Der erste Teil der Schlacht um die letzten vier Plätze für die Europameisterschaft 2012 ist geschlagen: Zwei Länder können die Tickets nach Polen oder... 0:3 und kein Torschuss – Türkei vor Playoff-Aus, ebenso wie Estland und Montenegro

Der erste Teil der Schlacht um die letzten vier Plätze für die Europameisterschaft 2012 ist geschlagen: Zwei Länder können die Tickets nach Polen oder in die Ukraine bereits buchen, bei zwei weiteren Paarungen bleibt es weiterhin spannend. abseits.at wirft einen Blick auf die Hinspiele des EM-Playoffs.

Giovanni Trapattoni trainiert die irische Auswahl seit nunmehr drei Jahren und darf sich seines Denkmals in Dublin bereits sicher sein. Der italienische Startrainer führt Irland mit hoher Wahrscheinlich zur Europameisterschaft 2012, die für Irland die erste seit 24 Jahren ist, zudem erst die zweite überhaupt. Nach zehn Jahren Abstinenz (damals die WM 2002 in Japan und Südkorea) darf Irland wieder an einem Großereignis teilnehmen. Irland erwischte Estland im Rahmen des wichtigsten Spiels in der Geschichte des estnischen Verbands auf dem falschen Fuß, spielte wesentlich agiler und zielstrebiger als die Kicker aus dem Baltikum. Der Spielverlauf tat sein Übriges: Estlands routinierter Abwehrchef Andrei Stepanov sah in seinem 87.Länderspiel bereits nach einer halben Stunde Gelb-Rot und beim Stand von 0:3 musste auch Vitesse-Arnheim-Legionär Raio Piiroja aufgrund einer Ampelkarte vom Platz.

Klar bessere Iren

Irland ließ sich vom Spielverlauf antreiben und zerlegte Estland am Ende auswärts mit 4:0. Aber auch ohne einen solchen Spielverlauf hätte Irland mit einem Auswärtssieg – vielleicht nicht in dieser Höhe – bereits in Tallinn alles klargemacht. Durch zwei Tore von Starstürmer Robbie Keane (Los Angeles Galaxy) und je einem Tor von Keith Andrews (Blackburn Rovers) und Jon Walters (Stoke City) behielten Trapattonis Kicker klar die Oberhand gegen einen Gegner, der für dieses Spiellevel einfach noch nicht weit genug ist. Estland schoss in der gesamten Partie nur zweimal aufs Tor der Iren – auf der anderen Seite stehen elf Torschüsse der Kleeblätter.

Ohnmacht in der Türkei

Ebenfalls mit einem Platz bei der EURO 2012 rechnen darf Kroatien. Vor 50.000 erwartungsvollen Fans in Istanbul durchlebten Ivica Olic, Mario Mandzukic, Luka Modric und Co. eine Sternstunde. Bereits nach zwei Minuten stand es 1:0 für Kroatien, weitere Tore von Mandzukic und Corluka stellten den 3:0-Auswärtssieg der Mannschaft von Slaven Bilic sicher. Kroatien hatte das Spiel über die vollen neunzig Minuten im Griff und bestach durch große technische Sicherheit und großen Ehrgeiz im Konterspiel. Der Türkei hingegen gelang gar nichts: In der gesamten Partie verzeichnete die Elf von Guus Hiddink nur einen einzigen Schuss in Richtung Tor – und selbst da musste Kroaten-Keeper Stipe Pletikosa nicht eingreifen. Kroatien hingegen schoss 13mal in Richtung und 9mal aufs Tor der Türken, die in Kroatien nun ein Fußballwunder brauchen, um den Kroaten das EM-Ticket noch zu stibitzen. Da Hin- und Rückspiel in diesem Fall nur vier Tage auseinanderliegen ist es höchst unwahrscheinlich, dass die türkischen Kicker, die sich nun an der Ehre packen müssen, sich bis zum Dienstagabend von dieser denkwürdigen Niederlage erholen können.

Dummes zweites Gegentor für Montenegro

In einer ausgeglichenen und zum Teil zerfahrenen Partie besiegte Tschechien Montenegro mit 2:0. Für die Tschechen entwickelte sich gegen den stets gut geordneten ersten Anzug der Montenegriner ein Geduldspiel, in dem der Schiedsrichter 46 Fouls pfiff. Montenegro kam in der zweiten Halbzeit zwar zu Chancen, ließ den Tschechen allerdings auch Räume, was Vaclav Pilar (Viktoria Plzen) zum 1:0 nach einer Stunde ausnützte. Am Ende zeigte sich wieder wie wichtig Routine in Playoffspielen ist: Die weitaus europaerfahreneren Tschechen schenkten Montenegro in der Nachspielzeit durch Tomas Sivok (Besiktas Istanbul) ein zweites Tor ein und gehen mit einem beruhigenden, aber noch lange nicht sicheren Polster ins Auswärtsspiel am Dienstag. Übrigens: Tschechien bzw. der Vorgängerstaat Tschechoslowakei waren bis jetzt bei jeder Europameisterschaft mit von der Partie. Ein unerwartetes Ausscheiden, für das Montenegro allerdings mindestens drei Tore erzielen muss, wenn die Entscheidung nicht im Elfmeterschießen fallen soll, wäre also ein absolutes Novum auf europäischer Bühne.

Portugal mit mehr Qualität als Bosnien

Völlig offen ist die Ausgangslage beim Duell zwischen Bosnien-Herzegowina und Portugal. Die Bosnier galten gegen die von Cristiano Ronaldo angeführte portugiesische Mannschaft im Vorfeld als gefährlicher Underdog. Die Elf von Trainer Safet Susic wäre ein Gegner, der den technisch versierten Kickern von der iberischen Halbinsel nicht liegen würde: Körperlich robust, laufstark und doch technisch stark. Aber Portugal stellte die etatmäßigen Kräfteverhältnisse recht schnell her und übernahm in Zenica das Kommando. Das Chancenplus war am Ende auf Seiten der Portugiesen, allerdings hätte auch Vedad Ibisevic das Spiel in der Schlussphase für die Bosnier entscheiden können – unterm Strich steht aber ein 0:0. Die allgemeine internationale Routine spricht nun im Rückspiel in Lissabon für die Portugiesen, die zudem mit Cristiano Ronaldo einen der weltbesten Fußballer und damit einen Mann der gerade solche Spiele im Alleingang entscheiden kann, in ihren Reihen haben. Denkwürdig wird das Rückspiel so oder so: Einerseits weil tausende bosnische Fans ihrem Team nachfliegen und das Stadion in einen Hexenkessel verwandeln werden. Nach dem Hinspiel sind die Qualifikationschancen für Bosnien in Takt und der 15.November 2011 könnte zu einem Feiertag für den jungen Staat werden. Andererseits steht Portugal unter Druck und muss eine überzeugende und am Ende des Tages auch faktisch erfolgreiche Leistung bringen. Bei den letzten vier EM-Endrunden kam Portugal jeweils mindestens ins Viertelfinale – wenn die Qualifikation für das Großereignis 2012 nicht gelingt, sind Trainer Paulo Bentos Tage nach nicht mal zwei Jahren voraussichtlich gezählt.

Daniel Mandl, abseits.at

Daniel Mandl Chefredakteur

Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen

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