Villarreal macht sich in dieser Saison wieder einen Namen. Nach einer kleinen Krise und einem Tief nach dem langen Hoch von 2004 bis 2010 sind sie wieder stark im Aufwind. Die Saison 2012/13 verbrachten sie in der zweiten Liga, Schlüsselspieler wie Giuseppe Rossi, Nilmar oder Borja Valero hatten den Verein nach dem Abstieg verlassen; doch nach nur einem Jahr gab es wieder die Rückkehr in die erste Liga Spaniens.
In La Liga konnten sie die vergangene Saison in den Top-6 beenden. Auch dieses Jahr stehen die Vorzeichen gut. Ein Mann ist hierbei – neben Trainer Marcelino – mitentscheidend: Neuzugang Luciano Vietto. Aktuell dürfte er – noch vor den Gebrüdern Dos Santos oder Denis Cheryshev – als der umworbenste Spieler Villarreals gelten.
Supertalent mit falsch eingeschätztem Potenzial
Luciano Viettos Marktwert dürfte zurzeit wohl über 20 Millionen € liegen. Villarreal wird ihn nur schwerlich unter dieser Summe verkaufen. Doch vor ein paar Jahren scheiterte Vietto sogar bei Estudiantes und Rosario Central in der Jugend; er galt als etwas zu klein und zu unpräsent am Ball. Letztlich schloss sich Vietto, nachdem er nach zwei Jahren bei Estudiantes mit 17 die Akademie verlassen musste, Racing Club an. Was Vietto damals nicht ahnen konnte: Er würde nicht lange in der Jugend Racing Clubs spielen.
Passenderweise landete er nämlich bei jenem Verein, den zu jener Zeit Diego Simeone trainierte. Er schätzt die Attribute, die Vietto besitzt, und kann sie auch adäquat einschätzen: Laufstärke, Nutzung der Dynamik, Spielintelligenz im Verbund mit unermüdlichem Kampf. Unter ihm erhielt Vietto nicht nur seinen Profivertrag, sondern sein Debüt im Profifußball. Simeone verließ Racing Club zwar bereits nach wenigen Monaten Richtung Atlético Madrid, doch im Laufe des nächsten Jahres spielte sich Vietto auch bei Simeones Nachfolger ins Rampenlicht und debütierte letztlich im Dezember 2012 von Beginn an.
Nach einer starken Saison 2012/13 gab es Interesse mehrere Topvereine aus Deutschland, England und Italien. Doch Vietto blieb noch ein Jahr in Argentinien, schien aber zu stagnieren. Villarreal holte ihn im Sommer 2014 für eine Summe von 5,5 Millionen € – im Nachhinein ein Schnäppchen.
Wühler, Beißer und Kombinationsstürmer
In den bisherigen 26 Spielen bei Villarreal traf Vietto schon zwölfmal, bereitete auch ein paar weitere Tore vor, oder leitete sie ein. Damit hat er bereits eine überaus gute Quote, welche deutlich über seinen Werten aus der Zeit in der eigentlich schwächeren argentinischen Liga liegt. Die Ursache dafür? Er passt fast perfekt in das System Marcelinos bei Villarreal!
Im Normalfall verteidigt „das gelbe U-Boot“ in einem extrem kompakten und positionsorientierten 4-4-2. Die zwei Stürmer agieren ziemlich tief und müssen sehr viel verschieben, sowohl vertikal als auch horizontal. Das erfordert also nicht nur das situative Attackieren der gegnerischen Innenverteidiger, sondern auch ein weites Zurückfallen in die eigene Hälfte, Rückwärtspressing auf die gegnerischen Sechser, Zustellen der zentralen Räume und andauerndes Verschieben zum Ball, wenn dieser auf die Flügel gespielt wird.
Vietto erfüllt diese Aufgaben mit seiner Laufstärke und Spielintelligenz enorm gut. Immer wieder kann er durch seine Dynamik und Ausdauer Räume gut zustellen, erfüllt die von Marcelino geforderten Aufgaben an seine Stürmer auf höchstem Niveau und ermöglicht somit die enorm defensivstabile Ausrichtung gegen den Ball Villarreals. Wegen der defensiven und tiefen Ausrichtung des Kollektivs und der Stürmer lebt Villarreal natürlich in gewisser Weise auch vom Umschaltspiel, beziehungsweise legt es nach Balleroberungen darauf an, sehr weiträumige Konter zu fahren.
Hierfür ist Vietto womöglich sogar der wichtigste Schlüsselspieler. Keiner der anderen Akteure im Kader kann scharfen Anspiele so gut verarbeiten, sich unter Druck durchsetzen und den Konter ins Rollen bringen. Villarreal spielt nämlich ohne Ablagen nach langen Bällen auf einen Zielspieler, sondern kombiniert sich nach Balleroberungen mit vielen Spielern und schnellem Kurzpassspiel aus dem gegnerischen Gegenpressing heraus.
Ihre tiefe und kompakte Spielweise ermöglicht ihnen dies, aber dadurch haben sie natürlich oftmals wenige Spieler vorne und einen weiten Weg zum gegnerischen Tor. Vietto ist Gold wert, weil er diese Spielweise im Spiel nach vorne effektiv gestaltet, indem er auch unter Druck den Ball behauptet, sich im Dribbling durchsetzen kann und auch nach Ballverlusten mithilfe seines schnellen Nachsetzens sich den Ball oft direkt wieder zurückholt. Danach setzt er abermals den Vorwärtsgang ein, überrennt Gegenspieler teilweise einfach, oder kombiniert mit seinem Mitspieler und fordert die Pässe hinter die Abwehr.
Insgesamt wirkt er dadurch teilweise wie ein hoffnungsloser Wühler und instabiler Akteur, doch seine enorme Zahl an guten Pressingaktionen, seine starken Aktionen am Ball und seine Fähigkeit sich fast im Alleingang in vielversprechende Abschlusspositionen zu bringen, machen ihn zu einem extrem wichtigen und starken Spieler. Und: Solche Spielertypen sind selten.
Wohin des Weges, Luciano?
Viettos große Stärke – und seine mögliche Schwäche in der Jugend – ist, dass er einmalige Fähigkeiten hat, die sich in bestimmten Kontexten enorm stark und in anderen kaum äußern. In einem gegen den Ball passiven, auf Flanken von den Seiten orientierten und mit vielen hohen Bällen im Ballbesitzspiel fokussierten Spielsystem könnte Vietto wohl nur punktuell für Gefahr sorgen. Bei einer Mannschaft wie Villarreal – oder z.B. auch Borussia Mönchengladbach – werden seine einzelnen Stärken wiederum sehr gut eingebunden.
Würden seine starken Läufe im letzten Drittel bei eigenem Ballbesitz und seine Laufstärke im höheren Pressing beispielsweise noch fokussierter eingesetzt werden, könnte er noch bessere Leistungen zeigen. Spielertypen wie Vietto gibt es selten. Er ist dribbelstärker, wühlender und kombinativer als Akteure wie Ivica Olic, die sich ebenfalls über ihre Laufstärke, Intensität und guten Bewegungen definieren. Im Gegensatz zu Müller ist er aktiver am Ball und präsenter, obgleich er natürlich nicht ansatzweise mit dessen absurdem Torinstinkt und Bewegungsspiel mithalten kann.
Am ehesten könnte man Vietto als den etwas weniger talentierten und spielstarken Alexis Sanchez sehen. Arsenals Offensivallrounder kann nämlich ebenfalls den Ball ungemein gut behaupten, schnell kombinieren und mit purer Athletik glänzen. In puncto Kreativität und Dribbling ist er aber leider nicht auf Höhe des Chilenen; deswegen bleibt auch abzuwarten, ob Vietto jemals Summen wie Sanchez auf dem Transfermarkt generieren wird. Doch unabhängig davon ist Vietto ein herausragender Stürmer – wenn man weiß, wie man ihn einsetzen muss.
Zum Abschluss haben wir einige Videos für euch, die seine Spielweise veranschaulichen sollen. Wir beginnen mit einem Best Of und zeigen dann seine Aktionen in drei einzelnen Spielen.
René Maric, www.abseits.at
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Rene Maric
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