schlüpfen in die Rolle des Jägers und spielen andererseits noch gegen sechs der sieben Mannschaften die in der Tabelle vor ihnen platziert sind. Somit hat man noch alles in der eigenen Hand.

Der Rest

Die Hoffnung stirbt zuletzt und 16 der 46 Runden sind noch zu spielen. So darf sich Blackburn (42) oder Nottingham (40) mit einem Lauf noch Hoffnungen auf ein Top sechs Finish machen. Spätestens ab Platz 11 beginnt dann aber schon der direkte Abstiegskampf, ist doch das Mittelfeld sehr knapp beisammen. Nur Wigan (22 Punkte) und Blackpool (20) sind schon etwas abgeschlagen und werden wohl in die League One absteigen.

Als Drittletzter steht Stefan Maierhofer und sein FC Millwall momentan auf dem 22. Platz, der auch den Abstieg in die dritte Liga bedeuten würde. Doch mit 30 Punkten liegt man nur neun Punkte hinter dem 11. Platz! Somit gibt es kein gesichertes Mittelfeld, es bleibt weiter hochspannend und keine Mannschaft wird sich in der Rückrunde eine Verschnaufpause gönnen dürfen..

Zum Abschluss das breite Mittelfeld ab Platz 11:

Sheffield Wednesday (39 Punkte), Birmingham (38), Bolton,Reading, Huddersfield (37), Cardiff (36), Leeds (35), Rotterham, Charlton (33), Brighton & Hove, Millwall (30).

Werner Sonnleitner, www.abseits.at

Werner Sonnleitner

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