Die Akte Schaub: Aktuelle Probleme und versteckte Qualitäten des Rapid-Toptalents
Bundesliga 6.März.2015 Daniel Mandl 0
Kurz vor dem Jahreswechsel wurde Rapid-Sternchen Louis Schaub 20 Jahre alt. Das bevorstehende Derby gegen die Wiener Austria könnte aber bereits das 90.Pflichtspiel in Grün-Weiß für den U21-Teamspieler sein. In der Kritik steht der quirlige Mittelfeldspieler trotzdem, denn den Fans geht es mit seiner Entwicklung deutlich zu langsam.
Schaub durchlebt eine Situation, mit der bei Rapid schon andere Toptalente zu kämpfen hatten. Allen voran wohl Veli Kavlak, der ebenfalls im Alter von 20 Jahren nahezu angefeindet wurde. Man vergaß als Beobachter oft, dass man weiterhin einem sehr jungen Spieler auf die Beine schaute. Die vielen Spiele und das frühe Debüt ließen das Alter ein wenig verschwommen aussehen. So ist es auch bei Schaub: Im Alter von 17 Jahren debütierte der gebürtige Deutsche für Rapid. Das Rapid-Trikot streifte er mit gewaltigen Vorschusslorbeeren über – Schaub wurde vorab als Jahrhunderttalent positioniert.
Saisonstatistiken auf einen Blick
Die sofort sichtbaren Statistiken Schaubs: In seiner Schnuppersaison erzielte er in der letzten Bundesligarunde seine ersten beiden Bundesligatore gegen die SV Ried. 2013/14 zeigte der Youngster vor allem im Herbst was in ihm steckt: Drei Tore in der Liga, vier in der Europa-League-Qualifikation – dafür fiel er im Frühjahr in eine Formkrise. In der laufenden Saison konnte sich Schaub aus ebendieser Krise noch nicht befreien: Ein Doppelpack gegen Wiener Neustadt, sowie drei Tore gegen HJK Helsinki waren die ganze Ausbeute des Linksfußes.
Kritik durch die Fans
Gleichzeitig wollen viele Fans den jungen Rechtsaußen, der eher als einrückender äußerer Mittelfeldspieler in Barisic‘ 4-2-3-1 zum Einsatz kommt, lieber auf der Tribüne als auf dem Platz sehen. Das zu wenig zielgerichtete und im Abschluss zahnlose Spiel des 20-Jährigen verärgert viele Fans. Schaub sei gerade in dieser schwierigen Phase seiner Karriere zu selbstbezogen, versucht seinen persönlichen Erfolg zu erzwingen, spielt nicht im Rahmen der mannschaftlichen Struktur. Der negative Höhepunkt war seine Chance gegen den SK Sturm, als er alleine vor dem Keeper mit einem Haken an ebendiesem scheiterte, anstatt Florian Kainz den Ball zum sicheren Treffer zu servieren.
Einer der besten Einleiter der Liga
Wenn man jedoch ein wenig tiefer gräbt, erkennt man, dass Schaubs Spiel für Rapid derzeit nicht so schlecht ist, wie es vielleicht wirkt. Durch die hohe Veranlagung des jungen Dribblers und der damit verbundenen geringen Ausbeute, wirkt sein Spiel unfertig und ineffizient. Schaub spielt eher „unter seinen Möglichkeiten“ als „schlecht“. Neben zwei Toren und zwei Assists war der Offensivspieler nämlich auch an der Einleitung von sieben weiteren Treffern (Assist-Assists) beteiligt. Mehr als jeder andere Rapid-Spieler. Ligaweit nimmt Schaub in dieser Wertung den dritten Platz ein, ex aequo mit Jonatan Soriano und nur von Marcel Sabitzer (10) und dem zu Dortmund abgewanderten Kevin Kampl (15) übertrumpft.
Aufgrund des Einrückens: Sehr wenige Flanken
Durch Schaubs regelmäßiges Einrücken und seine Stärke in der Zentrale ist er auch für das offensive Positionsspiel Rapids wertvoll. Dies geht allerdings auf Kosten seines Flügelspiels, was sich auch in seinen Statistiken niederschlägt: Er schlug nur 15 Flanken, von denen lediglich zwei einen Abnehmer fanden. Austrias Daniel Royer, im Laufe der Saison 250 Minuten kürzer auf dem Platz, schlug 28 Flanken und weist dabei eine ums Doppelte bessere Erfolgsquote auf. Meilinger schlug sogar 43 Flanken, ebenfalls bei höherer Erfolgsquote als Schaub.
Positive Asymmetrie und gute Passwerte
Für Rapids Spiel ist dies aber auch kein Nachteil, zumal es kaum Abnehmer für Flanken gibt und das Brechstangenspiel unter Barisic keinen Einzug findet. Das asymmetrische Verhalten der beiden etatmäßigen Flügel Rapids (die eigentlich beide keine Flügel sind) ist ebenfalls kein Problem. Kainz flankt von der linken Seite deutlich mehr als der stark einrückende Schaub von rechts, sichert zudem mehr Bälle. Schaub verzeichnete in der laufenden Saison erst 18 Ballsicherungen (äußerst wenig!), kann dafür mit hoher Passgenauigkeit in der gegnerischen Hälfte punkten. 76,8% beträgt seine allgemeine Passquote, 73,2% in der Hälfte des Gegners – dies wiederum sind gute Werte und angesichts der geringen Positionstreue und des häufigen Einrückens Schaubs wichtige Aspekte, damit Rapid das Spiel verlagern kann.
Sehr viele Zweikämpfe und Tacklings
Auch am Einsatz scheitert es nicht: Schaub bestritt in der laufenden Saison 328 Zweikämpfe und gewann 51,8%. Mit dieser Anzahl an Zweikämpfen liegt Schaub im absolut oberen Bereich der Offensivspieler in der tipico Bundesliga. Von seinen 34 Tacklings waren 25 und damit 73,5% erfolgreich, was wiederum ein durchschnittlicher, aber kein schlechter Wert ist.
Es liegt nur am Killerinstinkt
Die tatsächlichen Probleme Schaubs sind nun also am Flankenspiel und im Abschluss aufzuhängen. Der Youngster schießt schlichtweg zu wenige Tore, braucht zu viele Chancen. Die Flankenschwäche kann man hingegen relativ sehen und mit der gesteigerten Ball- und Passsicherheit aufwiegen. Fakt ist aber, dass Schaub – wenn auch nicht immer auffällig – dem Rapid-Spiel nicht so schlecht tut, wie es den Anschein hat. Hätte der Mann mit der kolportierten 2-Millionen-Euro-Ausstiegsklausel schon zwei bis drei Saisontore mehr, spräche man allgemein von einer guten Saison und einer Steigerung. Doch aufgrund des Abschlusspechs, das sicher auch dem sinkenden Selbstvertrauen geschuldet ist, gibt man sich öffentlich statt himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Obwohl die Situation besser ist, als sie im ersten Moment wirkt.
Daniel Mandl, abseits.at
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Daniel Mandl Chefredakteur
Gründer von abseits.at und austriansoccerboard.at | Geboren 1984 in Wien | Liebt Fußball seit dem Kindesalter, lernte schon als "Gschropp" sämtliche Kicker und ihre Statistiken auswendig | Steht auf ausgefallene Reisen und lernt in seiner Freizeit neue Sprachen
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